Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.Fünftes Buch. Das Blut. nes lebendigen Thierchens, z. E. einer Maus, wenn ichdieses Gekröse eben so auseinander breitete, wie mans mit den Fröschen zu machen pflegt, Kügelchen unter- scheiden können, indem alles darinnen versammelte Blut bei der ersten Berührung der Luft in den Gefässen stehen blieb, zu einem roten Faden ward, und auf diese Weise waren alle Gefässe, wie Korallenzweige, durchgehens mit einerlei Röte vollgefüllt. Die Bemühungen unsers Remus (z) waren nicht glükklicher, und ich kenne fast keinen einzigen unter den neuern Schriftverfassern, wel- che von den roten Kügelchen geschrieben, der sich sein Mo- dell dazu von den warmen Thieren hergenommen hätte. Jndessen würde ich darum keinem widersprechen, wel- cher ein glükklicheres Auge hätte, das zu sehen, welches meine Begierde nach der Warheit hintergangen haben kann. Uebrigens schreibe ich die Ehre dieser Entdekkung dem Marcell Malpighi, aber auch mit dieser Ein- schränkung zu, daß dieser vortrefliche Mann nicht alles gründlich gesehen, was ihm die Natur zu sehen dargebo- ten, und er überredete sich, Fettkugeln da zu finden, wo er doch warhafte Blutkügelchen fand. Es füret näm- lich dieser Verfasser in dem Nezze eines Stachel- schweines ein Blurgefässe an, in welchem er Fettkügelchen beobachtete, die durch ihre eigne Figur begrenzt rot, und wie die gewönliche Krone an den roten Korallstauden anzusehen waren. So schrieb er bereits im Jare 1665 (a). Später nach ihm, und in der That einige Jare später, beobachtete ebenfalls ein Bürger zu Delft, Anton van Leeuwenhoek, den 15. August des 1673. Jares (b), im Blute rote Kügelchen. Und da sich dieser über diesen Punkt mit äusserster Sorgfalt ausgedehnt, und mit grosser (z) [Spaltenumbruch]
Die oftangeführte Dissert. S. 39. (a) De Omento et adiposis du- [Spaltenumbruch] ctibus; ich ziehe hier die Londner Ausgabe an S. 42. (b) Er selbst nennt den Tag.
Philos. Transact. n. 102. Fuͤnftes Buch. Das Blut. nes lebendigen Thierchens, z. E. einer Maus, wenn ichdieſes Gekroͤſe eben ſo auseinander breitete, wie mans mit den Froͤſchen zu machen pflegt, Kuͤgelchen unter- ſcheiden koͤnnen, indem alles darinnen verſammelte Blut bei der erſten Beruͤhrung der Luft in den Gefaͤſſen ſtehen blieb, zu einem roten Faden ward, und auf dieſe Weiſe waren alle Gefaͤſſe, wie Korallenzweige, durchgehens mit einerlei Roͤte vollgefuͤllt. Die Bemuͤhungen unſers Remus (z) waren nicht gluͤkklicher, und ich kenne faſt keinen einzigen unter den neuern Schriftverfaſſern, wel- che von den roten Kuͤgelchen geſchrieben, der ſich ſein Mo- dell dazu von den warmen Thieren hergenommen haͤtte. Jndeſſen wuͤrde ich darum keinem widerſprechen, wel- cher ein gluͤkklicheres Auge haͤtte, das zu ſehen, welches meine Begierde nach der Warheit hintergangen haben kann. Uebrigens ſchreibe ich die Ehre dieſer Entdekkung dem Marcell Malpighi, aber auch mit dieſer Ein- ſchraͤnkung zu, daß dieſer vortrefliche Mann nicht alles gruͤndlich geſehen, was ihm die Natur zu ſehen dargebo- ten, und er uͤberredete ſich, Fettkugeln da zu finden, wo er doch warhafte Blutkuͤgelchen fand. Es fuͤret naͤm- lich dieſer Verfaſſer in dem Nezze eines Stachel- ſchweines ein Blurgefaͤſſe an, in welchem er Fettkuͤgelchen beobachtete, die durch ihre eigne Figur begrenzt rot, und wie die gewoͤnliche Krone an den roten Korallſtauden anzuſehen waren. So ſchrieb er bereits im Jare 1665 (a). Spaͤter nach ihm, und in der That einige Jare ſpaͤter, beobachtete ebenfalls ein Buͤrger zu Delft, Anton van Leeuwenhoek, den 15. Auguſt des 1673. Jares (b), im Blute rote Kuͤgelchen. Und da ſich dieſer uͤber dieſen Punkt mit aͤuſſerſter Sorgfalt ausgedehnt, und mit groſſer (z) [Spaltenumbruch]
Die oftangefuͤhrte Diſſert. S. 39. (a) De Omento et adipoſis du- [Spaltenumbruch] ctibus; ich ziehe hier die Londner Ausgabe an S. 42. (b) Er ſelbſt nennt den Tag.
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Fuͤnftes Buch. Das Blut.
nes lebendigen Thierchens, z. E. einer Maus, wenn ich
dieſes Gekroͤſe eben ſo auseinander breitete, wie mans
mit den Froͤſchen zu machen pflegt, Kuͤgelchen unter-
ſcheiden koͤnnen, indem alles darinnen verſammelte Blut
bei der erſten Beruͤhrung der Luft in den Gefaͤſſen ſtehen
blieb, zu einem roten Faden ward, und auf dieſe Weiſe
waren alle Gefaͤſſe, wie Korallenzweige, durchgehens
mit einerlei Roͤte vollgefuͤllt. Die Bemuͤhungen unſers
Remus (z) waren nicht gluͤkklicher, und ich kenne faſt
keinen einzigen unter den neuern Schriftverfaſſern, wel-
che von den roten Kuͤgelchen geſchrieben, der ſich ſein Mo-
dell dazu von den warmen Thieren hergenommen haͤtte.
Jndeſſen wuͤrde ich darum keinem widerſprechen, wel-
cher ein gluͤkklicheres Auge haͤtte, das zu ſehen, welches
meine Begierde nach der Warheit hintergangen haben
kann. Uebrigens ſchreibe ich die Ehre dieſer Entdekkung
dem Marcell Malpighi, aber auch mit dieſer Ein-
ſchraͤnkung zu, daß dieſer vortrefliche Mann nicht alles
gruͤndlich geſehen, was ihm die Natur zu ſehen dargebo-
ten, und er uͤberredete ſich, Fettkugeln da zu finden, wo
er doch warhafte Blutkuͤgelchen fand. Es fuͤret naͤm-
lich dieſer Verfaſſer in dem Nezze eines Stachel-
ſchweines ein Blurgefaͤſſe an, in welchem er
Fettkuͤgelchen beobachtete, die durch ihre eigne
Figur begrenzt rot, und wie die gewoͤnliche
Krone an den roten Korallſtauden anzuſehen
waren. So ſchrieb er bereits im Jare 1665 (a).
Spaͤter nach ihm, und in der That einige Jare ſpaͤter,
beobachtete ebenfalls ein Buͤrger zu Delft, Anton van
Leeuwenhoek, den 15. Auguſt des 1673. Jares (b),
im Blute rote Kuͤgelchen. Und da ſich dieſer uͤber dieſen
Punkt mit aͤuſſerſter Sorgfalt ausgedehnt, und mit
groſſer
(z)
Die oftangefuͤhrte Diſſert.
S. 39.
(a) De Omento et adipoſis du-
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