daß Henrich Mihles(k) beibrachte, wie das Blut in den grossen Kanälen eines Frosches, in Gestalt eines reis- senden Stroms fortgewälzt werde, und sich in den klei- nen die roten Kügelchen, in einiger Entfernung von ein- ander, einander langsamer einzuholen bemüht wären. Daß diese Verspätung sehr ansenlich sei, ob sie sich gleich nicht in Zalen bringen lasse, behauptete Peter Anton Michelotti mit Ansehn (l): daß die haarfeinen Ge- fässe vom Blute langsam durchflossen würden, darinnen fiimmten J. Baptist Senak(m), Herrmann Boerhaa- ve(n) und andre überein. Hiezu fügt noch der berümte Stevenson dieses, daß ein rotes Kügelchen, innerhalb acht bis zehn Pulsschlägen, ein ganz kleines, und viel- leicht nur von einer einzigen Linie umschriebnes Feld, un- ter dem Vergrößrungsglase, durchwandre (n*).
§. 29. Schriftsteller, die ein Maas hierüber in Vor- schlag gebracht haben.
Am nächsten kam Jakob Keil(o), das genaue Ver- hältnis zwischen der ursprünglichen Geschwindigkeit, und zwischen der verminderten, und in den kleinsten Gefässen noch übrigen Geschwindigkeit zu bestimmen, dabei er sich nicht mehr, als einer einzigen Ursache der Bluthem- mungen bediente.
Nach ihm glaubte Stephan Hales gesehen zu haben, daß das Blut in den Muskelgefässen des Frosches, inner- halb einer Minute, einzig und allein zwei dritteile von einem Zolle zurükklegte, und daß es folglich um 646 mal langsamer flos (p), als das aus dem Herzen eines Menschen springende Blut: wiewol diese Rechnung nicht
nur
(k)[Spaltenumbruch]Philosoph. transact. n. 460.
(l)Separat. fluid. S. 99. 100.
(m) 2. T S. 158.
(n)Praelectio. ad Instit. rei med. n. 221.
(n*)[Spaltenumbruch]essays of a Society at Edimb. T. V. P. 2. S. 821.
(o) S. 174.
(p)Haemastatiks S. 68.
Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
daß Henrich Mihles(k) beibrachte, wie das Blut in den groſſen Kanaͤlen eines Froſches, in Geſtalt eines reiſ- ſenden Stroms fortgewaͤlzt werde, und ſich in den klei- nen die roten Kuͤgelchen, in einiger Entfernung von ein- ander, einander langſamer einzuholen bemuͤht waͤren. Daß dieſe Verſpaͤtung ſehr anſenlich ſei, ob ſie ſich gleich nicht in Zalen bringen laſſe, behauptete Peter Anton Michelotti mit Anſehn (l): daß die haarfeinen Ge- faͤſſe vom Blute langſam durchfloſſen wuͤrden, darinnen fiimmten J. Baptiſt Senak(m), Herrmann Boerhaa- ve(n) und andre uͤberein. Hiezu fuͤgt noch der beruͤmte Stevenſon dieſes, daß ein rotes Kuͤgelchen, innerhalb acht bis zehn Pulsſchlaͤgen, ein ganz kleines, und viel- leicht nur von einer einzigen Linie umſchriebnes Feld, un- ter dem Vergroͤßrungsglaſe, durchwandre (n*).
§. 29. Schriftſteller, die ein Maas hieruͤber in Vor- ſchlag gebracht haben.
Am naͤchſten kam Jakob Keil(o), das genaue Ver- haͤltnis zwiſchen der urſpruͤnglichen Geſchwindigkeit, und zwiſchen der verminderten, und in den kleinſten Gefaͤſſen noch uͤbrigen Geſchwindigkeit zu beſtimmen, dabei er ſich nicht mehr, als einer einzigen Urſache der Bluthem- mungen bediente.
Nach ihm glaubte Stephan Hales geſehen zu haben, daß das Blut in den Muskelgefaͤſſen des Froſches, inner- halb einer Minute, einzig und allein zwei dritteile von einem Zolle zuruͤkklegte, und daß es folglich um 646 mal langſamer flos (p), als das aus dem Herzen eines Menſchen ſpringende Blut: wiewol dieſe Rechnung nicht
nur
(k)[Spaltenumbruch]Philoſoph. transact. n. 460.
(l)Separat. fluid. S. 99. 100.
(m) 2. T S. 158.
(n)Praelectio. ad Inſtit. rei med. n. 221.
(n*)[Spaltenumbruch]eſſayſ of a Society at Edimb. T. V. P. 2. S. 821.
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[306/0326]
Sechſtes Buch. Der Lauf des Blutes
daß Henrich Mihles (k) beibrachte, wie das Blut in
den groſſen Kanaͤlen eines Froſches, in Geſtalt eines reiſ-
ſenden Stroms fortgewaͤlzt werde, und ſich in den klei-
nen die roten Kuͤgelchen, in einiger Entfernung von ein-
ander, einander langſamer einzuholen bemuͤht waͤren.
Daß dieſe Verſpaͤtung ſehr anſenlich ſei, ob ſie ſich gleich
nicht in Zalen bringen laſſe, behauptete Peter Anton
Michelotti mit Anſehn (l): daß die haarfeinen Ge-
faͤſſe vom Blute langſam durchfloſſen wuͤrden, darinnen
fiimmten J. Baptiſt Senak (m), Herrmann Boerhaa-
ve (n) und andre uͤberein. Hiezu fuͤgt noch der beruͤmte
Stevenſon dieſes, daß ein rotes Kuͤgelchen, innerhalb
acht bis zehn Pulsſchlaͤgen, ein ganz kleines, und viel-
leicht nur von einer einzigen Linie umſchriebnes Feld, un-
ter dem Vergroͤßrungsglaſe, durchwandre (n*).
§. 29.
Schriftſteller, die ein Maas hieruͤber in Vor-
ſchlag gebracht haben.
Am naͤchſten kam Jakob Keil (o), das genaue Ver-
haͤltnis zwiſchen der urſpruͤnglichen Geſchwindigkeit, und
zwiſchen der verminderten, und in den kleinſten Gefaͤſſen
noch uͤbrigen Geſchwindigkeit zu beſtimmen, dabei er
ſich nicht mehr, als einer einzigen Urſache der Bluthem-
mungen bediente.
Nach ihm glaubte Stephan Hales geſehen zu haben,
daß das Blut in den Muskelgefaͤſſen des Froſches, inner-
halb einer Minute, einzig und allein zwei dritteile von
einem Zolle zuruͤkklegte, und daß es folglich um 646
mal langſamer flos (p), als das aus dem Herzen eines
Menſchen ſpringende Blut: wiewol dieſe Rechnung nicht
nur
(k)
Philoſoph. transact. n. 460.
(l) Separat. fluid. S. 99. 100.
(m) 2. T S. 158.
(n) Praelectio. ad Inſtit. rei med.
n. 221.
(n*)
eſſayſ of a Society at
Edimb. T. V. P. 2. S. 821.
(o) S. 174.
(p) Haemaſtatiks S. 68.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/326>, abgerufen am 16.07.2024.
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