Fusbädern die Haut belagert, da dieses überhaupt eine kleinere Thätigkeit, als die Kraft des auflokkernden Was- sers leistet. Eben so wenig betrachte ich hier die Kraft, der ins Blut aufgenommnen Wärme, welche in der That die Bewegung des Blutes, nicht im untergetauch- ten Gliede, sondern im ganzen Körper des Menschen be- schleunigen hilft (c).
§. 13. Die Veränderung der Figur.
Etwas mehr wirkliches ist in dieser Ursache, welche die Kräfte des Blutes aufhalten soll, zugegen. Denn es ändert der Stos des in die Schlagadern getriebenen Blutes in der That, wie wir dieses umständlicher erläu- tern werden (d), alle ihre Krümmungen; er treibet den Theil der Schlagader, der dem Herzen näher liegt, nach dem entfernten Theile über (e), er macht ihren Biegungs- winkel spizzer: zu gleicher Zeit verlängert und erweitert er die Schlagadern mehr (f), und bis dahin verzeret sich, während diesen Veränderungen, die vom Herzen em- pfangne Kraft, und es entgeht der fortrükkenden Bewe- gung des Blutes so viel, als die Veränderung der Figur der Schlagadern beträgt. Es lässet sich ferner antwor- ten, daß kurz darauf, in der Verkürzung einer Schlag- ader, alle Krümmungen ihre erste Kürze wiederbekom- men, daß der Biegungswinkel wachse, daß sich die Achse der Schlagader wieder herstelle, und daß eben diese Wiederherstellung dem Blute denjenigen Antrieb wie- der gebe, welchen ihm die Membranen der Schlagadern vorher raubten. Jndessen findet sich doch bey dieser Aen- derung der Schlagadern etwas, wodurch die Geschwin- digkeit wirklich etwas einbüsset. Es verbindet sich näm-
lich,
(c)[Spaltenumbruch]Henkel ebendas.
(d) §. 20.
(e)[Spaltenumbruch]Memoir. sur le mouvement du sang. Exper. 46. 56.
(f)Exper. 48. 57.
Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
Fusbaͤdern die Haut belagert, da dieſes uͤberhaupt eine kleinere Thaͤtigkeit, als die Kraft des auflokkernden Waſ- ſers leiſtet. Eben ſo wenig betrachte ich hier die Kraft, der ins Blut aufgenommnen Waͤrme, welche in der That die Bewegung des Blutes, nicht im untergetauch- ten Gliede, ſondern im ganzen Koͤrper des Menſchen be- ſchleunigen hilft (c).
§. 13. Die Veraͤnderung der Figur.
Etwas mehr wirkliches iſt in dieſer Urſache, welche die Kraͤfte des Blutes aufhalten ſoll, zugegen. Denn es aͤndert der Stos des in die Schlagadern getriebenen Blutes in der That, wie wir dieſes umſtaͤndlicher erlaͤu- tern werden (d), alle ihre Kruͤmmungen; er treibet den Theil der Schlagader, der dem Herzen naͤher liegt, nach dem entfernten Theile uͤber (e), er macht ihren Biegungs- winkel ſpizzer: zu gleicher Zeit verlaͤngert und erweitert er die Schlagadern mehr (f), und bis dahin verzeret ſich, waͤhrend dieſen Veraͤnderungen, die vom Herzen em- pfangne Kraft, und es entgeht der fortruͤkkenden Bewe- gung des Blutes ſo viel, als die Veraͤnderung der Figur der Schlagadern betraͤgt. Es laͤſſet ſich ferner antwor- ten, daß kurz darauf, in der Verkuͤrzung einer Schlag- ader, alle Kruͤmmungen ihre erſte Kuͤrze wiederbekom- men, daß der Biegungswinkel wachſe, daß ſich die Achſe der Schlagader wieder herſtelle, und daß eben dieſe Wiederherſtellung dem Blute denjenigen Antrieb wie- der gebe, welchen ihm die Membranen der Schlagadern vorher raubten. Jndeſſen findet ſich doch bey dieſer Aen- derung der Schlagadern etwas, wodurch die Geſchwin- digkeit wirklich etwas einbuͤſſet. Es verbindet ſich naͤm-
lich,
(c)[Spaltenumbruch]Henkel ebendaſ.
(d) §. 20.
(e)[Spaltenumbruch]Memoir. ſur le mouvement du ſang. Exper. 46. 56.
(f)Exper. 48. 57.
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Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
Fusbaͤdern die Haut belagert, da dieſes uͤberhaupt eine
kleinere Thaͤtigkeit, als die Kraft des auflokkernden Waſ-
ſers leiſtet. Eben ſo wenig betrachte ich hier die Kraft,
der ins Blut aufgenommnen Waͤrme, welche in der
That die Bewegung des Blutes, nicht im untergetauch-
ten Gliede, ſondern im ganzen Koͤrper des Menſchen be-
ſchleunigen hilft (c).
§. 13.
Die Veraͤnderung der Figur.
Etwas mehr wirkliches iſt in dieſer Urſache, welche
die Kraͤfte des Blutes aufhalten ſoll, zugegen. Denn
es aͤndert der Stos des in die Schlagadern getriebenen
Blutes in der That, wie wir dieſes umſtaͤndlicher erlaͤu-
tern werden (d), alle ihre Kruͤmmungen; er treibet den
Theil der Schlagader, der dem Herzen naͤher liegt, nach
dem entfernten Theile uͤber (e), er macht ihren Biegungs-
winkel ſpizzer: zu gleicher Zeit verlaͤngert und erweitert
er die Schlagadern mehr (f), und bis dahin verzeret ſich,
waͤhrend dieſen Veraͤnderungen, die vom Herzen em-
pfangne Kraft, und es entgeht der fortruͤkkenden Bewe-
gung des Blutes ſo viel, als die Veraͤnderung der Figur
der Schlagadern betraͤgt. Es laͤſſet ſich ferner antwor-
ten, daß kurz darauf, in der Verkuͤrzung einer Schlag-
ader, alle Kruͤmmungen ihre erſte Kuͤrze wiederbekom-
men, daß der Biegungswinkel wachſe, daß ſich die
Achſe der Schlagader wieder herſtelle, und daß eben dieſe
Wiederherſtellung dem Blute denjenigen Antrieb wie-
der gebe, welchen ihm die Membranen der Schlagadern
vorher raubten. Jndeſſen findet ſich doch bey dieſer Aen-
derung der Schlagadern etwas, wodurch die Geſchwin-
digkeit wirklich etwas einbuͤſſet. Es verbindet ſich naͤm-
lich,
(c)
Henkel ebendaſ.
(d) §. 20.
(e)
Memoir. ſur le mouvement
du ſang. Exper. 46. 56.
(f) Exper. 48. 57.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/294>, abgerufen am 24.11.2024.
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