findlichen Personen brachten zu gleicher Zeit der Kaiserin ihre alleruntertänigsten Glückwünsche dar; und die Krönungs-Cärimonie wurde von dem Erzbischofe von Novgorod mit einer Glück- wünschungs-Rede, im Namen des ganzen Rußi- schen Vaterlandes, beschlossen. Die Kaiserin blieb während der Liturgie auf dem Throne, im kaiser- lichen Ornate, mit der Krone auf dem Haupte, und den Zepter in der rechten, den Reichsapfel aber in der linken Hand haltend, stehen; und gab solche nur während des hohen Amtes zu verschiede- nen malen an diejenigen ab, die solche auf dem Throne gehalten, und in eben derselben Ordnung zur Seite standen.
Nachdem das Communions-Lied gesungen war, wurde der Kaiserin von zwei Erzbischöfen angekündiget, daß zur Salbung alles bereit wäre. Die Kaiserin nahm hierauf die Krone ab, und gab dieselbe sowol als den Zepter und Reichsapfel an diejenige, die solche vorher gehalten hatten, und mit denselben bis zum Altar vortraten: Selbst aber näherte Sie Sich mit der größten Andacht zur Salbung, welche der Erzbischof von Novgorod verrichtete. Jn diesem Augenblick wurde abermals in der ganzen Stadt mit allen Glocken gelautet, auch zum zweiten mal, nach Abfeurung der Kano- nen, von den Truppen ein Lauffeuer gemacht. So- dann trat die Kaiserin ganz allein ins Allerheiligste
(v' Tzar-
VII. Kroͤnungs-Geſchichte
findlichen Perſonen brachten zu gleicher Zeit der Kaiſerin ihre alleruntertaͤnigſten Gluͤckwuͤnſche dar; und die Kroͤnungs-Caͤrimonie wurde von dem Erzbiſchofe von Novgorod mit einer Gluͤck- wuͤnſchungs-Rede, im Namen des ganzen Rußi- ſchen Vaterlandes, beſchloſſen. Die Kaiſerin blieb waͤhrend der Liturgie auf dem Throne, im kaiſer- lichen Ornate, mit der Krone auf dem Haupte, und den Zepter in der rechten, den Reichsapfel aber in der linken Hand haltend, ſtehen; und gab ſolche nur waͤhrend des hohen Amtes zu verſchiede- nen malen an diejenigen ab, die ſolche auf dem Throne gehalten, und in eben derſelben Ordnung zur Seite ſtanden.
Nachdem das Communions-Lied geſungen war, wurde der Kaiſerin von zwei Erzbiſchoͤfen angekuͤndiget, daß zur Salbung alles bereit waͤre. Die Kaiſerin nahm hierauf die Krone ab, und gab dieſelbe ſowol als den Zepter und Reichsapfel an diejenige, die ſolche vorher gehalten hatten, und mit denſelben bis zum Altar vortraten: Selbſt aber naͤherte Sie Sich mit der groͤßten Andacht zur Salbung, welche der Erzbiſchof von Novgorod verrichtete. Jn dieſem Augenblick wurde abermals in der ganzen Stadt mit allen Glocken gelautet, auch zum zweiten mal, nach Abfeurung der Kano- nen, von den Truppen ein Lauffeuer gemacht. So- dann trat die Kaiſerin ganz allein ins Allerheiligſte
(v’ Tzar-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0206"n="186"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">VII.</hi> Kroͤnungs-Geſchichte</hi></fw><lb/>
findlichen Perſonen brachten zu gleicher Zeit der<lb/><hirendition="#fr">Kaiſerin</hi> ihre alleruntertaͤnigſten Gluͤckwuͤnſche<lb/>
dar; und die Kroͤnungs-Caͤrimonie wurde von<lb/>
dem Erzbiſchofe von Novgorod mit einer Gluͤck-<lb/>
wuͤnſchungs-Rede, im Namen des ganzen Rußi-<lb/>ſchen Vaterlandes, beſchloſſen. Die Kaiſerin blieb<lb/>
waͤhrend der Liturgie auf dem Throne, im kaiſer-<lb/>
lichen Ornate, mit der Krone auf dem Haupte,<lb/>
und den Zepter in der rechten, den Reichsapfel<lb/>
aber in der linken Hand haltend, ſtehen; und gab<lb/>ſolche nur waͤhrend des hohen Amtes zu verſchiede-<lb/>
nen malen an diejenigen ab, die ſolche auf dem<lb/>
Throne gehalten, und in eben derſelben Ordnung<lb/>
zur Seite ſtanden.</p><lb/><p>Nachdem das Communions-Lied geſungen<lb/>
war, wurde der Kaiſerin von zwei Erzbiſchoͤfen<lb/>
angekuͤndiget, daß zur <hirendition="#fr">Salbung</hi> alles bereit waͤre.<lb/>
Die Kaiſerin nahm hierauf die Krone ab, und gab<lb/>
dieſelbe ſowol als den Zepter und Reichsapfel an<lb/>
diejenige, die ſolche vorher gehalten hatten, und<lb/>
mit denſelben bis zum Altar vortraten: Selbſt<lb/>
aber naͤherte <hirendition="#fr">Sie</hi> Sich mit der groͤßten Andacht<lb/>
zur Salbung, welche der Erzbiſchof von Novgorod<lb/>
verrichtete. Jn dieſem Augenblick wurde abermals<lb/>
in der ganzen Stadt mit allen Glocken gelautet,<lb/>
auch zum zweiten mal, nach Abfeurung der Kano-<lb/>
nen, von den Truppen ein Lauffeuer gemacht. So-<lb/>
dann trat die Kaiſerin ganz allein ins Allerheiligſte<lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">(v’ Tzar-</hi></hi></fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[186/0206]
VII. Kroͤnungs-Geſchichte
findlichen Perſonen brachten zu gleicher Zeit der
Kaiſerin ihre alleruntertaͤnigſten Gluͤckwuͤnſche
dar; und die Kroͤnungs-Caͤrimonie wurde von
dem Erzbiſchofe von Novgorod mit einer Gluͤck-
wuͤnſchungs-Rede, im Namen des ganzen Rußi-
ſchen Vaterlandes, beſchloſſen. Die Kaiſerin blieb
waͤhrend der Liturgie auf dem Throne, im kaiſer-
lichen Ornate, mit der Krone auf dem Haupte,
und den Zepter in der rechten, den Reichsapfel
aber in der linken Hand haltend, ſtehen; und gab
ſolche nur waͤhrend des hohen Amtes zu verſchiede-
nen malen an diejenigen ab, die ſolche auf dem
Throne gehalten, und in eben derſelben Ordnung
zur Seite ſtanden.
Nachdem das Communions-Lied geſungen
war, wurde der Kaiſerin von zwei Erzbiſchoͤfen
angekuͤndiget, daß zur Salbung alles bereit waͤre.
Die Kaiſerin nahm hierauf die Krone ab, und gab
dieſelbe ſowol als den Zepter und Reichsapfel an
diejenige, die ſolche vorher gehalten hatten, und
mit denſelben bis zum Altar vortraten: Selbſt
aber naͤherte Sie Sich mit der groͤßten Andacht
zur Salbung, welche der Erzbiſchof von Novgorod
verrichtete. Jn dieſem Augenblick wurde abermals
in der ganzen Stadt mit allen Glocken gelautet,
auch zum zweiten mal, nach Abfeurung der Kano-
nen, von den Truppen ein Lauffeuer gemacht. So-
dann trat die Kaiſerin ganz allein ins Allerheiligſte
(v’ Tzar-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Schlözer, August Ludwig von]: Neuverändertes Rußland oder Leben Catharinä der Zweyten Kayserinn von Rußland. Bd. 2. Riga u. a., 1772, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haigold_russland02_1772/206>, abgerufen am 14.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.
