Hahnemann, Samuel: Organon der rationellen Heilkunde. Dresden, 1810.grübelung der Veränderung im verborgnen Anm. Blos vom Misbrauche des zu edlern Ab- sichten dem menschlichen Geiste verliehe- nen Triebes, das Unendliche zu erreichen, entstanden jene kecken Eingriffe in das Ge- biet des Unmöglichen, jene spekulativen Grübeleien über das innere Wesen des arz- neilich wirkenden Stoffs in den Medika- menten, über Vitalität an sich, über die innere, unsichtbare Einrichtung des Orga- nismus im gesunden Zustande und über die, Krankheit bedingende Abänderung dieses verborgnen Innern, das ist, über die in- nere Natur und Wesenheit der Krankheit, fälschlich "innere nächste Ursache" ge- nannt. Es blieben aber Spiele der Phantasie und des Witzes (physiogenische und pathogeni- sche Poesie), weil uns die zur metaphysi- schen Kenntniß der innern Vorgänge im in- nern, lebenden Organismus nöthigen festen Punkte fehlen und in Ewigkeit fehlen wer- den, von deren nächstem man stufenweise zu den übrigen bis an den innersten Ur- punkt übergehen könne, woran der Men- schenschöpfer die Bedingung der Krank- grübelung der Veränderung im verborgnen Anm. Blos vom Misbrauche des zu edlern Ab- sichten dem menschlichen Geiste verliehe- nen Triebes, das Unendliche zu erreichen, entstanden jene kecken Eingriffe in das Ge- biet des Unmöglichen, jene spekulativen Grübeleien über das innere Wesen des arz- neilich wirkenden Stoffs in den Medika- menten, über Vitalität an sich, über die innere, unsichtbare Einrichtung des Orga- nismus im gesunden Zustande und über die, Krankheit bedingende Abänderung dieses verborgnen Innern, das ist, über die in- nere Natur und Wesenheit der Krankheit, fälschlich „innere nächste Ursache“ ge- nannt. Es blieben aber Spiele der Phantasie und des Witzes (physiogenische und pathogeni- sche Poesie), weil uns die zur metaphysi- schen Kenntniß der innern Vorgänge im in- nern, lebenden Organismus nöthigen festen Punkte fehlen und in Ewigkeit fehlen wer- den, von deren nächstem man stufenweise zu den übrigen bis an den innersten Ur- punkt übergehen könne, woran der Men- schenschöpfer die Bedingung der Krank- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0070" n="14"/> grübelung der Veränderung im verborgnen<lb/> Innern, d. i. in fruchtleeren Spekulationen<lb/> suchen wollen.</p><lb/> <note place="end"><hi rendition="#g">Anm</hi>. Blos vom Misbrauche des zu edlern Ab-<lb/> sichten dem menschlichen Geiste verliehe-<lb/> nen Triebes, das Unendliche zu erreichen,<lb/> entstanden jene kecken Eingriffe in das Ge-<lb/> biet des Unmöglichen, jene spekulativen<lb/> Grübeleien über das innere Wesen des arz-<lb/> neilich wirkenden Stoffs in den Medika-<lb/> menten, über Vitalität an sich, über die<lb/> innere, unsichtbare Einrichtung des Orga-<lb/> nismus im gesunden Zustande und über die,<lb/> Krankheit bedingende Abänderung dieses<lb/> verborgnen Innern, das ist, über die in-<lb/> nere Natur und Wesenheit der Krankheit,<lb/> fälschlich „innere nächste Ursache“ ge-<lb/> nannt.<lb/> Es blieben aber Spiele der Phantasie und<lb/> des Witzes (physiogenische und pathogeni-<lb/> sche Poesie), weil uns die zur metaphysi-<lb/> schen Kenntniß der innern Vorgänge im in-<lb/> nern, lebenden Organismus nöthigen festen<lb/> Punkte fehlen und in Ewigkeit fehlen wer-<lb/> den, von deren nächstem man stufenweise<lb/> zu den übrigen bis an den innersten Ur-<lb/> punkt übergehen könne, woran der Men-<lb/> schenschöpfer die Bedingung der Krank-<lb/></note> </div> </div> </body> </text> </TEI> [14/0070]
grübelung der Veränderung im verborgnen
Innern, d. i. in fruchtleeren Spekulationen
suchen wollen.
Anm. Blos vom Misbrauche des zu edlern Ab-
sichten dem menschlichen Geiste verliehe-
nen Triebes, das Unendliche zu erreichen,
entstanden jene kecken Eingriffe in das Ge-
biet des Unmöglichen, jene spekulativen
Grübeleien über das innere Wesen des arz-
neilich wirkenden Stoffs in den Medika-
menten, über Vitalität an sich, über die
innere, unsichtbare Einrichtung des Orga-
nismus im gesunden Zustande und über die,
Krankheit bedingende Abänderung dieses
verborgnen Innern, das ist, über die in-
nere Natur und Wesenheit der Krankheit,
fälschlich „innere nächste Ursache“ ge-
nannt.
Es blieben aber Spiele der Phantasie und
des Witzes (physiogenische und pathogeni-
sche Poesie), weil uns die zur metaphysi-
schen Kenntniß der innern Vorgänge im in-
nern, lebenden Organismus nöthigen festen
Punkte fehlen und in Ewigkeit fehlen wer-
den, von deren nächstem man stufenweise
zu den übrigen bis an den innersten Ur-
punkt übergehen könne, woran der Men-
schenschöpfer die Bedingung der Krank-
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