bei dieser Gelegenheit die Erinnerung zu thun, daß man hier die Betrachtung von solchen fortlaufenden Körpern nicht mit hinein mische, deren Lauf von ihrer Schwere und der durchschleudernden Bewegung gemäßigt wird, und in denen ein halbrechter Winkel den bewegten Kör- per aufs allerweitste forttreibt (e). Denn zum Maaße eines Wurfes gehören in der That ganz andre Merkmale, als zur Berechnung eines fallenden Flüßigen.
§. 22. Man wendet dieses auf einen thierischen Kör- per an.
Es felet nicht an Versuchen, vermöge deren es glaub- würdig wird, daß hidraulische Gesezze auch in einem thierischen Körper statt finden. So machens einige Ver- suche glaublich, andre erweisens so gar, daß die Länge der Gefässe eine Verzögerung nach sich ziehe. Es ge- schehen in grossen Thieren die Herzschläge langsamer (f), in kleinen geschwinder, und es fand, was den Menschen betrift, der vortrefliche erste Leibarzt, J. Baptist Se- nac(g), an langgewachßnen Soldaten die Pulsschläge weniger, als an Männern von mittlerer Grösse, bei de- nen nämlich der Weg vom Herzen bis zur Handwur- zel kürzer ist (h). Ferner verblutet sich ein kleines Schlag- äderchen, wenn es aus einem ansenlichen Stamme ent- springt, überhaupt viel stärker (i), als eine andre Schlag- ader, die so gar von grösserm Durchmesser ist, wenn sie in der Nachbarschaft der äussersten Glieder ihr Entstehen
bekömmt.
(e)[Spaltenumbruch]G. I. s' gravesande Inst. n. 530. helsham Course of lectu- res n. 185. 186. mvschenbroek Es- says de physique S. 221. u. f. Birch angef. Ort. T. III. S. 100. Er machte seinen Versuch mit einer Kugel, die er Granate nennt, und an welcher doch unter 45 der Wurf grösser war.
(f)[Spaltenumbruch]
Abschn. 3. §. 16.
(g)Traite du coeur T. II. S. 150.
(h)Schwenke angef. Ort. S. 25.
(i)H. Franciscus le dran Ob- seru. de chirurg. T. I. S. 139.
T 3
in den Schlagadern.
bei dieſer Gelegenheit die Erinnerung zu thun, daß man hier die Betrachtung von ſolchen fortlaufenden Koͤrpern nicht mit hinein miſche, deren Lauf von ihrer Schwere und der durchſchleudernden Bewegung gemaͤßigt wird, und in denen ein halbrechter Winkel den bewegten Koͤr- per aufs allerweitſte forttreibt (e). Denn zum Maaße eines Wurfes gehoͤren in der That ganz andre Merkmale, als zur Berechnung eines fallenden Fluͤßigen.
§. 22. Man wendet dieſes auf einen thieriſchen Koͤr- per an.
Es felet nicht an Verſuchen, vermoͤge deren es glaub- wuͤrdig wird, daß hidrauliſche Geſezze auch in einem thieriſchen Koͤrper ſtatt finden. So machens einige Ver- ſuche glaublich, andre erweiſens ſo gar, daß die Laͤnge der Gefaͤſſe eine Verzoͤgerung nach ſich ziehe. Es ge- ſchehen in groſſen Thieren die Herzſchlaͤge langſamer (f), in kleinen geſchwinder, und es fand, was den Menſchen betrift, der vortrefliche erſte Leibarzt, J. Baptiſt Se- nac(g), an langgewachßnen Soldaten die Pulsſchlaͤge weniger, als an Maͤnnern von mittlerer Groͤſſe, bei de- nen naͤmlich der Weg vom Herzen bis zur Handwur- zel kuͤrzer iſt (h). Ferner verblutet ſich ein kleines Schlag- aͤderchen, wenn es aus einem anſenlichen Stamme ent- ſpringt, uͤberhaupt viel ſtaͤrker (i), als eine andre Schlag- ader, die ſo gar von groͤſſerm Durchmeſſer iſt, wenn ſie in der Nachbarſchaft der aͤuſſerſten Glieder ihr Entſtehen
bekoͤmmt.
(e)[Spaltenumbruch]G. I. ſ’ graveſande Inſt. n. 530. helſham Courſe of lectu- res n. 185. 186. mvſchenbroek Eſ- ſays de phyſique S. 221. u. f. Birch angef. Ort. T. III. S. 100. Er machte ſeinen Verſuch mit einer Kugel, die er Granate nennt, und an welcher doch unter 45 der Wurf groͤſſer war.
(f)[Spaltenumbruch]
Abſchn. 3. §. 16.
(g)Traité du cœur T. II. S. 150.
(h)Schwenke angef. Ort. S. 25.
(i)H. Franciſcus le dran Ob- ſeru. de chirurg. T. I. S. 139.
T 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0313"n="293"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">in den Schlagadern.</hi></fw><lb/>
bei dieſer Gelegenheit die Erinnerung zu thun, daß man<lb/>
hier die Betrachtung von ſolchen fortlaufenden Koͤrpern<lb/>
nicht mit hinein miſche, deren Lauf von ihrer Schwere<lb/>
und der durchſchleudernden Bewegung gemaͤßigt wird,<lb/>
und in denen ein halbrechter Winkel den bewegten Koͤr-<lb/>
per aufs allerweitſte forttreibt <noteplace="foot"n="(e)"><cb/><hirendition="#aq">G. I. ſ’<hirendition="#k">graveſande</hi> Inſt.<lb/>
n. 530. <hirendition="#k">helſham</hi> Courſe of lectu-<lb/>
res n. 185. 186. <hirendition="#k">mvſchenbroek</hi> Eſ-<lb/>ſays de phyſique</hi> S. 221. u. f. <hirendition="#fr">Birch</hi><lb/>
angef. Ort. <hirendition="#aq">T. III.</hi> S. 100. Er<lb/>
machte ſeinen Verſuch mit einer<lb/>
Kugel, die er Granate nennt, und<lb/>
an welcher doch unter 45 der Wurf<lb/>
groͤſſer war.</note>. Denn zum Maaße<lb/>
eines Wurfes gehoͤren in der That ganz andre Merkmale,<lb/>
als zur Berechnung eines fallenden Fluͤßigen.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 22.<lb/>
Man wendet dieſes auf einen thieriſchen Koͤr-<lb/>
per an.</head><lb/><p>Es felet nicht an Verſuchen, vermoͤge deren es glaub-<lb/>
wuͤrdig wird, daß hidrauliſche Geſezze auch in einem<lb/>
thieriſchen Koͤrper ſtatt finden. So machens einige Ver-<lb/>ſuche glaublich, andre erweiſens ſo gar, daß die Laͤnge<lb/>
der Gefaͤſſe eine Verzoͤgerung nach ſich ziehe. Es ge-<lb/>ſchehen in groſſen Thieren die Herzſchlaͤge langſamer <noteplace="foot"n="(f)"><cb/>
Abſchn. 3. §. 16.</note>, in<lb/>
kleinen geſchwinder, und es fand, was den Menſchen<lb/>
betrift, der vortrefliche erſte Leibarzt, J. Baptiſt <hirendition="#fr">Se-<lb/>
nac</hi><noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq">Traité du cœur T. II.</hi> S.<lb/>
150.</note>, an langgewachßnen Soldaten die Pulsſchlaͤge<lb/>
weniger, als an Maͤnnern von mittlerer Groͤſſe, bei de-<lb/>
nen naͤmlich der Weg vom Herzen bis zur Handwur-<lb/>
zel kuͤrzer iſt <noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#fr">Schwenke</hi> angef. Ort. S.<lb/>
25.</note>. Ferner verblutet ſich ein kleines Schlag-<lb/>
aͤderchen, wenn es aus einem anſenlichen Stamme ent-<lb/>ſpringt, uͤberhaupt viel ſtaͤrker <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">H. Franciſcus le <hirendition="#k">dran</hi> Ob-<lb/>ſeru. de chirurg. T. I.</hi> S. 139.</note>, als eine andre Schlag-<lb/>
ader, die ſo gar von groͤſſerm Durchmeſſer iſt, wenn ſie<lb/>
in der Nachbarſchaft der aͤuſſerſten Glieder ihr Entſtehen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">T 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">bekoͤmmt.</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[293/0313]
in den Schlagadern.
bei dieſer Gelegenheit die Erinnerung zu thun, daß man
hier die Betrachtung von ſolchen fortlaufenden Koͤrpern
nicht mit hinein miſche, deren Lauf von ihrer Schwere
und der durchſchleudernden Bewegung gemaͤßigt wird,
und in denen ein halbrechter Winkel den bewegten Koͤr-
per aufs allerweitſte forttreibt (e). Denn zum Maaße
eines Wurfes gehoͤren in der That ganz andre Merkmale,
als zur Berechnung eines fallenden Fluͤßigen.
§. 22.
Man wendet dieſes auf einen thieriſchen Koͤr-
per an.
Es felet nicht an Verſuchen, vermoͤge deren es glaub-
wuͤrdig wird, daß hidrauliſche Geſezze auch in einem
thieriſchen Koͤrper ſtatt finden. So machens einige Ver-
ſuche glaublich, andre erweiſens ſo gar, daß die Laͤnge
der Gefaͤſſe eine Verzoͤgerung nach ſich ziehe. Es ge-
ſchehen in groſſen Thieren die Herzſchlaͤge langſamer (f), in
kleinen geſchwinder, und es fand, was den Menſchen
betrift, der vortrefliche erſte Leibarzt, J. Baptiſt Se-
nac (g), an langgewachßnen Soldaten die Pulsſchlaͤge
weniger, als an Maͤnnern von mittlerer Groͤſſe, bei de-
nen naͤmlich der Weg vom Herzen bis zur Handwur-
zel kuͤrzer iſt (h). Ferner verblutet ſich ein kleines Schlag-
aͤderchen, wenn es aus einem anſenlichen Stamme ent-
ſpringt, uͤberhaupt viel ſtaͤrker (i), als eine andre Schlag-
ader, die ſo gar von groͤſſerm Durchmeſſer iſt, wenn ſie
in der Nachbarſchaft der aͤuſſerſten Glieder ihr Entſtehen
bekoͤmmt.
(e)
G. I. ſ’ graveſande Inſt.
n. 530. helſham Courſe of lectu-
res n. 185. 186. mvſchenbroek Eſ-
ſays de phyſique S. 221. u. f. Birch
angef. Ort. T. III. S. 100. Er
machte ſeinen Verſuch mit einer
Kugel, die er Granate nennt, und
an welcher doch unter 45 der Wurf
groͤſſer war.
(f)
Abſchn. 3. §. 16.
(g) Traité du cœur T. II. S.
150.
(h) Schwenke angef. Ort. S.
25.
(i) H. Franciſcus le dran Ob-
ſeru. de chirurg. T. I. S. 139.
T 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/313>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.