B. Eid der Deputirten bei ihrem Eintritt in die Gesetz-Commission.
Jch Endesgenannter erkenne und erneure hiemit meinen Eid der unterthänigen Treue an Jhre Kaiserl. Majt., und gelobe und schwö- re vor dem allmächtigen Gotte und seinem hei- ligen Evangelio, daß ich mit reinem Herzen auf das große Werk der Verfassung eines Entwurfs zu einem neuen Gesetzbuche, worzu ich von meinen Mitbürgern zum Deputirten erwählt worden bin, Sorgfalt wenden, auch ihren zu nie hegenden Zutrauen entsprechen werde, damit dieses Werk nach Gott gefälli- gen Regeln, welche Menschenliebe und Gut- artigkeit (dobronrawie) zur Erhaltung des Glücks und der Ruhe unter dem menschlichen Geschlecht einpflanzen, aus welchen Regeln alle Gerechtigkeit fleußt, angefangen und vol- lendet werde. Jch bitte hiebei den allmächti- gen Gott, daß er Kraft auf mich herabschicke, mein Herz und Sinnen vor Blindheit zu be- wahren, die aus Eigennutz, Privat-Freund- schaft, Feindschaft, und gehässigem Neide entspringt, aus welchen Leidenschaften Bit- terkeit (surowost) in den Gesinnungen, und Härte (shestokost) in meinen Rathschlägen geboren werden kann. Jch selbst werde bei
diesem
XII. Fortſetzung der Acten
B. Eid der Deputirten bei ihrem Eintritt in die Geſetz-Commiſſion.
Jch Endesgenannter erkenne und erneure hiemit meinen Eid der unterthaͤnigen Treue an Jhre Kaiſerl. Majt., und gelobe und ſchwoͤ- re vor dem allmaͤchtigen Gotte und ſeinem hei- ligen Evangelio, daß ich mit reinem Herzen auf das große Werk der Verfaſſung eines Entwurfs zu einem neuen Geſetzbuche, worzu ich von meinen Mitbuͤrgern zum Deputirten erwaͤhlt worden bin, Sorgfalt wenden, auch ihren zu nie hegenden Zutrauen entſprechen werde, damit dieſes Werk nach Gott gefaͤlli- gen Regeln, welche Menſchenliebe und Gut- artigkeit (dobronrawie) zur Erhaltung des Gluͤcks und der Ruhe unter dem menſchlichen Geſchlecht einpflanzen, aus welchen Regeln alle Gerechtigkeit fleußt, angefangen und vol- lendet werde. Jch bitte hiebei den allmaͤchti- gen Gott, daß er Kraft auf mich herabſchicke, mein Herz und Sinnen vor Blindheit zu be- wahren, die aus Eigennutz, Privat-Freund- ſchaft, Feindſchaft, und gehaͤſſigem Neide entſpringt, aus welchen Leidenſchaften Bit- terkeit (ſurowoſt) in den Geſinnungen, und Haͤrte (ſheſtokoſt) in meinen Rathſchlaͤgen geboren werden kann. Jch ſelbſt werde bei
dieſem
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XII. Fortſetzung der Acten
B.
Eid der Deputirten bei ihrem Eintritt in
die Geſetz-Commiſſion.
Jch Endesgenannter erkenne und erneure
hiemit meinen Eid der unterthaͤnigen Treue
an Jhre Kaiſerl. Majt., und gelobe und ſchwoͤ-
re vor dem allmaͤchtigen Gotte und ſeinem hei-
ligen Evangelio, daß ich mit reinem Herzen
auf das große Werk der Verfaſſung eines
Entwurfs zu einem neuen Geſetzbuche, worzu
ich von meinen Mitbuͤrgern zum Deputirten
erwaͤhlt worden bin, Sorgfalt wenden, auch
ihren zu nie hegenden Zutrauen entſprechen
werde, damit dieſes Werk nach Gott gefaͤlli-
gen Regeln, welche Menſchenliebe und Gut-
artigkeit (dobronrawie) zur Erhaltung des
Gluͤcks und der Ruhe unter dem menſchlichen
Geſchlecht einpflanzen, aus welchen Regeln
alle Gerechtigkeit fleußt, angefangen und vol-
lendet werde. Jch bitte hiebei den allmaͤchti-
gen Gott, daß er Kraft auf mich herabſchicke,
mein Herz und Sinnen vor Blindheit zu be-
wahren, die aus Eigennutz, Privat-Freund-
ſchaft, Feindſchaft, und gehaͤſſigem Neide
entſpringt, aus welchen Leidenſchaften Bit-
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geboren werden kann. Jch ſelbſt werde bei
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[Schlözer, August Ludwig von]: Neuverändertes Rußland oder Leben Catharinä der Zweyten Kayserinn von Rußland. Bd. 2. Riga u. a., 1772, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haigold_russland02_1772/312>, abgerufen am 22.11.2024.
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