Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900.Da schläft der jammervolle Lebensgaukler in stumpfer Trunkenheit. Um morgen sein Possenleben wieder zu beginnen? Er rauchte Trabucos und litt dabei Hunger. Der Typus des Monomanen. Er strebte nach der ersten Stelle in seiner Wirtshausgesellschaft und hielt den Schankknechten politische Vorträge. Einer jener unermüdlichen Sprecher, die niemals imstande sind, ihren unversieglichen Redefluß einzudämmen, die ohne logische Gedankenverbindung ins Blaue hineinreden und dann in Zorn gerathen, weil ihre Schlüsse dem widersprechen, was sie sich vorgenommen haben, auszudrücken. Zuweilen ergriff ihn die unwiderstehliche Laune, die Steine des Straßenpflasters, die Dielen in seinem Zimmer zu zählen oder den stieren Blick unausgesetzt auf die Spitzen seiner plumpen Füße zu heften. Keine Talente, keine selbstschöpferischen Gedanken, nur ein gutes Gedächtnis, das seinen Lippen fortwährend schlecht angebrachte Citate entströmen ließ. Seine Phantasie war oft in reger Thätigkeit, und er verfiel gerade dadurch immer ins Abgeschmackte, Possenhafte und gelangte zu Schlüssen, die vom Universellen aufs Singuläre übergiengen, Unheilbar, wie er war, weil seine Krankheit eine angeborene, eine im Momente der Zeugung vom Da schläft der jammervolle Lebensgaukler in stumpfer Trunkenheit. Um morgen sein Possenleben wieder zu beginnen? Er rauchte Trabucos und litt dabei Hunger. Der Typus des Monomanen. Er strebte nach der ersten Stelle in seiner Wirtshausgesellschaft und hielt den Schankknechten politische Vorträge. Einer jener unermüdlichen Sprecher, die niemals imstande sind, ihren unversieglichen Redefluß einzudämmen, die ohne logische Gedankenverbindung ins Blaue hineinreden und dann in Zorn gerathen, weil ihre Schlüsse dem widersprechen, was sie sich vorgenommen haben, auszudrücken. Zuweilen ergriff ihn die unwiderstehliche Laune, die Steine des Straßenpflasters, die Dielen in seinem Zimmer zu zählen oder den stieren Blick unausgesetzt auf die Spitzen seiner plumpen Füße zu heften. Keine Talente, keine selbstschöpferischen Gedanken, nur ein gutes Gedächtnis, das seinen Lippen fortwährend schlecht angebrachte Citate entströmen ließ. Seine Phantasie war oft in reger Thätigkeit, und er verfiel gerade dadurch immer ins Abgeschmackte, Possenhafte und gelangte zu Schlüssen, die vom Universellen aufs Singuläre übergiengen, Unheilbar, wie er war, weil seine Krankheit eine angeborene, eine im Momente der Zeugung vom <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0089" n="91"/> <p>Da schläft der jammervolle Lebensgaukler in stumpfer Trunkenheit. Um morgen sein Possenleben wieder zu beginnen?</p> <p>Er rauchte Trabucos und litt dabei Hunger. Der Typus des Monomanen. Er strebte nach der ersten Stelle in seiner Wirtshausgesellschaft und hielt den Schankknechten politische Vorträge. Einer jener unermüdlichen Sprecher, die niemals imstande sind, ihren unversieglichen Redefluß einzudämmen, die ohne logische Gedankenverbindung ins Blaue hineinreden und dann in Zorn gerathen, weil ihre Schlüsse dem widersprechen, was sie sich vorgenommen haben, auszudrücken. Zuweilen ergriff ihn die unwiderstehliche Laune, die Steine des Straßenpflasters, die Dielen in seinem Zimmer zu zählen oder den stieren Blick unausgesetzt auf die Spitzen seiner plumpen Füße zu heften. Keine Talente, keine selbstschöpferischen Gedanken, nur ein gutes Gedächtnis, das seinen Lippen fortwährend schlecht angebrachte Citate entströmen ließ. Seine Phantasie war oft in reger Thätigkeit, und er verfiel gerade dadurch immer ins Abgeschmackte, Possenhafte und gelangte zu Schlüssen, die vom Universellen aufs Singuläre übergiengen, Unheilbar, wie er war, weil seine Krankheit eine angeborene, eine im Momente der Zeugung vom </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0089]
Da schläft der jammervolle Lebensgaukler in stumpfer Trunkenheit. Um morgen sein Possenleben wieder zu beginnen?
Er rauchte Trabucos und litt dabei Hunger. Der Typus des Monomanen. Er strebte nach der ersten Stelle in seiner Wirtshausgesellschaft und hielt den Schankknechten politische Vorträge. Einer jener unermüdlichen Sprecher, die niemals imstande sind, ihren unversieglichen Redefluß einzudämmen, die ohne logische Gedankenverbindung ins Blaue hineinreden und dann in Zorn gerathen, weil ihre Schlüsse dem widersprechen, was sie sich vorgenommen haben, auszudrücken. Zuweilen ergriff ihn die unwiderstehliche Laune, die Steine des Straßenpflasters, die Dielen in seinem Zimmer zu zählen oder den stieren Blick unausgesetzt auf die Spitzen seiner plumpen Füße zu heften. Keine Talente, keine selbstschöpferischen Gedanken, nur ein gutes Gedächtnis, das seinen Lippen fortwährend schlecht angebrachte Citate entströmen ließ. Seine Phantasie war oft in reger Thätigkeit, und er verfiel gerade dadurch immer ins Abgeschmackte, Possenhafte und gelangte zu Schlüssen, die vom Universellen aufs Singuläre übergiengen, Unheilbar, wie er war, weil seine Krankheit eine angeborene, eine im Momente der Zeugung vom
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