Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.Wer aber von der Geselligkeit nur das geringste mehr beansprucht, als eine gute Auskunft, seine Abende, seine freie Zeit bequem zu verbringen, der sollte bemüht sein, seine Gesellschaft sich so auszusuchen, daß er durch dieselbe angeregt wird, sich mit anderm zu beschäftigen, als den regelmäßigen Gedanken seines Berufes, und befreit wird aus dem Tretrad des täglichen Lebens. Wer von sich aus schon ein gewisses Streben hat, weiter um sich zu schauen, als ihm die vier Wände seines Zimmers gestatten, dem wird es nicht schwer fallen, sich seine passende Gesellschaft zu schaffen; diejenigen aber, denen dieses Streben fehlt, denen es zu viel Anstrengung macht, aus ihrer bequemen geistigen Gewohnheit herauszugehen, oder gar sich zu bemühen, selbst etwas zu einer Unterhaltung beizutragen, die weiter reicht, als Berufsgespräche oder Tagesereignisse oder sonstige Biertischunterhaltungen, sollten sich befleißigen, zu ihrem eignen Besten diese geistige und oft auch körperliche Trägheit zu überwinden, solange es noch Zeit ist, ehe sie in dauernden Stumpfsinn verfallen und jegliches Interesse an dem, was außer ihrem Beruf liegt, verlieren. In den meisten Fällen ist es, wie gesagt, die dem Menschen innewohnende Trägheit, die ihn Wer aber von der Geselligkeit nur das geringste mehr beansprucht, als eine gute Auskunft, seine Abende, seine freie Zeit bequem zu verbringen, der sollte bemüht sein, seine Gesellschaft sich so auszusuchen, daß er durch dieselbe angeregt wird, sich mit anderm zu beschäftigen, als den regelmäßigen Gedanken seines Berufes, und befreit wird aus dem Tretrad des täglichen Lebens. Wer von sich aus schon ein gewisses Streben hat, weiter um sich zu schauen, als ihm die vier Wände seines Zimmers gestatten, dem wird es nicht schwer fallen, sich seine passende Gesellschaft zu schaffen; diejenigen aber, denen dieses Streben fehlt, denen es zu viel Anstrengung macht, aus ihrer bequemen geistigen Gewohnheit herauszugehen, oder gar sich zu bemühen, selbst etwas zu einer Unterhaltung beizutragen, die weiter reicht, als Berufsgespräche oder Tagesereignisse oder sonstige Biertischunterhaltungen, sollten sich befleißigen, zu ihrem eignen Besten diese geistige und oft auch körperliche Trägheit zu überwinden, solange es noch Zeit ist, ehe sie in dauernden Stumpfsinn verfallen und jegliches Interesse an dem, was außer ihrem Beruf liegt, verlieren. In den meisten Fällen ist es, wie gesagt, die dem Menschen innewohnende Trägheit, die ihn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0045" n="35"/> Wer aber von der Geselligkeit nur das geringste mehr beansprucht, als eine gute Auskunft, seine Abende, seine freie Zeit bequem zu verbringen, der sollte bemüht sein, seine Gesellschaft sich so auszusuchen, daß er durch dieselbe angeregt wird, sich mit anderm zu beschäftigen, als den regelmäßigen Gedanken seines Berufes, und befreit wird aus dem Tretrad des täglichen Lebens. Wer von sich aus schon ein gewisses Streben hat, weiter um sich zu schauen, als ihm die vier Wände seines Zimmers gestatten, dem wird es nicht schwer fallen, sich seine passende Gesellschaft zu schaffen; diejenigen aber, denen dieses Streben fehlt, denen es zu viel Anstrengung macht, aus ihrer bequemen geistigen Gewohnheit herauszugehen, oder gar sich zu bemühen, selbst etwas zu einer Unterhaltung beizutragen, die weiter reicht, als Berufsgespräche oder Tagesereignisse oder sonstige Biertischunterhaltungen, sollten sich befleißigen, zu ihrem eignen Besten diese geistige und oft auch körperliche Trägheit zu überwinden, solange es noch Zeit ist, ehe sie in dauernden Stumpfsinn verfallen und jegliches Interesse an dem, was außer ihrem Beruf liegt, verlieren. In den meisten Fällen ist es, wie gesagt, die dem Menschen innewohnende Trägheit, die ihn </p> </div> </body> </text> </TEI> [35/0045]
Wer aber von der Geselligkeit nur das geringste mehr beansprucht, als eine gute Auskunft, seine Abende, seine freie Zeit bequem zu verbringen, der sollte bemüht sein, seine Gesellschaft sich so auszusuchen, daß er durch dieselbe angeregt wird, sich mit anderm zu beschäftigen, als den regelmäßigen Gedanken seines Berufes, und befreit wird aus dem Tretrad des täglichen Lebens. Wer von sich aus schon ein gewisses Streben hat, weiter um sich zu schauen, als ihm die vier Wände seines Zimmers gestatten, dem wird es nicht schwer fallen, sich seine passende Gesellschaft zu schaffen; diejenigen aber, denen dieses Streben fehlt, denen es zu viel Anstrengung macht, aus ihrer bequemen geistigen Gewohnheit herauszugehen, oder gar sich zu bemühen, selbst etwas zu einer Unterhaltung beizutragen, die weiter reicht, als Berufsgespräche oder Tagesereignisse oder sonstige Biertischunterhaltungen, sollten sich befleißigen, zu ihrem eignen Besten diese geistige und oft auch körperliche Trägheit zu überwinden, solange es noch Zeit ist, ehe sie in dauernden Stumpfsinn verfallen und jegliches Interesse an dem, was außer ihrem Beruf liegt, verlieren. In den meisten Fällen ist es, wie gesagt, die dem Menschen innewohnende Trägheit, die ihn
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