Eben dieses, oder doch ein in sehr wenigen Eigen- schaften unterschiednes Salzwasser, treffen wir ebenfals in dem Eiweisse (b), in dem verrauchenden Dunste des Herzbeutels, des Ribbenfells, des Darmfells, und in demjenigen Damfe an, der die kleinsten Hölchen eines thierischen Körpers erfüllt, in den Mutterbläschen, in dem Wasser der Wassersüchtigen, das von einem angehäuften Damfe seinen Ursprung her hat, so wie man dieses Salz- wasser auch in der dichten Verstopfung der engsten Höl- chen in der Lunge, und überall im Körper antrift. Denn es besizzen alle diese Säfte einerlei Gerinnbarkeit, einerlei Geschmak, und sie haben alles unter einander gemein. Es ist das Salzwasser der Wassersucht (c), so lange es noch frisch, und von der Fäulnis frei ist, ebenfals etwas salzig (c*), und es gerinnet von der Wärme, vom schärf- sten Weingeiste, und sauern Dingen ebensowohl. Es legt ebenfals, wie das Salzwasser des Blutes, seine ge- rinnbare Natur ab (d), wenn es aufbehalten, und faul wird. Die Feuchtigkeit der Mutterbläschen gehorchet eben diesem Gesezze. Jch habe aber auch diesen rötlichen Gallert sehr oft in den Zwischenräumen, die sich entweder unter der Haut, oder zwischen dem Muskelfleische befin- den, mit Augen gesehen. Man weis, daß sich in einem Hüftengeschwulste ein im heissen Wasser gerinnender Saft eingefunden (e), so wie in dem krebshaften und dichten Theile der Brüste dergleichen geschehen (f). Jn den Kröpfen aber und in Körpern, die ein Raub der
Lust-
(b)[Spaltenumbruch]
Je dichter es ist, um desto leichter gerinnt es, de haen S. 97. im kochenden Wasser Poerner S. 32.
(c)Themel Obererzgebürg. Journal. T. II. S. 121. Rhades S. 30. Um etwas später gmelin Commerc. Litt. Noric. 1745 hebd. 52. VieussensObs. d'anat. et de prat. S. 198. Daß es einen gal- lertartigen und schleimigen Boden- [Spaltenumbruch]
saz übrig lasse, wenn es verflogen ist. senac T. II. S. 421.
(c*)duverney Memoir. de l'A- cadem des scienc. 1701. S. 152. Sanft und eiweisartig. Gmelin.
(d) No. 4.
(e)Memoir. de l'Academ. de chirurg. T. I. P. I. S. 151. P. II. S. 66. Ausg. 12.
(f)Becketde Cancro S. 165. vergl. damit senac T. II. S. 98.
Das Salzwaſſer.
Eben dieſes, oder doch ein in ſehr wenigen Eigen- ſchaften unterſchiednes Salzwaſſer, treffen wir ebenfals in dem Eiweiſſe (b), in dem verrauchenden Dunſte des Herzbeutels, des Ribbenfells, des Darmfells, und in demjenigen Damfe an, der die kleinſten Hoͤlchen eines thieriſchen Koͤrpers erfuͤllt, in den Mutterblaͤschen, in dem Waſſer der Waſſerſuͤchtigen, das von einem angehaͤuften Damfe ſeinen Urſprung her hat, ſo wie man dieſes Salz- waſſer auch in der dichten Verſtopfung der engſten Hoͤl- chen in der Lunge, und uͤberall im Koͤrper antrift. Denn es beſizzen alle dieſe Saͤfte einerlei Gerinnbarkeit, einerlei Geſchmak, und ſie haben alles unter einander gemein. Es iſt das Salzwaſſer der Waſſerſucht (c), ſo lange es noch friſch, und von der Faͤulnis frei iſt, ebenfals etwas ſalzig (c*), und es gerinnet von der Waͤrme, vom ſchaͤrf- ſten Weingeiſte, und ſauern Dingen ebenſowohl. Es legt ebenfals, wie das Salzwaſſer des Blutes, ſeine ge- rinnbare Natur ab (d), wenn es aufbehalten, und faul wird. Die Feuchtigkeit der Mutterblaͤschen gehorchet eben dieſem Geſezze. Jch habe aber auch dieſen roͤtlichen Gallert ſehr oft in den Zwiſchenraͤumen, die ſich entweder unter der Haut, oder zwiſchen dem Muskelfleiſche befin- den, mit Augen geſehen. Man weis, daß ſich in einem Huͤftengeſchwulſte ein im heiſſen Waſſer gerinnender Saft eingefunden (e), ſo wie in dem krebshaften und dichten Theile der Bruͤſte dergleichen geſchehen (f). Jn den Kroͤpfen aber und in Koͤrpern, die ein Raub der
Luſt-
(b)[Spaltenumbruch]
Je dichter es iſt, um deſto leichter gerinnt es, de haen S. 97. im kochenden Waſſer Poerner S. 32.
(c)Themel Obererzgebuͤrg. Journal. T. II. S. 121. Rhades S. 30. Um etwas ſpaͤter gmelin Commerc. Litt. Noric. 1745 hebd. 52. VieuſſensObſ. d’anat. et de prat. S. 198. Daß es einen gal- lertartigen und ſchleimigen Boden- [Spaltenumbruch]
ſaz uͤbrig laſſe, wenn es verflogen iſt. ſenac T. II. S. 421.
(c*)duverney Memoir. de l’A- cadem des ſcienc. 1701. S. 152. Sanft und eiweisartig. Gmelin.
(d) No. 4.
(e)Memoir. de l’Academ. de chirurg. T. I. P. I. S. 151. P. II. S. 66. Ausg. 12.
(f)Becketde Cancro S. 165. vergl. damit ſenac T. II. S. 98.
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[203/0223]
Das Salzwaſſer.
Eben dieſes, oder doch ein in ſehr wenigen Eigen-
ſchaften unterſchiednes Salzwaſſer, treffen wir ebenfals
in dem Eiweiſſe (b), in dem verrauchenden Dunſte des
Herzbeutels, des Ribbenfells, des Darmfells, und in
demjenigen Damfe an, der die kleinſten Hoͤlchen eines
thieriſchen Koͤrpers erfuͤllt, in den Mutterblaͤschen, in dem
Waſſer der Waſſerſuͤchtigen, das von einem angehaͤuften
Damfe ſeinen Urſprung her hat, ſo wie man dieſes Salz-
waſſer auch in der dichten Verſtopfung der engſten Hoͤl-
chen in der Lunge, und uͤberall im Koͤrper antrift. Denn
es beſizzen alle dieſe Saͤfte einerlei Gerinnbarkeit, einerlei
Geſchmak, und ſie haben alles unter einander gemein.
Es iſt das Salzwaſſer der Waſſerſucht (c), ſo lange es
noch friſch, und von der Faͤulnis frei iſt, ebenfals etwas
ſalzig (c*), und es gerinnet von der Waͤrme, vom ſchaͤrf-
ſten Weingeiſte, und ſauern Dingen ebenſowohl. Es
legt ebenfals, wie das Salzwaſſer des Blutes, ſeine ge-
rinnbare Natur ab (d), wenn es aufbehalten, und faul
wird. Die Feuchtigkeit der Mutterblaͤschen gehorchet
eben dieſem Geſezze. Jch habe aber auch dieſen roͤtlichen
Gallert ſehr oft in den Zwiſchenraͤumen, die ſich entweder
unter der Haut, oder zwiſchen dem Muskelfleiſche befin-
den, mit Augen geſehen. Man weis, daß ſich in einem
Huͤftengeſchwulſte ein im heiſſen Waſſer gerinnender
Saft eingefunden (e), ſo wie in dem krebshaften und
dichten Theile der Bruͤſte dergleichen geſchehen (f). Jn
den Kroͤpfen aber und in Koͤrpern, die ein Raub der
Luſt-
(b)
Je dichter es iſt, um deſto
leichter gerinnt es, de haen S. 97.
im kochenden Waſſer Poerner
S. 32.
(c) Themel Obererzgebuͤrg.
Journal. T. II. S. 121. Rhades
S. 30. Um etwas ſpaͤter gmelin
Commerc. Litt. Noric. 1745 hebd.
52. Vieuſſens Obſ. d’anat. et de
prat. S. 198. Daß es einen gal-
lertartigen und ſchleimigen Boden-
ſaz uͤbrig laſſe, wenn es verflogen
iſt. ſenac T. II. S. 421.
(c*) duverney Memoir. de l’A-
cadem des ſcienc. 1701. S. 152.
Sanft und eiweisartig. Gmelin.
(d) No. 4.
(e) Memoir. de l’Academ. de
chirurg. T. I. P. I. S. 151. P. II.
S. 66. Ausg. 12.
(f) Becket de Cancro S. 165.
vergl. damit ſenac T. II. S. 98.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/223>, abgerufen am 27.11.2024.
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