Den Verlust, den die Geschwindigkeit von der zähen Natur des Blutes leidet, scheint man gar nicht leugnen zu können: und so findet auch die Anziehungskraft der Kanälwände ihren guten Grund.
An einem andern Orte wird man Gelegenheit haben, von der verschiedenen Geschwindigkeit des Bluts in den verschiednen Theilen des menschlichen Körpers zu reden. Jndessen mag ich doch nicht verhelen, daß ich bei den anatomischen Einsprizzungen, überhaupt in den Glied- maaßen, den Uebergang aus den Schlagadern in die Blutader, ohne die geringste Schwierigkeit und leicht gefunden.
Da nun, wenn man alles sorgfältig erwägt, und das unzuverläßige auf die Seite schaft, dem ohngeachtet doch noch viele und mächtige Ursachen zur Geschwindig- keitsabname übrig bleiben; doch aber nicht nach ihrer Stärke die Geschwindigkeit wirklich abzunehmen scheint, und man keine ware Ursache von dieser mangelhaften Sache angegeben; so hat es allerdings das Ansehn, daß man dieser Aufgabe noch zur Zeit kein Gnügen geleistet habe.
§. 32. Unrichtige Ursachen von der neuen Geschwin- digkeit.
Nun ist noch übrig, daß wir uns zu den Ursachen von derjenigen neuen Geschwindigkeit hinwenden, welche sich ausser der Gewalt des Herzens noch ins Blut mit gemischt hat. Man hat vielerlei von dergleichen Ursa- chen bereits vorgetragen, wir wollen aber von denjeni- gen den Anfang machen, welche man aus dem Grunde ausrotten mus, weil sie sich von der Warheit entfernen.
Es
in den Schlagadern.
Den Verluſt, den die Geſchwindigkeit von der zaͤhen Natur des Blutes leidet, ſcheint man gar nicht leugnen zu koͤnnen: und ſo findet auch die Anziehungskraft der Kanaͤlwaͤnde ihren guten Grund.
An einem andern Orte wird man Gelegenheit haben, von der verſchiedenen Geſchwindigkeit des Bluts in den verſchiednen Theilen des menſchlichen Koͤrpers zu reden. Jndeſſen mag ich doch nicht verhelen, daß ich bei den anatomiſchen Einſprizzungen, uͤberhaupt in den Glied- maaßen, den Uebergang aus den Schlagadern in die Blutader, ohne die geringſte Schwierigkeit und leicht gefunden.
Da nun, wenn man alles ſorgfaͤltig erwaͤgt, und das unzuverlaͤßige auf die Seite ſchaft, dem ohngeachtet doch noch viele und maͤchtige Urſachen zur Geſchwindig- keitsabname uͤbrig bleiben; doch aber nicht nach ihrer Staͤrke die Geſchwindigkeit wirklich abzunehmen ſcheint, und man keine ware Urſache von dieſer mangelhaften Sache angegeben; ſo hat es allerdings das Anſehn, daß man dieſer Aufgabe noch zur Zeit kein Gnuͤgen geleiſtet habe.
§. 32. Unrichtige Urſachen von der neuen Geſchwin- digkeit.
Nun iſt noch uͤbrig, daß wir uns zu den Urſachen von derjenigen neuen Geſchwindigkeit hinwenden, welche ſich auſſer der Gewalt des Herzens noch ins Blut mit gemiſcht hat. Man hat vielerlei von dergleichen Urſa- chen bereits vorgetragen, wir wollen aber von denjeni- gen den Anfang machen, welche man aus dem Grunde ausrotten mus, weil ſie ſich von der Warheit entfernen.
Es
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in den Schlagadern.
Den Verluſt, den die Geſchwindigkeit von der zaͤhen
Natur des Blutes leidet, ſcheint man gar nicht leugnen
zu koͤnnen: und ſo findet auch die Anziehungskraft der
Kanaͤlwaͤnde ihren guten Grund.
An einem andern Orte wird man Gelegenheit haben,
von der verſchiedenen Geſchwindigkeit des Bluts in den
verſchiednen Theilen des menſchlichen Koͤrpers zu reden.
Jndeſſen mag ich doch nicht verhelen, daß ich bei den
anatomiſchen Einſprizzungen, uͤberhaupt in den Glied-
maaßen, den Uebergang aus den Schlagadern in die
Blutader, ohne die geringſte Schwierigkeit und leicht
gefunden.
Da nun, wenn man alles ſorgfaͤltig erwaͤgt, und
das unzuverlaͤßige auf die Seite ſchaft, dem ohngeachtet
doch noch viele und maͤchtige Urſachen zur Geſchwindig-
keitsabname uͤbrig bleiben; doch aber nicht nach ihrer
Staͤrke die Geſchwindigkeit wirklich abzunehmen ſcheint,
und man keine ware Urſache von dieſer mangelhaften
Sache angegeben; ſo hat es allerdings das Anſehn, daß
man dieſer Aufgabe noch zur Zeit kein Gnuͤgen geleiſtet
habe.
§. 32.
Unrichtige Urſachen von der neuen Geſchwin-
digkeit.
Nun iſt noch uͤbrig, daß wir uns zu den Urſachen
von derjenigen neuen Geſchwindigkeit hinwenden, welche
ſich auſſer der Gewalt des Herzens noch ins Blut mit
gemiſcht hat. Man hat vielerlei von dergleichen Urſa-
chen bereits vorgetragen, wir wollen aber von denjeni-
gen den Anfang machen, welche man aus dem Grunde
ausrotten mus, weil ſie ſich von der Warheit entfernen.
Es
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/337>, abgerufen am 25.11.2024.
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