[Schlözer, August Ludwig von]: Neuverändertes Rußland oder Leben Catharinä der Zweyten Kayserinn von Rußland. Bd. 1. Riga u. a., 1767.Vorrede. tigste, wenigstens die nothwendigste, er-füllet. Ich liefere bloß die Hauptmaterie zu einer solchen Lebensbeschreibung: die Form wird ihr die Nachwelt geben. Die künftigen Geschichtschreiber, Lobredner, und Sänger Catharinä der zweyten finden hier einen gehäuften und schon zu- bereiteten Vorrath von Nachrichten, die die Grundlage ihrer Betrachtungen und ihrer Lieder ausmachen müssen: und tau- send Nachforschungen, die vielleicht nach 50 Jahren schon sehr mühsam, zum Theil auch gar unmöglich wären, hat ihnen mein sammlender Fleiß erspart. Hätte ein Zeitgenosse Peters des Ersten, der dessen Schöpfung in der Nähe zugesehen, dem Andenken dieses großen Mannes da- mals schon ein ähnliches Journal gewei- het: wir würden jetzo gewiß eine seiner würdige Geschichte von ihm haben, und kein Ausländer hätte Rußland und unser Jahrhundert durch eine Histoire de l'Em- pire de Russie sous Pierre le Grand entehret. Da ich also für die Nachwelt schreibe: Der
Vorrede. tigſte, wenigſtens die nothwendigſte, er-fuͤllet. Ich liefere bloß die Hauptmaterie zu einer ſolchen Lebensbeſchreibung: die Form wird ihr die Nachwelt geben. Die kuͤnftigen Geſchichtſchreiber, Lobredner, und Saͤnger Catharinaͤ der zweyten finden hier einen gehaͤuften und ſchon zu- bereiteten Vorrath von Nachrichten, die die Grundlage ihrer Betrachtungen und ihrer Lieder ausmachen muͤſſen: und tau- ſend Nachforſchungen, die vielleicht nach 50 Jahren ſchon ſehr muͤhſam, zum Theil auch gar unmoͤglich waͤren, hat ihnen mein ſammlender Fleiß erſpart. Haͤtte ein Zeitgenoſſe Peters des Erſten, der deſſen Schoͤpfung in der Naͤhe zugeſehen, dem Andenken dieſes großen Mannes da- mals ſchon ein aͤhnliches Journal gewei- het: wir wuͤrden jetzo gewiß eine ſeiner wuͤrdige Geſchichte von ihm haben, und kein Auslaͤnder haͤtte Rußland und unſer Jahrhundert durch eine Hiſtoire de l’Em- pire de Rusſie ſous Pierre le Grand entehret. Da ich alſo fuͤr die Nachwelt ſchreibe: Der
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Vorrede.
tigſte, wenigſtens die nothwendigſte, er-
fuͤllet. Ich liefere bloß die Hauptmaterie
zu einer ſolchen Lebensbeſchreibung: die
Form wird ihr die Nachwelt geben. Die
kuͤnftigen Geſchichtſchreiber, Lobredner,
und Saͤnger Catharinaͤ der zweyten
finden hier einen gehaͤuften und ſchon zu-
bereiteten Vorrath von Nachrichten, die
die Grundlage ihrer Betrachtungen und
ihrer Lieder ausmachen muͤſſen: und tau-
ſend Nachforſchungen, die vielleicht nach
50 Jahren ſchon ſehr muͤhſam, zum Theil
auch gar unmoͤglich waͤren, hat ihnen
mein ſammlender Fleiß erſpart. Haͤtte
ein Zeitgenoſſe Peters des Erſten, der
deſſen Schoͤpfung in der Naͤhe zugeſehen,
dem Andenken dieſes großen Mannes da-
mals ſchon ein aͤhnliches Journal gewei-
het: wir wuͤrden jetzo gewiß eine ſeiner
wuͤrdige Geſchichte von ihm haben, und
kein Auslaͤnder haͤtte Rußland und unſer
Jahrhundert durch eine Hiſtoire de l’Em-
pire de Rusſie ſous Pierre le Grand entehret.
Da ich alſo fuͤr die Nachwelt ſchreibe:
ſo habe ich mich auch fuͤr berechtiget ge-
halten, vorlaͤufig ſchon die kurze und na-
tuͤrliche Sprache der Nachwelt zu reden.
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