Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

ins Theater, ins Konzert, als daß man den Unwillen der ganzen versammelten Gesellschaft auf sich lädt. Man erinnere sich in solchen Fällen nur daran, wie unangenehm man selbst durch so rücksichtslose Störungen seitens andrer berührt wird.

Sitzt in einer Loge eine Dame weiter rückwärts als ein Herr, so muß der Herr seinen Platz sofort der Dame abtreten und sich selbst auf den ihrigen setzen; auch wenn er die Dame nicht kennt, und auch wenn die einzelnen Plätze numeriert sind, erfordert der gute Ton diese Rücksicht. Es versteht sich von selbst, daß man behilflich ist, wenn etwas heruntergefallen ist, daß man älteren Damen eine Fußbank bequem rückt, wenn man sieht, daß sie sich damit bemühen u.s.w. Aber auch gegen andre, mitanwesende, besonders ältere Herren muß man möglichst zuvorkommend sein, hätte es auch weiter keinen Grund, als daß man nie wissen kann, ob man nicht vielleicht schon in der nächsten Gesellschaft ihnen vorgestellt wird, ob der Betreffende nicht ein künftiger Vorgesetzter sein kann u.s.w., ganz abgesehen von der Rücksicht, die der gebildete Mensch jedem andern erweisen soll. Man darf andern durch zu starkes Vorbeugen nicht die Aussicht versperren, man darf sie nicht durch

ins Theater, ins Konzert, als daß man den Unwillen der ganzen versammelten Gesellschaft auf sich lädt. Man erinnere sich in solchen Fällen nur daran, wie unangenehm man selbst durch so rücksichtslose Störungen seitens andrer berührt wird.

Sitzt in einer Loge eine Dame weiter rückwärts als ein Herr, so muß der Herr seinen Platz sofort der Dame abtreten und sich selbst auf den ihrigen setzen; auch wenn er die Dame nicht kennt, und auch wenn die einzelnen Plätze numeriert sind, erfordert der gute Ton diese Rücksicht. Es versteht sich von selbst, daß man behilflich ist, wenn etwas heruntergefallen ist, daß man älteren Damen eine Fußbank bequem rückt, wenn man sieht, daß sie sich damit bemühen u.s.w. Aber auch gegen andre, mitanwesende, besonders ältere Herren muß man möglichst zuvorkommend sein, hätte es auch weiter keinen Grund, als daß man nie wissen kann, ob man nicht vielleicht schon in der nächsten Gesellschaft ihnen vorgestellt wird, ob der Betreffende nicht ein künftiger Vorgesetzter sein kann u.s.w., ganz abgesehen von der Rücksicht, die der gebildete Mensch jedem andern erweisen soll. Man darf andern durch zu starkes Vorbeugen nicht die Aussicht versperren, man darf sie nicht durch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0199" n="189"/>
ins Theater, ins Konzert, als daß man den Unwillen der ganzen versammelten Gesellschaft auf sich lädt. Man erinnere sich in solchen Fällen nur daran, wie unangenehm man selbst durch so rücksichtslose Störungen seitens andrer berührt wird.</p>
        <p>Sitzt in einer Loge eine Dame weiter rückwärts als ein Herr, so muß der Herr seinen Platz sofort der Dame abtreten und sich selbst auf den ihrigen setzen; auch wenn er die Dame nicht kennt, und auch wenn die einzelnen Plätze numeriert sind, erfordert der gute Ton diese Rücksicht. Es versteht sich von selbst, daß man behilflich ist, wenn etwas heruntergefallen ist, daß man älteren Damen eine Fußbank bequem rückt, wenn man sieht, daß sie sich damit bemühen u.s.w. Aber auch gegen andre, mitanwesende, besonders ältere Herren muß man möglichst zuvorkommend sein, hätte es auch weiter keinen Grund, als daß man nie wissen kann, ob man nicht vielleicht schon in der nächsten Gesellschaft ihnen vorgestellt wird, ob der Betreffende nicht ein künftiger Vorgesetzter sein kann u.s.w., ganz abgesehen von der Rücksicht, die der gebildete Mensch jedem andern erweisen soll. Man darf andern durch zu starkes Vorbeugen nicht die Aussicht versperren, man darf sie nicht durch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0199] ins Theater, ins Konzert, als daß man den Unwillen der ganzen versammelten Gesellschaft auf sich lädt. Man erinnere sich in solchen Fällen nur daran, wie unangenehm man selbst durch so rücksichtslose Störungen seitens andrer berührt wird. Sitzt in einer Loge eine Dame weiter rückwärts als ein Herr, so muß der Herr seinen Platz sofort der Dame abtreten und sich selbst auf den ihrigen setzen; auch wenn er die Dame nicht kennt, und auch wenn die einzelnen Plätze numeriert sind, erfordert der gute Ton diese Rücksicht. Es versteht sich von selbst, daß man behilflich ist, wenn etwas heruntergefallen ist, daß man älteren Damen eine Fußbank bequem rückt, wenn man sieht, daß sie sich damit bemühen u.s.w. Aber auch gegen andre, mitanwesende, besonders ältere Herren muß man möglichst zuvorkommend sein, hätte es auch weiter keinen Grund, als daß man nie wissen kann, ob man nicht vielleicht schon in der nächsten Gesellschaft ihnen vorgestellt wird, ob der Betreffende nicht ein künftiger Vorgesetzter sein kann u.s.w., ganz abgesehen von der Rücksicht, die der gebildete Mensch jedem andern erweisen soll. Man darf andern durch zu starkes Vorbeugen nicht die Aussicht versperren, man darf sie nicht durch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-03-19T14:09:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-19T14:09:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-19T14:09:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/199
Zitationshilfe: Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/199>, abgerufen am 05.12.2024.