Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.Die Dame setzt sich in demselben Augenblick, so daß sie nun bequem am Tisch sitzt, ohne sich selbst durch Rücken des Stuhles bemühen zu müssen. Dann nimmt man selbst Platz, und die Unterhaltung kann beginnen. Ja, wenn das nur immer so leicht wäre. Aber wie schon früher gesagt ist, daß die Dame einem schüchternen oder verlegenen Herrn entgegenkommen soll, so sollte sie auch hier nicht Anstand nehmen, ein Gespräch zu beginnen, wenn sie merkt, wie der Herr durchaus nicht den rechten Anfang finden kann. Dafür werden auch schon die Wirte gesorgt haben, daß sie nicht gleich zwei Schüchterne oder der Gesellschaft ungewohnte Personen nebeneinander gesetzt haben; kommt es aber doch vor, so muß der Herr stets das Gespräch beginnen und wäre es selbst vom Wetter oder den schönen Blumen auf dem Tisch oder der neuesten Oper im Theater. In den meisten Fällen wird dann schon nach und nach eine Konversation zustandekommen, denn ein Anknüpfungspunkt findet sich immer, man muß nur etwas Geschick anwenden, denselben herauszubekommen. Aber auch mit seiner Nachbarin zur Linken soll man sich unterhalten, besonders wenn man merkt, daß dieselbe Die Dame setzt sich in demselben Augenblick, so daß sie nun bequem am Tisch sitzt, ohne sich selbst durch Rücken des Stuhles bemühen zu müssen. Dann nimmt man selbst Platz, und die Unterhaltung kann beginnen. Ja, wenn das nur immer so leicht wäre. Aber wie schon früher gesagt ist, daß die Dame einem schüchternen oder verlegenen Herrn entgegenkommen soll, so sollte sie auch hier nicht Anstand nehmen, ein Gespräch zu beginnen, wenn sie merkt, wie der Herr durchaus nicht den rechten Anfang finden kann. Dafür werden auch schon die Wirte gesorgt haben, daß sie nicht gleich zwei Schüchterne oder der Gesellschaft ungewohnte Personen nebeneinander gesetzt haben; kommt es aber doch vor, so muß der Herr stets das Gespräch beginnen und wäre es selbst vom Wetter oder den schönen Blumen auf dem Tisch oder der neuesten Oper im Theater. In den meisten Fällen wird dann schon nach und nach eine Konversation zustandekommen, denn ein Anknüpfungspunkt findet sich immer, man muß nur etwas Geschick anwenden, denselben herauszubekommen. Aber auch mit seiner Nachbarin zur Linken soll man sich unterhalten, besonders wenn man merkt, daß dieselbe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0116" n="106"/> Die Dame setzt sich in demselben Augenblick, so daß sie nun bequem am Tisch sitzt, ohne sich selbst durch Rücken des Stuhles bemühen zu müssen. Dann nimmt man selbst Platz, und die Unterhaltung kann beginnen.</p> <p>Ja, wenn das nur immer so leicht wäre. Aber wie schon früher gesagt ist, daß die Dame einem schüchternen oder verlegenen Herrn entgegenkommen soll, so sollte sie auch hier nicht Anstand nehmen, ein <hi rendition="#g">Gespräch zu beginnen,</hi> wenn sie merkt, wie der Herr durchaus nicht den rechten Anfang finden kann. Dafür werden auch schon die Wirte gesorgt haben, daß sie nicht gleich zwei Schüchterne oder der Gesellschaft ungewohnte Personen nebeneinander gesetzt haben; kommt es aber doch vor, so muß der Herr stets das Gespräch beginnen und wäre es selbst vom Wetter oder den schönen Blumen auf dem Tisch oder der neuesten Oper im Theater. In den meisten Fällen wird dann schon nach und nach eine Konversation zustandekommen, denn <hi rendition="#g">ein</hi> Anknüpfungspunkt findet sich immer, man muß nur etwas Geschick anwenden, denselben herauszubekommen. Aber auch mit seiner Nachbarin zur Linken soll man sich unterhalten, besonders wenn man merkt, daß dieselbe </p> </div> </body> </text> </TEI> [106/0116]
Die Dame setzt sich in demselben Augenblick, so daß sie nun bequem am Tisch sitzt, ohne sich selbst durch Rücken des Stuhles bemühen zu müssen. Dann nimmt man selbst Platz, und die Unterhaltung kann beginnen.
Ja, wenn das nur immer so leicht wäre. Aber wie schon früher gesagt ist, daß die Dame einem schüchternen oder verlegenen Herrn entgegenkommen soll, so sollte sie auch hier nicht Anstand nehmen, ein Gespräch zu beginnen, wenn sie merkt, wie der Herr durchaus nicht den rechten Anfang finden kann. Dafür werden auch schon die Wirte gesorgt haben, daß sie nicht gleich zwei Schüchterne oder der Gesellschaft ungewohnte Personen nebeneinander gesetzt haben; kommt es aber doch vor, so muß der Herr stets das Gespräch beginnen und wäre es selbst vom Wetter oder den schönen Blumen auf dem Tisch oder der neuesten Oper im Theater. In den meisten Fällen wird dann schon nach und nach eine Konversation zustandekommen, denn ein Anknüpfungspunkt findet sich immer, man muß nur etwas Geschick anwenden, denselben herauszubekommen. Aber auch mit seiner Nachbarin zur Linken soll man sich unterhalten, besonders wenn man merkt, daß dieselbe
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