Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

Wieder dieses peinliche Hinauslugen auf den Gang. Teufel, gerade vor der Wohnung tratschten zwei Weiber ins Endlose. Und ich mußte jetzt fort, wenn nun der Lohndiener wieder kam. Endlich, nach einer Ewigkeit trennten sich die beiden Hexen. Ich hörte zwei Thüren zuschlagen, trat rasch aus der Küche hinaus und sperrte die Thüre hinter mir ab. Im selben Augenblicke fiel mir ein, ich hatte meinen Stock vergessen. Zurück! Ich war so verwirrt, daß ich ins Zimmer schritt und alles hinter mir offen ließ. Als ich zurück kam, sah ich am Ende des Corridors einen schlanken Soldaten verschwinden. Er mußte an der offenen Thür vorbeigekommen sein. Jetzt schloß ich aber sorgsam zu. Fast laufend verließ ich das Haus. Niemand begegnete mir, niemand sah mich.

In der frischen Luft wurde ich wieder ruhig. Langsam schritt ich die breite, belebte Hauptstraße hinunter und warf ganz frech Ernsts Zimmerschlüssel in ein Kellerloch. Am Ende der Straße blieb ich stehen und überlegte, was ich nun beginnen sollte.

Es war mir zu fade, nach Hause zu gehen.

Da fiel mir eine großartige Idee ein. Jetzt in dieser Stimmung wollte ich Kunst genießen.

Wieder dieses peinliche Hinauslugen auf den Gang. Teufel, gerade vor der Wohnung tratschten zwei Weiber ins Endlose. Und ich mußte jetzt fort, wenn nun der Lohndiener wieder kam. Endlich, nach einer Ewigkeit trennten sich die beiden Hexen. Ich hörte zwei Thüren zuschlagen, trat rasch aus der Küche hinaus und sperrte die Thüre hinter mir ab. Im selben Augenblicke fiel mir ein, ich hatte meinen Stock vergessen. Zurück! Ich war so verwirrt, daß ich ins Zimmer schritt und alles hinter mir offen ließ. Als ich zurück kam, sah ich am Ende des Corridors einen schlanken Soldaten verschwinden. Er mußte an der offenen Thür vorbeigekommen sein. Jetzt schloß ich aber sorgsam zu. Fast laufend verließ ich das Haus. Niemand begegnete mir, niemand sah mich.

In der frischen Luft wurde ich wieder ruhig. Langsam schritt ich die breite, belebte Hauptstraße hinunter und warf ganz frech Ernsts Zimmerschlüssel in ein Kellerloch. Am Ende der Straße blieb ich stehen und überlegte, was ich nun beginnen sollte.

Es war mir zu fade, nach Hause zu gehen.

Da fiel mir eine großartige Idee ein. Jetzt in dieser Stimmung wollte ich Kunst genießen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0125" n="127"/>
          <p>Wieder dieses peinliche Hinauslugen auf den Gang. Teufel, gerade vor der Wohnung tratschten zwei Weiber ins Endlose. Und ich mußte jetzt fort, wenn nun der Lohndiener wieder kam. Endlich, nach einer Ewigkeit trennten sich die beiden Hexen. Ich hörte zwei Thüren zuschlagen, trat rasch aus der Küche hinaus und sperrte die Thüre hinter mir ab. Im selben Augenblicke fiel mir ein, ich hatte meinen Stock vergessen. Zurück! Ich war so verwirrt, daß ich ins Zimmer schritt und alles hinter mir offen ließ. Als ich zurück kam, sah ich am Ende des Corridors einen schlanken Soldaten verschwinden. Er mußte an der offenen Thür vorbeigekommen sein. Jetzt schloß ich aber sorgsam zu. Fast laufend verließ ich das Haus. Niemand begegnete mir, niemand sah mich.</p>
          <p>In der frischen Luft wurde ich wieder ruhig. Langsam schritt ich die breite, belebte Hauptstraße hinunter und warf ganz frech Ernsts Zimmerschlüssel in ein Kellerloch. Am Ende der Straße blieb ich stehen und überlegte, was ich nun beginnen sollte.</p>
          <p>Es war mir zu fade, nach Hause zu gehen.</p>
          <p>Da fiel mir eine großartige Idee ein. Jetzt in dieser Stimmung wollte ich Kunst genießen.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0125] Wieder dieses peinliche Hinauslugen auf den Gang. Teufel, gerade vor der Wohnung tratschten zwei Weiber ins Endlose. Und ich mußte jetzt fort, wenn nun der Lohndiener wieder kam. Endlich, nach einer Ewigkeit trennten sich die beiden Hexen. Ich hörte zwei Thüren zuschlagen, trat rasch aus der Küche hinaus und sperrte die Thüre hinter mir ab. Im selben Augenblicke fiel mir ein, ich hatte meinen Stock vergessen. Zurück! Ich war so verwirrt, daß ich ins Zimmer schritt und alles hinter mir offen ließ. Als ich zurück kam, sah ich am Ende des Corridors einen schlanken Soldaten verschwinden. Er mußte an der offenen Thür vorbeigekommen sein. Jetzt schloß ich aber sorgsam zu. Fast laufend verließ ich das Haus. Niemand begegnete mir, niemand sah mich. In der frischen Luft wurde ich wieder ruhig. Langsam schritt ich die breite, belebte Hauptstraße hinunter und warf ganz frech Ernsts Zimmerschlüssel in ein Kellerloch. Am Ende der Straße blieb ich stehen und überlegte, was ich nun beginnen sollte. Es war mir zu fade, nach Hause zu gehen. Da fiel mir eine großartige Idee ein. Jetzt in dieser Stimmung wollte ich Kunst genießen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900/125
Zitationshilfe: Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hagenauer_muspilli_1900/125>, abgerufen am 21.11.2024.