zu Glück und zu Ehren zu kommen, das gött- liche Gesetz und den Uns geschwornen Eid der Treue dergestalt vergessen, daß, ob ihm gleich der Namen des Prinzen Johann nur aus dem Gerüchte bekannt war, und er noch viel- weniger von dessen Gemüthsart und körper- licher Beschaffenheit das geringste wußte, er ihn dennoch zum Gegenstand wählte, um durch eine unter dem Volke anzurichtende blutige Empörung sein Glück zu machen.
Zur Ausführung dieses gottesvergeßnen, für das Vaterland empörerischen, für seine eigne Person aber verzweifelten Entschlusses, erbat er sich die Erlaubniß, außer seiner Tour die Wache in der Festung Schlüsselburg, welche wöchentlich abgelöst wurde, beziehen zu dürfen. Dies that er während Unsrer Reise nach den Provinzen an der Ostsee. Zwischen dem 4ten und 5ten abgewichnen Monats, um 2 Uhr nach Mitternacht, befal er seinem auf der Hauptwache in der Vestung stehenden Com- mando, nachdem er dasselbe plötzlich aufgeweckt, vor die Fronte auszurücken, und das Gewehr scharf zu laden. So bald der Commandant Berednikov den Lermen hörte, kam derselbe aus seinem Quartier heraus, und erkundigte sich darnach bei dem Mirowicz selbst. Statt aller Antwort aber versetzte ihm dieser Aufrüh-
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des Mirowitſch.
zu Gluͤck und zu Ehren zu kommen, das goͤtt- liche Geſetz und den Uns geſchwornen Eid der Treue dergeſtalt vergeſſen, daß, ob ihm gleich der Namen des Prinzen Johann nur aus dem Geruͤchte bekannt war, und er noch viel- weniger von deſſen Gemuͤthsart und koͤrper- licher Beſchaffenheit das geringſte wußte, er ihn dennoch zum Gegenſtand waͤhlte, um durch eine unter dem Volke anzurichtende blutige Empoͤrung ſein Gluͤck zu machen.
Zur Ausfuͤhrung dieſes gottesvergeßnen, fuͤr das Vaterland empoͤreriſchen, fuͤr ſeine eigne Perſon aber verzweifelten Entſchluſſes, erbat er ſich die Erlaubniß, außer ſeiner Tour die Wache in der Feſtung Schluͤſſelburg, welche woͤchentlich abgeloͤſt wurde, beziehen zu duͤrfen. Dies that er waͤhrend Unſrer Reiſe nach den Provinzen an der Oſtſee. Zwiſchen dem 4ten und 5ten abgewichnen Monats, um 2 Uhr nach Mitternacht, befal er ſeinem auf der Hauptwache in der Veſtung ſtehenden Com- mando, nachdem er daſſelbe ploͤtzlich aufgeweckt, vor die Fronte auszuruͤcken, und das Gewehr ſcharf zu laden. So bald der Commandant Berednikov den Lermen hoͤrte, kam derſelbe aus ſeinem Quartier heraus, und erkundigte ſich darnach bei dem Mirowicz ſelbſt. Statt aller Antwort aber verſetzte ihm dieſer Aufruͤh-
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des Mirowitſch.
zu Gluͤck und zu Ehren zu kommen, das goͤtt-
liche Geſetz und den Uns geſchwornen Eid der
Treue dergeſtalt vergeſſen, daß, ob ihm gleich
der Namen des Prinzen Johann nur aus
dem Geruͤchte bekannt war, und er noch viel-
weniger von deſſen Gemuͤthsart und koͤrper-
licher Beſchaffenheit das geringſte wußte, er
ihn dennoch zum Gegenſtand waͤhlte, um durch
eine unter dem Volke anzurichtende blutige
Empoͤrung ſein Gluͤck zu machen.
Zur Ausfuͤhrung dieſes gottesvergeßnen,
fuͤr das Vaterland empoͤreriſchen, fuͤr ſeine
eigne Perſon aber verzweifelten Entſchluſſes,
erbat er ſich die Erlaubniß, außer ſeiner Tour
die Wache in der Feſtung Schluͤſſelburg, welche
woͤchentlich abgeloͤſt wurde, beziehen zu duͤrfen.
Dies that er waͤhrend Unſrer Reiſe nach den
Provinzen an der Oſtſee. Zwiſchen dem 4ten
und 5ten abgewichnen Monats, um 2 Uhr
nach Mitternacht, befal er ſeinem auf der
Hauptwache in der Veſtung ſtehenden Com-
mando, nachdem er daſſelbe ploͤtzlich aufgeweckt,
vor die Fronte auszuruͤcken, und das Gewehr
ſcharf zu laden. So bald der Commandant
Berednikov den Lermen hoͤrte, kam derſelbe
aus ſeinem Quartier heraus, und erkundigte
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[Schlözer, August Ludwig von]: Neuverändertes Rußland oder Leben Catharinä der Zweyten Kayserinn von Rußland. Bd. 2. Riga u. a., 1772, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haigold_russland02_1772/267>, abgerufen am 22.11.2024.
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