Favelet(r) das Blut in der Nähe beobachtet, welches aus einer geöffneten Blutader in ein Glas aufgefangen worden; er sahe, wie sich dieses bereits nach acht Stun- den aufzublähen anfing, wie es zerflos, einen scharfen Damf von sich sties, der ganz harnhaft roch, und end- lich das Glas zersprengte (s). Ein andrer Zeuge mel- det, daß aus einem faulenden Knochen ein sehr stinken- der Schaum, mit einem Schalle begleitet, hervorgebro- chen (t).
Gemeiniglich wird aber der freie Zugang der Luftat- mosphäre zu einer Fäulnis erfordert, und es verwandelt sich das Blut in verschlossnen Wunden in ein Faserge- wächse (polypus), und es wird das Geblüte nicht durch- gängig faul, wenn ihm die Bewegung mangelt (u). Selbst in der Gebärmutter wird die todte und unverlezte Leibesfrucht, und der an sich in der That leicht faulende Mutterkuchen, ganze Monate und Jahre ohne faul zu werden umhergetragen (x), wenn nur die verschlossne Gebärmutter der Luft keinen Zutritt verstattet. Jn- dessen wird die Fäulnis dadurch sehr befördert, wenn zum Blute, zur Galle, oder zu jeder der Fäulnis Preis ge- gebnen Feuchtigkeit, ein feuerfestes Laugensalz, oder we- nigstens eine mit der Säure kämfende Erde beigemischt wird. Krebssteine helfen das Blut (y), und feuerfestes Salz (z) das Fleisch faul machen. Wenn man eben diese Dinge unter die Galle mischt, so machen sie nicht nur die Fäulnis stinkender, sondern auch schneller (a), und
schon
(r)[Spaltenumbruch]De ferment. ventric. S. 111.
(s)Boyle S. 88. Krügers Phisiologie No. 53. Nach sieben Tagen wird das Blut faul. Rutty Synopsis S. 304.
(t)Michael Bernh. valentini Dissert. epist. III S. 151.
(u) Vergleichet damit den dre- lincourt beim manget Biblioth. anat. T. II. S. 956. Abraham cyprian Epist. ad millington S. 55. 56.
(x)[Spaltenumbruch]QuesnayOeconom. ani- mal. T. II. S. 121.
(y)pringle Append. S. |394. 414.
(z)Pinelli angef. Ort. S. 160. Man mus sich also wundern, daß die Fäulnis vom beigemischten Weinsteinsalze verhindert werden soll. Rutty an ged. Orte.
(a)gilbert de putredine | in corp. animal. S. 18.
Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Favelet(r) das Blut in der Naͤhe beobachtet, welches aus einer geoͤffneten Blutader in ein Glas aufgefangen worden; er ſahe, wie ſich dieſes bereits nach acht Stun- den aufzublaͤhen anfing, wie es zerflos, einen ſcharfen Damf von ſich ſties, der ganz harnhaft roch, und end- lich das Glas zerſprengte (s). Ein andrer Zeuge mel- det, daß aus einem faulenden Knochen ein ſehr ſtinken- der Schaum, mit einem Schalle begleitet, hervorgebro- chen (t).
Gemeiniglich wird aber der freie Zugang der Luftat- moſphaͤre zu einer Faͤulnis erfordert, und es verwandelt ſich das Blut in verſchloſſnen Wunden in ein Faſerge- waͤchſe (polypus), und es wird das Gebluͤte nicht durch- gaͤngig faul, wenn ihm die Bewegung mangelt (u). Selbſt in der Gebaͤrmutter wird die todte und unverlezte Leibesfrucht, und der an ſich in der That leicht faulende Mutterkuchen, ganze Monate und Jahre ohne faul zu werden umhergetragen (x), wenn nur die verſchloſſne Gebaͤrmutter der Luft keinen Zutritt verſtattet. Jn- deſſen wird die Faͤulnis dadurch ſehr befoͤrdert, wenn zum Blute, zur Galle, oder zu jeder der Faͤulnis Preis ge- gebnen Feuchtigkeit, ein feuerfeſtes Laugenſalz, oder we- nigſtens eine mit der Saͤure kaͤmfende Erde beigemiſcht wird. Krebsſteine helfen das Blut (y), und feuerfeſtes Salz (z) das Fleiſch faul machen. Wenn man eben dieſe Dinge unter die Galle miſcht, ſo machen ſie nicht nur die Faͤulnis ſtinkender, ſondern auch ſchneller (a), und
ſchon
(r)[Spaltenumbruch]De ferment. ventric. S. 111.
(s)Boyle S. 88. Krügers Phiſiologie No. 53. Nach ſieben Tagen wird das Blut faul. Rutty Synopſis S. 304.
(t)Michael Bernh. valentini Diſſert. epiſt. III S. 151.
(u) Vergleichet damit den dre- lincourt beim manget Biblioth. anat. T. II. S. 956. Abraham cyprian Epiſt. ad millington S. 55. 56.
(x)[Spaltenumbruch]QuesnayOeconom. ani- mal. T. II. S. 121.
(y)pringle Append. S. |394. 414.
(z)Pinelli angef. Ort. S. 160. Man mus ſich alſo wundern, daß die Faͤulnis vom beigemiſchten Weinſteinſalze verhindert werden ſoll. Rutty an ged. Orte.
(a)gilbert de putredine | in corp. animal. S. 18.
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Fuͤnftes Buch. Das Blut.
Favelet (r) das Blut in der Naͤhe beobachtet, welches
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worden; er ſahe, wie ſich dieſes bereits nach acht Stun-
den aufzublaͤhen anfing, wie es zerflos, einen ſcharfen
Damf von ſich ſties, der ganz harnhaft roch, und end-
lich das Glas zerſprengte (s). Ein andrer Zeuge mel-
det, daß aus einem faulenden Knochen ein ſehr ſtinken-
der Schaum, mit einem Schalle begleitet, hervorgebro-
chen (t).
Gemeiniglich wird aber der freie Zugang der Luftat-
moſphaͤre zu einer Faͤulnis erfordert, und es verwandelt
ſich das Blut in verſchloſſnen Wunden in ein Faſerge-
waͤchſe (polypus), und es wird das Gebluͤte nicht durch-
gaͤngig faul, wenn ihm die Bewegung mangelt (u).
Selbſt in der Gebaͤrmutter wird die todte und unverlezte
Leibesfrucht, und der an ſich in der That leicht faulende
Mutterkuchen, ganze Monate und Jahre ohne faul zu
werden umhergetragen (x), wenn nur die verſchloſſne
Gebaͤrmutter der Luft keinen Zutritt verſtattet. Jn-
deſſen wird die Faͤulnis dadurch ſehr befoͤrdert, wenn
zum Blute, zur Galle, oder zu jeder der Faͤulnis Preis ge-
gebnen Feuchtigkeit, ein feuerfeſtes Laugenſalz, oder we-
nigſtens eine mit der Saͤure kaͤmfende Erde beigemiſcht
wird. Krebsſteine helfen das Blut (y), und feuerfeſtes
Salz (z) das Fleiſch faul machen. Wenn man eben dieſe
Dinge unter die Galle miſcht, ſo machen ſie nicht nur
die Faͤulnis ſtinkender, ſondern auch ſchneller (a), und
ſchon
(r)
De ferment. ventric. S. 111.
(s) Boyle S. 88. Krügers
Phiſiologie No. 53. Nach ſieben
Tagen wird das Blut faul. Rutty
Synopſis S. 304.
(t) Michael Bernh. valentini
Diſſert. epiſt. III S. 151.
(u) Vergleichet damit den dre-
lincourt beim manget Biblioth.
anat. T. II. S. 956. Abraham
cyprian Epiſt. ad millington
S. 55. 56.
(x)
Quesnay Oeconom. ani-
mal. T. II. S. 121.
(y) pringle Append. S. |394.
414.
(z) Pinelli angef. Ort. S. 160.
Man mus ſich alſo wundern, daß
die Faͤulnis vom beigemiſchten
Weinſteinſalze verhindert werden
ſoll. Rutty an ged. Orte.
(a) gilbert de putredine | in
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/162>, abgerufen am 16.02.2025.
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