Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Salzwasser.
zwei drittheile, hingegen überhaupt auf drei vierteile
vom Anton von Heyde (a) geschäzzet. Umständlicher
beobachtete unser ehemalige Zuhörer, der berümte Rha-
des
(b), diese Erscheinungen am Salzwasser, und nach
seinen Erfarungen wird dieses Salzwasser in einer Wär-
me von 148 Farenheitschen Graden undurchsichtig, bei
dem hundertfunfzigsten Grade fängt es an zu damfen,
beim 151 gerinnt solches zum Gallerte, und beim 152
scheinet es die Eiweisgerinnung nachzuamen. Nach dem
Versuche des berümten Franz Boissier fängt das Flies-
wasser an, wenn man seine Gradenmaasse umsezzt, bei-
nahe beim 141 Grade weis zu werden, und beim 158
oder 160 gerinnt dasselbe zu einer Art von Leder (c).

Es scheinet, als ob diese Gerinnbarkeit des Salz-
wassers im Blute dem Wilhelm Harvey am allerer-
sten bekannt gewesen, indem dieser mit Augen sahe, wie
gekochtes Salzwasser zu einer schleimigen Feuchtigkeit
ward, und es haben nach ihm Bartholin (e), Pec-
quet
(f) und andre mehr, diesen Versuch wieder vor sich
genommen. Nach seinen Zeiten demonstrirte der berümte
Golzadius zu Padua diese Eigenschaft, die dem Salz-
wasser wesentlich ist, dem Hieronimus Barbatus (g),
und vielleicht geschahe es noch eher, und vor dem Jare
1650, daß ein andrer Arzt, dem Frizimelica, dersonst
andre Gedanken davon hegte, diese verdichtende Eigen-
fchaft an dem Salzwasser zeigte (h).

Es gerinnet aber auch das Salzwasser des Blutes,
ohne diese so grosse Gewalt des Feuers, entweder von
selbst, wenn es zur Ruhe kömmt, in lebendigen Thieren,
oder auch nach vorhergehenden Krankheiten. Daß es
in der Ruhe gerinne, habe ich oft an Thieren, die weder
(d)

warm
(a) [Spaltenumbruch] Obs. 87.
(b) Angef. Ort. S. 17. 30.
(c) De l'inflammat. S. 240.
(e) Lact. thoracic. S. 46.
hist. 49. Centur. III. anat. renov.
S. 134.
(f) [Spaltenumbruch] Dissert. anatom. S. 42.
(g) De sero sanguin. S. 153.
(h) Beim binninger Cent. I.
Obs.
13. der eben so wohl ein Au-
genzeuge gewesen.
(d) De gener. anim. S. 161.
N 2

Das Salzwaſſer.
zwei drittheile, hingegen uͤberhaupt auf drei vierteile
vom Anton von Heyde (a) geſchaͤzzet. Umſtaͤndlicher
beobachtete unſer ehemalige Zuhoͤrer, der beruͤmte Rha-
des
(b), dieſe Erſcheinungen am Salzwaſſer, und nach
ſeinen Erfarungen wird dieſes Salzwaſſer in einer Waͤr-
me von 148 Farenheitſchen Graden undurchſichtig, bei
dem hundertfunfzigſten Grade faͤngt es an zu damfen,
beim 151 gerinnt ſolches zum Gallerte, und beim 152
ſcheinet es die Eiweisgerinnung nachzuamen. Nach dem
Verſuche des beruͤmten Franz Boiſſier faͤngt das Flies-
waſſer an, wenn man ſeine Gradenmaaſſe umſezzt, bei-
nahe beim 141 Grade weis zu werden, und beim 158
oder 160 gerinnt daſſelbe zu einer Art von Leder (c).

Es ſcheinet, als ob dieſe Gerinnbarkeit des Salz-
waſſers im Blute dem Wilhelm Harvey am allerer-
ſten bekannt geweſen, indem dieſer mit Augen ſahe, wie
gekochtes Salzwaſſer zu einer ſchleimigen Feuchtigkeit
ward, und es haben nach ihm Bartholin (e), Pec-
quet
(f) und andre mehr, dieſen Verſuch wieder vor ſich
genommen. Nach ſeinen Zeiten demonſtrirte der beruͤmte
Golzadius zu Padua dieſe Eigenſchaft, die dem Salz-
waſſer weſentlich iſt, dem Hieronimus Barbatus (g),
und vielleicht geſchahe es noch eher, und vor dem Jare
1650, daß ein andrer Arzt, dem Frizimelica, derſonſt
andre Gedanken davon hegte, dieſe verdichtende Eigen-
fchaft an dem Salzwaſſer zeigte (h).

Es gerinnet aber auch das Salzwaſſer des Blutes,
ohne dieſe ſo groſſe Gewalt des Feuers, entweder von
ſelbſt, wenn es zur Ruhe koͤmmt, in lebendigen Thieren,
oder auch nach vorhergehenden Krankheiten. Daß es
in der Ruhe gerinne, habe ich oft an Thieren, die weder
(d)

warm
(a) [Spaltenumbruch] Obſ. 87.
(b) Angef. Ort. S. 17. 30.
(c) De l’inflammat. S. 240.
(e) Lact. thoracic. S. 46.
hiſt. 49. Centur. III. anat. renov.
S. 134.
(f) [Spaltenumbruch] Diſſert. anatom. S. 42.
(g) De ſero ſanguin. S. 153.
(h) Beim binninger Cent. I.
Obſ.
13. der eben ſo wohl ein Au-
genzeuge geweſen.
(d) De gener. anim. S. 161.
N 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0215" n="195"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Salzwa&#x017F;&#x017F;er.</hi></fw><lb/>
zwei drittheile, hingegen u&#x0364;berhaupt auf drei vierteile<lb/>
vom Anton von <hi rendition="#fr">Heyde</hi> <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">Ob&#x017F;.</hi> 87.</note> ge&#x017F;cha&#x0364;zzet. Um&#x017F;ta&#x0364;ndlicher<lb/>
beobachtete un&#x017F;er ehemalige Zuho&#x0364;rer, der beru&#x0364;mte <hi rendition="#fr">Rha-<lb/>
des</hi> <note place="foot" n="(b)">Angef. Ort. S. 17. 30.</note>, die&#x017F;e Er&#x017F;cheinungen am Salzwa&#x017F;&#x017F;er, und nach<lb/>
&#x017F;einen Erfarungen wird die&#x017F;es Salzwa&#x017F;&#x017F;er in einer Wa&#x0364;r-<lb/>
me von 148 Farenheit&#x017F;chen Graden undurch&#x017F;ichtig, bei<lb/>
dem hundertfunfzig&#x017F;ten Grade fa&#x0364;ngt es an zu damfen,<lb/>
beim 151 gerinnt &#x017F;olches zum Gallerte, und beim 152<lb/>
&#x017F;cheinet es die Eiweisgerinnung nachzuamen. Nach dem<lb/>
Ver&#x017F;uche des beru&#x0364;mten Franz <hi rendition="#fr">Boi&#x017F;&#x017F;ier</hi> fa&#x0364;ngt das Flies-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er an, wenn man &#x017F;eine Gradenmaa&#x017F;&#x017F;e um&#x017F;ezzt, bei-<lb/>
nahe beim 141 Grade weis zu werden, und beim 158<lb/>
oder 160 gerinnt da&#x017F;&#x017F;elbe zu einer Art von Leder <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">De l&#x2019;inflammat.</hi> S. 240.</note>.</p><lb/>
            <p>Es &#x017F;cheinet, als ob die&#x017F;e Gerinnbarkeit des Salz-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;ers im Blute dem Wilhelm <hi rendition="#fr">Harvey</hi> am allerer-<lb/>
&#x017F;ten bekannt gewe&#x017F;en, indem die&#x017F;er mit Augen &#x017F;ahe, wie<lb/>
gekochtes Salzwa&#x017F;&#x017F;er zu einer &#x017F;chleimigen Feuchtigkeit<lb/>
ward, und es haben nach ihm <hi rendition="#fr">Bartholin</hi> <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">Lact. thoracic.</hi> S. 46.<lb/><hi rendition="#aq">hi&#x017F;t. 49. Centur. III. anat. renov.</hi><lb/>
S. 134.</note>, <hi rendition="#fr">Pec-<lb/>
quet</hi> <note place="foot" n="(f)"><cb/><hi rendition="#aq">Di&#x017F;&#x017F;ert. anatom.</hi> S. 42.</note> und andre mehr, die&#x017F;en Ver&#x017F;uch wieder vor &#x017F;ich<lb/>
genommen. Nach &#x017F;einen Zeiten demon&#x017F;trirte der beru&#x0364;mte<lb/><hi rendition="#fr">Golzadius</hi> zu Padua die&#x017F;e Eigen&#x017F;chaft, die dem Salz-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er we&#x017F;entlich i&#x017F;t, dem Hieronimus <hi rendition="#fr">Barbatus</hi> <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq">De &#x017F;ero &#x017F;anguin.</hi> S. 153.</note>,<lb/>
und vielleicht ge&#x017F;chahe es noch eher, und vor dem Jare<lb/>
1650, daß ein andrer Arzt, dem <hi rendition="#fr">Frizimelica,</hi> der&#x017F;on&#x017F;t<lb/>
andre Gedanken davon hegte, die&#x017F;e verdichtende Eigen-<lb/>
fchaft an dem Salzwa&#x017F;&#x017F;er zeigte <note place="foot" n="(h)">Beim <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">binninger</hi> Cent. I.<lb/>
Ob&#x017F;.</hi> 13. der eben &#x017F;o wohl ein Au-<lb/>
genzeuge gewe&#x017F;en.</note>.</p><lb/>
            <p>Es gerinnet aber auch das Salzwa&#x017F;&#x017F;er des Blutes,<lb/>
ohne die&#x017F;e &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Gewalt des Feuers, entweder von<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t, wenn es zur Ruhe ko&#x0364;mmt, in lebendigen Thieren,<lb/>
oder auch nach vorhergehenden Krankheiten. Daß es<lb/>
in der Ruhe gerinne, habe ich oft an Thieren, die weder<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N 2</fw><fw place="bottom" type="catch">warm</fw><lb/><note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">De gener. anim.</hi> S. 161.</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[195/0215] Das Salzwaſſer. zwei drittheile, hingegen uͤberhaupt auf drei vierteile vom Anton von Heyde (a) geſchaͤzzet. Umſtaͤndlicher beobachtete unſer ehemalige Zuhoͤrer, der beruͤmte Rha- des (b), dieſe Erſcheinungen am Salzwaſſer, und nach ſeinen Erfarungen wird dieſes Salzwaſſer in einer Waͤr- me von 148 Farenheitſchen Graden undurchſichtig, bei dem hundertfunfzigſten Grade faͤngt es an zu damfen, beim 151 gerinnt ſolches zum Gallerte, und beim 152 ſcheinet es die Eiweisgerinnung nachzuamen. Nach dem Verſuche des beruͤmten Franz Boiſſier faͤngt das Flies- waſſer an, wenn man ſeine Gradenmaaſſe umſezzt, bei- nahe beim 141 Grade weis zu werden, und beim 158 oder 160 gerinnt daſſelbe zu einer Art von Leder (c). Es ſcheinet, als ob dieſe Gerinnbarkeit des Salz- waſſers im Blute dem Wilhelm Harvey am allerer- ſten bekannt geweſen, indem dieſer mit Augen ſahe, wie gekochtes Salzwaſſer zu einer ſchleimigen Feuchtigkeit ward, und es haben nach ihm Bartholin (e), Pec- quet (f) und andre mehr, dieſen Verſuch wieder vor ſich genommen. Nach ſeinen Zeiten demonſtrirte der beruͤmte Golzadius zu Padua dieſe Eigenſchaft, die dem Salz- waſſer weſentlich iſt, dem Hieronimus Barbatus (g), und vielleicht geſchahe es noch eher, und vor dem Jare 1650, daß ein andrer Arzt, dem Frizimelica, derſonſt andre Gedanken davon hegte, dieſe verdichtende Eigen- fchaft an dem Salzwaſſer zeigte (h). Es gerinnet aber auch das Salzwaſſer des Blutes, ohne dieſe ſo groſſe Gewalt des Feuers, entweder von ſelbſt, wenn es zur Ruhe koͤmmt, in lebendigen Thieren, oder auch nach vorhergehenden Krankheiten. Daß es in der Ruhe gerinne, habe ich oft an Thieren, die weder warm (d) (a) Obſ. 87. (b) Angef. Ort. S. 17. 30. (c) De l’inflammat. S. 240. (e) Lact. thoracic. S. 46. hiſt. 49. Centur. III. anat. renov. S. 134. (f) Diſſert. anatom. S. 42. (g) De ſero ſanguin. S. 153. (h) Beim binninger Cent. I. Obſ. 13. der eben ſo wohl ein Au- genzeuge geweſen. (d) De gener. anim. S. 161. N 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/215
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/215>, abgerufen am 18.05.2024.