Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.Das Rothe darinnen. schwerfällige und strenge Erde, welche man durch Hülfedieser Künste erhält, von solcher Beschaffenheit sind, daß man nicht einmal den Verdacht haben kann, als ob sich dergleichen Säfte oder Erden mit der Lebensdauer eines Thieres irgends vertragen könnten. Man kann vielwe- niger hoffen, daß sich diese Grundstoffe in einem Pfunde Blutes eben so gegen einander verhalten werden, wie sie sich in denjenigen Säften beisammen befinden, die durch die Heftigkeit des Feuers aus diesem Pfunde Blu- tes herausgezogen werden, und es kann folglich in einem Pfunde Blutes, eines lebenden Menschen, nie so viel Wasser, Geist, Oel und Salz befindlich sein, als aus diesem Pfunde, an Wasser, Geistern, Oele, und Salze durch das Feuer übergetrieben wird. Es wäre in der That diese Erwartung zu übermäßig (p), und man könn- te sie durch die allerleichteste Versuche niederschlagen. Denn wenn man diese Säfte, wie sie das Feuer von dem Blute geschieden, wieder untereinander mischt, so bekömmt man kein solches sanfte und gemäßigte Blut, sondern einen ranzigen, scharfen und höchst verschiednen Salbehefen wieder, in dessen Mengsel nicht ein einziges Blutkügelchen wieder hergestellt wargenommen werden kann. Ferner so müssen sich diejenigen auf diese Erwar- tung nicht zu viel zu gute thun, welche aus der Zerlegung des Bluts in seine Grundstoffe, die Temperamente und verschiednen Triebe der Menschen ausfindig machen wol- len. Unter zweihundert Bauern, deren Blut Hel- mont (q) im Feuer untersuchte, fand die Analisirung nicht den geringsten merkwürdigen Unterscheid: und es ist eine mehr als zu bekannte Sache, daß das Tollkraut (bella- (p) [Spaltenumbruch]
Diese Hofnung machte sich Vieussens im Journal des savans 1698. n. 5. Epitre II. S. 147. Traite des liqueurs S. 34. u. f. Jhr widerspricht aber lancis in der IV Dissert. wie auch die Aerzte [Spaltenumbruch] von Rom im Briefe an den Ray- mund Vieussens. (q) Er wird angezogen vom D. lorry Tr. des alimens T. II. S. 50. denn ihn selbst habe, ich jezzt eben nicht bei der Hand. K 5
Das Rothe darinnen. ſchwerfaͤllige und ſtrenge Erde, welche man durch Huͤlfedieſer Kuͤnſte erhaͤlt, von ſolcher Beſchaffenheit ſind, daß man nicht einmal den Verdacht haben kann, als ob ſich dergleichen Saͤfte oder Erden mit der Lebensdauer eines Thieres irgends vertragen koͤnnten. Man kann vielwe- niger hoffen, daß ſich dieſe Grundſtoffe in einem Pfunde Blutes eben ſo gegen einander verhalten werden, wie ſie ſich in denjenigen Saͤften beiſammen befinden, die durch die Heftigkeit des Feuers aus dieſem Pfunde Blu- tes herausgezogen werden, und es kann folglich in einem Pfunde Blutes, eines lebenden Menſchen, nie ſo viel Waſſer, Geiſt, Oel und Salz befindlich ſein, als aus dieſem Pfunde, an Waſſer, Geiſtern, Oele, und Salze durch das Feuer uͤbergetrieben wird. Es waͤre in der That dieſe Erwartung zu uͤbermaͤßig (p), und man koͤnn- te ſie durch die allerleichteſte Verſuche niederſchlagen. Denn wenn man dieſe Saͤfte, wie ſie das Feuer von dem Blute geſchieden, wieder untereinander miſcht, ſo bekoͤmmt man kein ſolches ſanfte und gemaͤßigte Blut, ſondern einen ranzigen, ſcharfen und hoͤchſt verſchiednen Salbehefen wieder, in deſſen Mengſel nicht ein einziges Blutkuͤgelchen wieder hergeſtellt wargenommen werden kann. Ferner ſo muͤſſen ſich diejenigen auf dieſe Erwar- tung nicht zu viel zu gute thun, welche aus der Zerlegung des Bluts in ſeine Grundſtoffe, die Temperamente und verſchiednen Triebe der Menſchen ausfindig machen wol- len. Unter zweihundert Bauern, deren Blut Hel- mont (q) im Feuer unterſuchte, fand die Analiſirung nicht den geringſten merkwuͤrdigen Unterſcheid: und es iſt eine mehr als zu bekannte Sache, daß das Tollkraut (bella- (p) [Spaltenumbruch]
Dieſe Hofnung machte ſich Vieuſſens im Journal des ſavans 1698. n. 5. Epitre II. S. 147. Traité des liqueurs S. 34. u. f. Jhr widerſpricht aber lanciſ in der IV Diſſert. wie auch die Aerzte [Spaltenumbruch] von Rom im Briefe an den Ray- mund Vieuſſens. (q) Er wird angezogen vom D. lorry Tr. des alimens T. II. S. 50. denn ihn ſelbſt habe, ich jezzt eben nicht bei der Hand. K 5
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Das Rothe darinnen.
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dieſer Kuͤnſte erhaͤlt, von ſolcher Beſchaffenheit ſind, daß
man nicht einmal den Verdacht haben kann, als ob ſich
dergleichen Saͤfte oder Erden mit der Lebensdauer eines
Thieres irgends vertragen koͤnnten. Man kann vielwe-
niger hoffen, daß ſich dieſe Grundſtoffe in einem Pfunde
Blutes eben ſo gegen einander verhalten werden, wie
ſie ſich in denjenigen Saͤften beiſammen befinden, die
durch die Heftigkeit des Feuers aus dieſem Pfunde Blu-
tes herausgezogen werden, und es kann folglich in einem
Pfunde Blutes, eines lebenden Menſchen, nie ſo viel
Waſſer, Geiſt, Oel und Salz befindlich ſein, als aus
dieſem Pfunde, an Waſſer, Geiſtern, Oele, und Salze
durch das Feuer uͤbergetrieben wird. Es waͤre in der
That dieſe Erwartung zu uͤbermaͤßig (p), und man koͤnn-
te ſie durch die allerleichteſte Verſuche niederſchlagen.
Denn wenn man dieſe Saͤfte, wie ſie das Feuer von
dem Blute geſchieden, wieder untereinander miſcht, ſo
bekoͤmmt man kein ſolches ſanfte und gemaͤßigte Blut,
ſondern einen ranzigen, ſcharfen und hoͤchſt verſchiednen
Salbehefen wieder, in deſſen Mengſel nicht ein einziges
Blutkuͤgelchen wieder hergeſtellt wargenommen werden
kann. Ferner ſo muͤſſen ſich diejenigen auf dieſe Erwar-
tung nicht zu viel zu gute thun, welche aus der Zerlegung
des Bluts in ſeine Grundſtoffe, die Temperamente und
verſchiednen Triebe der Menſchen ausfindig machen wol-
len. Unter zweihundert Bauern, deren Blut Hel-
mont (q) im Feuer unterſuchte, fand die Analiſirung
nicht den geringſten merkwuͤrdigen Unterſcheid: und es
iſt eine mehr als zu bekannte Sache, daß das Tollkraut
(bella-
(p)
Dieſe Hofnung machte ſich
Vieuſſens im Journal des ſavans
1698. n. 5. Epitre II. S. 147.
Traité des liqueurs S. 34. u. f.
Jhr widerſpricht aber lanciſ in
der IV Diſſert. wie auch die Aerzte
von Rom im Briefe an den Ray-
mund Vieuſſens.
(q) Er wird angezogen vom D.
lorry Tr. des alimens T. II. S. 50.
denn ihn ſelbſt habe, ich jezzt eben
nicht bei der Hand.
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