Neugierde betrachtet, aber niemals was von einer Zu- sammensezzung aus noch kleinern Stoffen warnehmen können. Ferner zeigte der gelehrte J. Godfried Bren- del(q), unser ehemalige Amtsgehülfe, in einer beson- dern Schrift, wie es nicht anginge, daß zu gleicher Zeit einerlei Verhältnis des Durchmessers und des vergrösser- ten Gewichtes, in den grössern Kügelchen statt finden könne.
Vor andern aber hat J. Baptist Senak, mit der ihm eignen Scharfsinnigkeit weitläuftig wider die Zer- theilung der Börhaavischen Kügelchen geschrieben; er leugnet, daß Salzwasser oder Flieswasser aus Kügelchen bestünde (r), er behauptet, daß das, was Anton von Leeuwenhoek einige male für gelbrote Kügelchen an- gesehen, in der That wirkliche rote, aber einzeln herum- irrende (s) gewesen, und er vermutet mit Einsicht, daß jener durch ihre Blässe hintergangen worden sei. Er hielte ferner davor, daß es Kugelhaufen gewesen, was der gute Alte vor eine Zusammensezzung aus Kügelchen gehalten hätte (t); es habe nie einer mit Augen gesehen, daß aus zweien Kügelchen eins geworden (u); es sei der- gleichen Zusammenwachsen ganz und gar nicht warschein- lich; man könne sich nicht mit Gewisheit darauf verlas- sen, daß sich ein rotes Kügelchen jemals in kleinere Kü- gelchen aufgelöset hätte (x); und es entstehe endlich aus den zerstreuten roten Kügelchen kein Flieswasser, da der- gleichen doch noch übrig ist, wenn auch alle Kügelchen zernichtet worden (y), welches alles Anmerkungen von diesem vortreflichen Schriftsteller sind.
§. 20.
(q)[Spaltenumbruch]
Jn einem zu Göttingen im Jahre 1747 herausgegebnen Pro- gramma.
(r)Traite du coeur T. II. S. 91. 660.
(s)[Spaltenumbruch]
Ebendas. S. 662.
(t) S. 659.
(u) S. 658.
(x) S. 665.
(y) S. 96.
Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Neugierde betrachtet, aber niemals was von einer Zu- ſammenſezzung aus noch kleinern Stoffen warnehmen koͤnnen. Ferner zeigte der gelehrte J. Godfried Bren- del(q), unſer ehemalige Amtsgehuͤlfe, in einer beſon- dern Schrift, wie es nicht anginge, daß zu gleicher Zeit einerlei Verhaͤltnis des Durchmeſſers und des vergroͤſſer- ten Gewichtes, in den groͤſſern Kuͤgelchen ſtatt finden koͤnne.
Vor andern aber hat J. Baptiſt Senak, mit der ihm eignen Scharfſinnigkeit weitlaͤuftig wider die Zer- theilung der Boͤrhaaviſchen Kuͤgelchen geſchrieben; er leugnet, daß Salzwaſſer oder Flieswaſſer aus Kuͤgelchen beſtuͤnde (r), er behauptet, daß das, was Anton von Leeuwenhoek einige male fuͤr gelbrote Kuͤgelchen an- geſehen, in der That wirkliche rote, aber einzeln herum- irrende (s) geweſen, und er vermutet mit Einſicht, daß jener durch ihre Blaͤſſe hintergangen worden ſei. Er hielte ferner davor, daß es Kugelhaufen geweſen, was der gute Alte vor eine Zuſammenſezzung aus Kuͤgelchen gehalten haͤtte (t); es habe nie einer mit Augen geſehen, daß aus zweien Kuͤgelchen eins geworden (u); es ſei der- gleichen Zuſammenwachſen ganz und gar nicht warſchein- lich; man koͤnne ſich nicht mit Gewisheit darauf verlaſ- ſen, daß ſich ein rotes Kuͤgelchen jemals in kleinere Kuͤ- gelchen aufgeloͤſet haͤtte (x); und es entſtehe endlich aus den zerſtreuten roten Kuͤgelchen kein Flieswaſſer, da der- gleichen doch noch uͤbrig iſt, wenn auch alle Kuͤgelchen zernichtet worden (y), welches alles Anmerkungen von dieſem vortreflichen Schriftſteller ſind.
§. 20.
(q)[Spaltenumbruch]
Jn einem zu Goͤttingen im Jahre 1747 herausgegebnen Pro- gramma.
(r)Traité du cœur T. II. S. 91. 660.
(s)[Spaltenumbruch]
Ebendaſ. S. 662.
(t) S. 659.
(u) S. 658.
(x) S. 665.
(y) S. 96.
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[104/0124]
Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Neugierde betrachtet, aber niemals was von einer Zu-
ſammenſezzung aus noch kleinern Stoffen warnehmen
koͤnnen. Ferner zeigte der gelehrte J. Godfried Bren-
del (q), unſer ehemalige Amtsgehuͤlfe, in einer beſon-
dern Schrift, wie es nicht anginge, daß zu gleicher Zeit
einerlei Verhaͤltnis des Durchmeſſers und des vergroͤſſer-
ten Gewichtes, in den groͤſſern Kuͤgelchen ſtatt finden
koͤnne.
Vor andern aber hat J. Baptiſt Senak, mit der
ihm eignen Scharfſinnigkeit weitlaͤuftig wider die Zer-
theilung der Boͤrhaaviſchen Kuͤgelchen geſchrieben; er
leugnet, daß Salzwaſſer oder Flieswaſſer aus Kuͤgelchen
beſtuͤnde (r), er behauptet, daß das, was Anton von
Leeuwenhoek einige male fuͤr gelbrote Kuͤgelchen an-
geſehen, in der That wirkliche rote, aber einzeln herum-
irrende (s) geweſen, und er vermutet mit Einſicht, daß
jener durch ihre Blaͤſſe hintergangen worden ſei. Er
hielte ferner davor, daß es Kugelhaufen geweſen, was
der gute Alte vor eine Zuſammenſezzung aus Kuͤgelchen
gehalten haͤtte (t); es habe nie einer mit Augen geſehen,
daß aus zweien Kuͤgelchen eins geworden (u); es ſei der-
gleichen Zuſammenwachſen ganz und gar nicht warſchein-
lich; man koͤnne ſich nicht mit Gewisheit darauf verlaſ-
ſen, daß ſich ein rotes Kuͤgelchen jemals in kleinere Kuͤ-
gelchen aufgeloͤſet haͤtte (x); und es entſtehe endlich aus
den zerſtreuten roten Kuͤgelchen kein Flieswaſſer, da der-
gleichen doch noch uͤbrig iſt, wenn auch alle Kuͤgelchen
zernichtet worden (y), welches alles Anmerkungen von
dieſem vortreflichen Schriftſteller ſind.
§. 20.
(q)
Jn einem zu Goͤttingen im
Jahre 1747 herausgegebnen Pro-
gramma.
(r) Traité du cœur T. II. S. 91.
660.
(s)
Ebendaſ. S. 662.
(t) S. 659.
(u) S. 658.
(x) S. 665.
(y) S. 96.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/124>, abgerufen am 24.11.2024.
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