Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.daraus, daß er die ganze Sache nicht richtig aufgefaßt hat, dem Erzähler einen Vorwurf zu machen. Hat man Gelegenheit, einen geistreichen Witz anzubringen, so benutze man dieselbe; nur vergewissere man sich vorher, daß man nicht unbescheiden erscheine oder durch denselben in irgend welcher Weise anstoße und - daß ihn alle verstehen. Man zerstöre sich nicht durch undeutliches Sprechen, durch Vergessen irgend welcher nötigen Nebenumstände die Wirkung, vor allem aber lache man nicht selbst, womöglich ehe man die Pointe gebracht hat. Um eines Witzes willen ein Gespräch zu beginnen ist unpassend, denn der schlaue Zuhörer wird doch die Absicht merken und verstimmt werden. Daß man Geschichten oder Witze, die nur im entferntesten anstößig sein könnten, in der Gesellschaft nicht erzählt, versteht sich von selbst, oft findet man aber an dergleichen gar nichts, während andre doch unangenehm berührt werden; dann sei man doppelt vorsichtig und unterlasse lieber solche Erzählungen ganz. Überhaupt bleibt es stets ein sehr zweifelhaftes Vergnügen, zweifelhafte Geschichten und Späße zu erzählen, auch wenn man nicht zu befürchten braucht, daß man Anstoß erregt. Man vergibt sich etwas vor sich selber dadurch, und der wirklich daraus, daß er die ganze Sache nicht richtig aufgefaßt hat, dem Erzähler einen Vorwurf zu machen. Hat man Gelegenheit, einen geistreichen Witz anzubringen, so benutze man dieselbe; nur vergewissere man sich vorher, daß man nicht unbescheiden erscheine oder durch denselben in irgend welcher Weise anstoße und – daß ihn alle verstehen. Man zerstöre sich nicht durch undeutliches Sprechen, durch Vergessen irgend welcher nötigen Nebenumstände die Wirkung, vor allem aber lache man nicht selbst, womöglich ehe man die Pointe gebracht hat. Um eines Witzes willen ein Gespräch zu beginnen ist unpassend, denn der schlaue Zuhörer wird doch die Absicht merken und verstimmt werden. Daß man Geschichten oder Witze, die nur im entferntesten anstößig sein könnten, in der Gesellschaft nicht erzählt, versteht sich von selbst, oft findet man aber an dergleichen gar nichts, während andre doch unangenehm berührt werden; dann sei man doppelt vorsichtig und unterlasse lieber solche Erzählungen ganz. Überhaupt bleibt es stets ein sehr zweifelhaftes Vergnügen, zweifelhafte Geschichten und Späße zu erzählen, auch wenn man nicht zu befürchten braucht, daß man Anstoß erregt. Man vergibt sich etwas vor sich selber dadurch, und der wirklich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0210" n="200"/> daraus, daß er die ganze Sache nicht richtig aufgefaßt hat, dem Erzähler einen Vorwurf zu machen. Hat man Gelegenheit, einen geistreichen <hi rendition="#g">Witz</hi> anzubringen, so benutze man dieselbe; nur vergewissere man sich vorher, daß man nicht unbescheiden erscheine oder durch denselben in irgend welcher Weise anstoße und – daß ihn alle verstehen. Man zerstöre sich nicht durch undeutliches Sprechen, durch Vergessen irgend welcher nötigen Nebenumstände die Wirkung, vor allem aber lache man nicht selbst, womöglich ehe man die Pointe gebracht hat. Um eines Witzes willen ein Gespräch zu beginnen ist unpassend, denn der schlaue Zuhörer wird doch die Absicht merken und verstimmt werden. Daß man Geschichten oder Witze, die nur im entferntesten anstößig sein könnten, in der Gesellschaft nicht erzählt, versteht sich von selbst, oft findet man aber an dergleichen gar nichts, während andre doch unangenehm berührt werden; dann sei man doppelt vorsichtig und unterlasse lieber solche Erzählungen ganz. Überhaupt bleibt es stets ein sehr zweifelhaftes Vergnügen, <hi rendition="#g">zweifelhafte Geschichten</hi> und Späße zu erzählen, auch wenn man nicht zu befürchten braucht, daß man Anstoß erregt. Man vergibt sich etwas vor sich selber dadurch, und der wirklich </p> </div> </body> </text> </TEI> [200/0210]
daraus, daß er die ganze Sache nicht richtig aufgefaßt hat, dem Erzähler einen Vorwurf zu machen. Hat man Gelegenheit, einen geistreichen Witz anzubringen, so benutze man dieselbe; nur vergewissere man sich vorher, daß man nicht unbescheiden erscheine oder durch denselben in irgend welcher Weise anstoße und – daß ihn alle verstehen. Man zerstöre sich nicht durch undeutliches Sprechen, durch Vergessen irgend welcher nötigen Nebenumstände die Wirkung, vor allem aber lache man nicht selbst, womöglich ehe man die Pointe gebracht hat. Um eines Witzes willen ein Gespräch zu beginnen ist unpassend, denn der schlaue Zuhörer wird doch die Absicht merken und verstimmt werden. Daß man Geschichten oder Witze, die nur im entferntesten anstößig sein könnten, in der Gesellschaft nicht erzählt, versteht sich von selbst, oft findet man aber an dergleichen gar nichts, während andre doch unangenehm berührt werden; dann sei man doppelt vorsichtig und unterlasse lieber solche Erzählungen ganz. Überhaupt bleibt es stets ein sehr zweifelhaftes Vergnügen, zweifelhafte Geschichten und Späße zu erzählen, auch wenn man nicht zu befürchten braucht, daß man Anstoß erregt. Man vergibt sich etwas vor sich selber dadurch, und der wirklich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-03-19T14:09:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-03-19T14:09:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-03-19T14:09:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |