doch geschahen die einzelnen Pulsschläge mit grosser Ge- schwindigkeit.
So viel gestehe ich im Gegenteile berümten Män- nern, die Urheber von einer gegenseitigen Meinung ge- wesen, einem Fridrich Hofmann(f), und Archibald Pitcarne(g), leicht zu, daß man an gesunden, und mit keinen ungewönlichen Kränkungen beschäftigten Men- schen, einen geschwinden Pulsschlag, von einem weni- ger geschwinden, schwerlich unterscheiden könne (h). Denn da eine Schlagader in einer einzigen Minute achtzigmal schlägt, und die Zeit da sie aufhüpft, kaum von der Zeit eines einzigen Pulsschlages eine Terze beträgt, so wird die Zeit der Zusammenziehung des Herzens von einer Minute, oder funfzehn Terzen ausmachen. Wenn nun zu diesen Terzen eine oder die andre noch hinzukäme, oder eine und die andre abginge, so würde unser Gefül we- der so fein seyn, noch die Seele so schnell messen können, um einen so unmerklichen Zuwachs, oder eine so kleine Abname emfinden zu können. Doch wenn im Menschen der Puls höchst selten geschehen möchte, so gebe ich wohl zu, daß man alsdenn den Unterscheid leichter begreifen könnte, so wie Stahl es unterscheiden gekonnt, in- dem das viertägige Fieber den allerlängsten Pulsschlag hervorbrachte (i).
Es scheinet sich übrigens mit der Vernunft wohl zu vertragen, daß die Geschwindigkeit des Pulsschlages und die öftere Wiederholung desselben gemeiniglich bei- sammen sind, so lange die Kräfte noch hinreichend sind, so daß ein und eben derselbe Pulsschlag zu gleicher Zeit häufig ist. Denn es zieht sich das Herze bei einem stär-
kern
(f)[Spaltenumbruch]Medic. system. T. I. S. 113.
(g)Elem. med. mathem. S. 49.
(h)staehelin angef. Ort. S. 17.
(i)[Spaltenumbruch]
Daß er sich in Krankheiten unterscheiden lasse. bellin de urin. et puls. S. 72.
v. Hall. Phis.II.Th. C c
des Blutes, durch die Schlagadern.
doch geſchahen die einzelnen Pulsſchlaͤge mit groſſer Ge- ſchwindigkeit.
So viel geſtehe ich im Gegenteile beruͤmten Maͤn- nern, die Urheber von einer gegenſeitigen Meinung ge- weſen, einem Fridrich Hofmann(f), und Archibald Pitcarne(g), leicht zu, daß man an geſunden, und mit keinen ungewoͤnlichen Kraͤnkungen beſchaͤftigten Men- ſchen, einen geſchwinden Pulsſchlag, von einem weni- ger geſchwinden, ſchwerlich unterſcheiden koͤnne (h). Denn da eine Schlagader in einer einzigen Minute achtzigmal ſchlaͤgt, und die Zeit da ſie aufhuͤpft, kaum von der Zeit eines einzigen Pulsſchlages eine Terze betraͤgt, ſo wird die Zeit der Zuſammenziehung des Herzens von einer Minute, oder funfzehn Terzen ausmachen. Wenn nun zu dieſen Terzen eine oder die andre noch hinzukaͤme, oder eine und die andre abginge, ſo wuͤrde unſer Gefuͤl we- der ſo fein ſeyn, noch die Seele ſo ſchnell meſſen koͤnnen, um einen ſo unmerklichen Zuwachs, oder eine ſo kleine Abname emfinden zu koͤnnen. Doch wenn im Menſchen der Puls hoͤchſt ſelten geſchehen moͤchte, ſo gebe ich wohl zu, daß man alsdenn den Unterſcheid leichter begreifen koͤnnte, ſo wie Stahl es unterſcheiden gekonnt, in- dem das viertaͤgige Fieber den allerlaͤngſten Pulsſchlag hervorbrachte (i).
Es ſcheinet ſich uͤbrigens mit der Vernunft wohl zu vertragen, daß die Geſchwindigkeit des Pulsſchlages und die oͤftere Wiederholung deſſelben gemeiniglich bei- ſammen ſind, ſo lange die Kraͤfte noch hinreichend ſind, ſo daß ein und eben derſelbe Pulsſchlag zu gleicher Zeit haͤufig iſt. Denn es zieht ſich das Herze bei einem ſtaͤr-
kern
(f)[Spaltenumbruch]Medic. ſyſtem. T. I. S. 113.
(g)Elem. med. mathem. S. 49.
(h)ſtaehelin angef. Ort. S. 17.
(i)[Spaltenumbruch]
Daß er ſich in Krankheiten unterſcheiden laſſe. bellin de urin. et pulſ. S. 72.
v. Hall. Phiſ.II.Th. C c
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[401/0421]
des Blutes, durch die Schlagadern.
doch geſchahen die einzelnen Pulsſchlaͤge mit groſſer Ge-
ſchwindigkeit.
So viel geſtehe ich im Gegenteile beruͤmten Maͤn-
nern, die Urheber von einer gegenſeitigen Meinung ge-
weſen, einem Fridrich Hofmann (f), und Archibald
Pitcarne (g), leicht zu, daß man an geſunden, und mit
keinen ungewoͤnlichen Kraͤnkungen beſchaͤftigten Men-
ſchen, einen geſchwinden Pulsſchlag, von einem weni-
ger geſchwinden, ſchwerlich unterſcheiden koͤnne (h). Denn
da eine Schlagader in einer einzigen Minute achtzigmal
ſchlaͤgt, und die Zeit da ſie aufhuͤpft, kaum von der Zeit
eines einzigen Pulsſchlages eine Terze betraͤgt, ſo wird
die Zeit der Zuſammenziehung des Herzens [FORMEL] von einer
Minute, oder funfzehn Terzen ausmachen. Wenn nun
zu dieſen Terzen eine oder die andre noch hinzukaͤme, oder
eine und die andre abginge, ſo wuͤrde unſer Gefuͤl we-
der ſo fein ſeyn, noch die Seele ſo ſchnell meſſen koͤnnen,
um einen ſo unmerklichen Zuwachs, oder eine ſo kleine
Abname emfinden zu koͤnnen. Doch wenn im Menſchen
der Puls hoͤchſt ſelten geſchehen moͤchte, ſo gebe ich wohl
zu, daß man alsdenn den Unterſcheid leichter begreifen
koͤnnte, ſo wie Stahl es unterſcheiden gekonnt, in-
dem das viertaͤgige Fieber den allerlaͤngſten Pulsſchlag
hervorbrachte (i).
Es ſcheinet ſich uͤbrigens mit der Vernunft wohl zu
vertragen, daß die Geſchwindigkeit des Pulsſchlages
und die oͤftere Wiederholung deſſelben gemeiniglich bei-
ſammen ſind, ſo lange die Kraͤfte noch hinreichend ſind,
ſo daß ein und eben derſelbe Pulsſchlag zu gleicher Zeit
haͤufig iſt. Denn es zieht ſich das Herze bei einem ſtaͤr-
kern
(f)
Medic. ſyſtem. T. I. S. 113.
(g) Elem. med. mathem. S. 49.
(h) ſtaehelin angef. Ort.
S. 17.
(i)
Daß er ſich in Krankheiten
unterſcheiden laſſe. bellin de urin.
et pulſ. S. 72.
v. Hall. Phiſ. II. Th. C c
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/421>, abgerufen am 22.11.2024.
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