Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

Tanten, Onkel und sonstige Verwandte - denn alle diese rechnen fest darauf! - die Gevatterinnen u. s. w. Eine solche Verteilung der Toaste ist überhaupt bei allen Gelegenheiten, wo viele Tischreden erwartet werden, anzuraten. Was endlich das Gespräch bei einem Tauf-Diner anlangt, so möchte es einem Herrn, der sonst vielleicht kein allzugroßes Interesse an Kindern, und an so kleinen schon gar nicht, hat, zu empfehlen sein, für diesen Tag wenigstens seine Ansichten zu unterdrücken und Teilnahme zu zeigen für Dinge, die ihm sonst sehr fern liegen.

Ein Kind überhaupt nicht taufen zu lassen, ist im höchsten Grad rücksichtslos gegen das kleine Wesen selbst. Mögen die Ansichten der Eltern sein, wie sie wollen, das ist ihre Sache; sie dürfen aber durchaus nicht das Kind in eine Lage bringen, durch die es später in direkten Gegensatz zu seinen Mitmenschen gestellt wird und durch die es schon in seiner Jugend auf Verhältnisse aufmerksam gemacht wird, die dem kindlichen Gemüt so lange, wie nur irgend möglich fern gehalten werden sollten. Wir sind glücklicherweise noch nicht soweit, und werden hoffentlich auch nie soweit kommen, daß der Zustand der Religions- und Glaubenslosigkeit überhaupt anders als wie eine

Tanten, Onkel und sonstige Verwandte – denn alle diese rechnen fest darauf! – die Gevatterinnen u. s. w. Eine solche Verteilung der Toaste ist überhaupt bei allen Gelegenheiten, wo viele Tischreden erwartet werden, anzuraten. Was endlich das Gespräch bei einem Tauf-Diner anlangt, so möchte es einem Herrn, der sonst vielleicht kein allzugroßes Interesse an Kindern, und an so kleinen schon gar nicht, hat, zu empfehlen sein, für diesen Tag wenigstens seine Ansichten zu unterdrücken und Teilnahme zu zeigen für Dinge, die ihm sonst sehr fern liegen.

Ein Kind überhaupt nicht taufen zu lassen, ist im höchsten Grad rücksichtslos gegen das kleine Wesen selbst. Mögen die Ansichten der Eltern sein, wie sie wollen, das ist ihre Sache; sie dürfen aber durchaus nicht das Kind in eine Lage bringen, durch die es später in direkten Gegensatz zu seinen Mitmenschen gestellt wird und durch die es schon in seiner Jugend auf Verhältnisse aufmerksam gemacht wird, die dem kindlichen Gemüt so lange, wie nur irgend möglich fern gehalten werden sollten. Wir sind glücklicherweise noch nicht soweit, und werden hoffentlich auch nie soweit kommen, daß der Zustand der Religions- und Glaubenslosigkeit überhaupt anders als wie eine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0136" n="126"/>
Tanten, Onkel und sonstige Verwandte &#x2013; denn alle diese rechnen fest darauf! &#x2013; die Gevatterinnen u. s. w. Eine solche Verteilung der Toaste ist überhaupt bei allen Gelegenheiten, wo viele Tischreden erwartet werden, anzuraten. Was endlich das Gespräch bei einem Tauf-Diner anlangt, so möchte es einem Herrn, der sonst vielleicht kein allzugroßes Interesse an Kindern, und an so kleinen schon gar nicht, hat, zu empfehlen sein, für diesen Tag wenigstens seine Ansichten zu unterdrücken und Teilnahme zu zeigen für Dinge, die ihm sonst sehr fern liegen.</p>
        <p>Ein <hi rendition="#g">Kind überhaupt nicht taufen zu lassen</hi>, ist im höchsten Grad rücksichtslos gegen das kleine Wesen selbst. Mögen die Ansichten der Eltern sein, wie sie wollen, das ist ihre Sache; sie dürfen aber durchaus nicht das Kind in eine Lage bringen, durch die es später in direkten Gegensatz zu seinen Mitmenschen gestellt wird und durch die es schon in seiner Jugend auf Verhältnisse aufmerksam gemacht wird, die dem kindlichen Gemüt so lange, wie nur irgend möglich fern gehalten werden sollten. Wir sind glücklicherweise noch nicht soweit, und werden hoffentlich auch nie soweit kommen, daß der Zustand der Religions- und Glaubenslosigkeit überhaupt anders als wie eine
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[126/0136] Tanten, Onkel und sonstige Verwandte – denn alle diese rechnen fest darauf! – die Gevatterinnen u. s. w. Eine solche Verteilung der Toaste ist überhaupt bei allen Gelegenheiten, wo viele Tischreden erwartet werden, anzuraten. Was endlich das Gespräch bei einem Tauf-Diner anlangt, so möchte es einem Herrn, der sonst vielleicht kein allzugroßes Interesse an Kindern, und an so kleinen schon gar nicht, hat, zu empfehlen sein, für diesen Tag wenigstens seine Ansichten zu unterdrücken und Teilnahme zu zeigen für Dinge, die ihm sonst sehr fern liegen. Ein Kind überhaupt nicht taufen zu lassen, ist im höchsten Grad rücksichtslos gegen das kleine Wesen selbst. Mögen die Ansichten der Eltern sein, wie sie wollen, das ist ihre Sache; sie dürfen aber durchaus nicht das Kind in eine Lage bringen, durch die es später in direkten Gegensatz zu seinen Mitmenschen gestellt wird und durch die es schon in seiner Jugend auf Verhältnisse aufmerksam gemacht wird, die dem kindlichen Gemüt so lange, wie nur irgend möglich fern gehalten werden sollten. Wir sind glücklicherweise noch nicht soweit, und werden hoffentlich auch nie soweit kommen, daß der Zustand der Religions- und Glaubenslosigkeit überhaupt anders als wie eine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-03-19T14:09:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-19T14:09:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-19T14:09:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/136
Zitationshilfe: Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/136>, abgerufen am 14.05.2024.