Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite
Sechstes Buch. Die Seitenbewegung

Endlich so macht ein grosser und zugleich schneller
Puls (u) eine wirkliche Geschwindigkeit im Kreislaufe des
Blutes erweislich: denn alsdenn wird bei jedem Schlage
viel Blut aus dem Herzen getrieben, und es folgen sich
die Wellen häufiger auf einander. Wenn sich ein öfte-
rer Pulsschlag mit einem kleinen verbindet, so zeigt die-
ses einzig und allein an, daß die Arbeit des Herzens ver-
mert worden.

§. 15.
Die Ursachen eines seltnen und trägen Puls-
schlages.

Man siehet leichtlich ein, daß die Ursachen von die-
sem Pulsschlage gerade das Gegentheil von den Ursachen
eines schnellen Pulsschlages sind, und sie kommen also
auf ein weniger reizbares Herz, oder auf einen kleinern
Reiz an, von dem das Herz gereizt wird. Selten ist
demnach der Pulsschlag überhaupt in Greisen (x), oder
alten Thieren, selten in grossen Thieren (y), selten in den
so genanten Phlegmatischen, da in diesen das Herz we-
niger reizbar ist, und das ganze Nervensistem vielmehr
taub zu allerlei Eindrükken ist (z), seltener wird der Puls
nach dem Gebrauche des Mohnes, und aller derer Arze-
neien, welche den Aufrur in den Nerven stillen.

Ferner erhellt aus eben den Gründen, daß ein Puls
selten geschehe, wenn dem Herzen weniger Blut wieder
zugefürt wird. Folglich ist der Puls selten in kaltblü-
tigen Thieren (a), deren Herz klein ist; selten in einem ru-
henden Menschen, an dem weder die Seele mit schweren

Sor-
(u) [Spaltenumbruch] sauvages de inflam. S. 227.
Er nennt ihn häufig und voll.
Vergleichet damit den robinson,
prop.
13.
(x) rivinvs de palpitat. cord.
floyer
S. 44. 185. sauvages
Class. morbor.
S. 34. de respirat.
[Spaltenumbruch] difficili
S. 5. Recherches sur le
pouls
S. 5. 15. marqvet S. 28.
bis 30. und 24. welches fast un-
glaublich ist.
(y) Vorherg. 14. §.
(z) Floyer hin und wieder.
(a) Vorherg. 14. §.
Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung

Endlich ſo macht ein groſſer und zugleich ſchneller
Puls (u) eine wirkliche Geſchwindigkeit im Kreislaufe des
Blutes erweislich: denn alsdenn wird bei jedem Schlage
viel Blut aus dem Herzen getrieben, und es folgen ſich
die Wellen haͤufiger auf einander. Wenn ſich ein oͤfte-
rer Pulsſchlag mit einem kleinen verbindet, ſo zeigt die-
ſes einzig und allein an, daß die Arbeit des Herzens ver-
mert worden.

§. 15.
Die Urſachen eines ſeltnen und traͤgen Puls-
ſchlages.

Man ſiehet leichtlich ein, daß die Urſachen von die-
ſem Pulsſchlage gerade das Gegentheil von den Urſachen
eines ſchnellen Pulsſchlages ſind, und ſie kommen alſo
auf ein weniger reizbares Herz, oder auf einen kleinern
Reiz an, von dem das Herz gereizt wird. Selten iſt
demnach der Pulsſchlag uͤberhaupt in Greiſen (x), oder
alten Thieren, ſelten in groſſen Thieren (y), ſelten in den
ſo genanten Phlegmatiſchen, da in dieſen das Herz we-
niger reizbar iſt, und das ganze Nervenſiſtem vielmehr
taub zu allerlei Eindruͤkken iſt (z), ſeltener wird der Puls
nach dem Gebrauche des Mohnes, und aller derer Arze-
neien, welche den Aufrur in den Nerven ſtillen.

Ferner erhellt aus eben den Gruͤnden, daß ein Puls
ſelten geſchehe, wenn dem Herzen weniger Blut wieder
zugefuͤrt wird. Folglich iſt der Puls ſelten in kaltbluͤ-
tigen Thieren (a), deren Herz klein iſt; ſelten in einem ru-
henden Menſchen, an dem weder die Seele mit ſchweren

Sor-
(u) [Spaltenumbruch] ſauvageſ de inflam. S. 227.
Er nennt ihn haͤufig und voll.
Vergleichet damit den robinſon,
prop.
13.
(x) rivinvſ de palpitat. cord.
floyer
S. 44. 185. ſauvageſ
Claſſ. morbor.
S. 34. de reſpirat.
[Spaltenumbruch] difficili
S. 5. Recherches ſur le
pouls
S. 5. 15. marqvet S. 28.
bis 30. und 24. welches faſt un-
glaublich iſt.
(y) Vorherg. 14. §.
(z) Floyer hin und wieder.
(a) Vorherg. 14. §.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0430" n="410"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch. Die Seitenbewegung</hi> </fw><lb/>
            <p>Endlich &#x017F;o macht ein gro&#x017F;&#x017F;er und zugleich &#x017F;chneller<lb/>
Puls <note place="foot" n="(u)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">&#x017F;auvage&#x017F;</hi> de inflam.</hi> S. 227.<lb/>
Er nennt ihn ha&#x0364;ufig und voll.<lb/>
Vergleichet damit den <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">robin&#x017F;on,</hi><lb/>
prop.</hi> 13.</note> eine wirkliche Ge&#x017F;chwindigkeit im Kreislaufe des<lb/>
Blutes erweislich: denn alsdenn wird bei jedem Schlage<lb/>
viel Blut aus dem Herzen getrieben, und es folgen &#x017F;ich<lb/>
die Wellen ha&#x0364;ufiger auf einander. Wenn &#x017F;ich ein o&#x0364;fte-<lb/>
rer Puls&#x017F;chlag mit einem kleinen verbindet, &#x017F;o zeigt die-<lb/>
&#x017F;es einzig und allein an, daß die Arbeit des Herzens ver-<lb/>
mert worden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 15.<lb/>
Die Ur&#x017F;achen eines &#x017F;eltnen und tra&#x0364;gen Puls-<lb/>
&#x017F;chlages.</head><lb/>
            <p>Man &#x017F;iehet leichtlich ein, daß die Ur&#x017F;achen von die-<lb/>
&#x017F;em Puls&#x017F;chlage gerade das Gegentheil von den Ur&#x017F;achen<lb/>
eines &#x017F;chnellen Puls&#x017F;chlages &#x017F;ind, und &#x017F;ie kommen al&#x017F;o<lb/>
auf ein weniger reizbares Herz, oder auf einen kleinern<lb/>
Reiz an, von dem das Herz gereizt wird. Selten i&#x017F;t<lb/>
demnach der Puls&#x017F;chlag u&#x0364;berhaupt in Grei&#x017F;en <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">rivinv&#x017F;</hi> de palpitat. cord.<lb/><hi rendition="#k">floyer</hi></hi> S. 44. 185. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">&#x017F;auvage&#x017F;</hi><lb/>
Cla&#x017F;&#x017F;. morbor.</hi> S. 34. <hi rendition="#aq">de re&#x017F;pirat.<lb/><cb/>
difficili</hi> S. 5. <hi rendition="#aq">Recherches &#x017F;ur le<lb/>
pouls</hi> S. 5. 15. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">marqvet</hi></hi> S. 28.<lb/>
bis 30. und 24. welches fa&#x017F;t un-<lb/>
glaublich i&#x017F;t.</note>, oder<lb/>
alten Thieren, &#x017F;elten in gro&#x017F;&#x017F;en Thieren <note place="foot" n="(y)">Vorherg. 14. §.</note>, &#x017F;elten in den<lb/>
&#x017F;o genanten Phlegmati&#x017F;chen, da in die&#x017F;en das Herz we-<lb/>
niger reizbar i&#x017F;t, und das ganze Nerven&#x017F;i&#x017F;tem vielmehr<lb/>
taub zu allerlei Eindru&#x0364;kken i&#x017F;t <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#fr">Floyer</hi> hin und wieder.</note>, &#x017F;eltener wird der Puls<lb/>
nach dem Gebrauche des Mohnes, und aller derer Arze-<lb/>
neien, welche den Aufrur in den Nerven &#x017F;tillen.</p><lb/>
            <p>Ferner erhellt aus eben den Gru&#x0364;nden, daß ein Puls<lb/>
&#x017F;elten ge&#x017F;chehe, wenn dem Herzen weniger Blut wieder<lb/>
zugefu&#x0364;rt wird. Folglich i&#x017F;t der Puls &#x017F;elten in kaltblu&#x0364;-<lb/>
tigen Thieren <note place="foot" n="(a)">Vorherg. 14. §.</note>, deren Herz klein i&#x017F;t; &#x017F;elten in einem ru-<lb/>
henden Men&#x017F;chen, an dem weder die Seele mit &#x017F;chweren<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Sor-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[410/0430] Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung Endlich ſo macht ein groſſer und zugleich ſchneller Puls (u) eine wirkliche Geſchwindigkeit im Kreislaufe des Blutes erweislich: denn alsdenn wird bei jedem Schlage viel Blut aus dem Herzen getrieben, und es folgen ſich die Wellen haͤufiger auf einander. Wenn ſich ein oͤfte- rer Pulsſchlag mit einem kleinen verbindet, ſo zeigt die- ſes einzig und allein an, daß die Arbeit des Herzens ver- mert worden. §. 15. Die Urſachen eines ſeltnen und traͤgen Puls- ſchlages. Man ſiehet leichtlich ein, daß die Urſachen von die- ſem Pulsſchlage gerade das Gegentheil von den Urſachen eines ſchnellen Pulsſchlages ſind, und ſie kommen alſo auf ein weniger reizbares Herz, oder auf einen kleinern Reiz an, von dem das Herz gereizt wird. Selten iſt demnach der Pulsſchlag uͤberhaupt in Greiſen (x), oder alten Thieren, ſelten in groſſen Thieren (y), ſelten in den ſo genanten Phlegmatiſchen, da in dieſen das Herz we- niger reizbar iſt, und das ganze Nervenſiſtem vielmehr taub zu allerlei Eindruͤkken iſt (z), ſeltener wird der Puls nach dem Gebrauche des Mohnes, und aller derer Arze- neien, welche den Aufrur in den Nerven ſtillen. Ferner erhellt aus eben den Gruͤnden, daß ein Puls ſelten geſchehe, wenn dem Herzen weniger Blut wieder zugefuͤrt wird. Folglich iſt der Puls ſelten in kaltbluͤ- tigen Thieren (a), deren Herz klein iſt; ſelten in einem ru- henden Menſchen, an dem weder die Seele mit ſchweren Sor- (u) ſauvageſ de inflam. S. 227. Er nennt ihn haͤufig und voll. Vergleichet damit den robinſon, prop. 13. (x) rivinvſ de palpitat. cord. floyer S. 44. 185. ſauvageſ Claſſ. morbor. S. 34. de reſpirat. difficili S. 5. Recherches ſur le pouls S. 5. 15. marqvet S. 28. bis 30. und 24. welches faſt un- glaublich iſt. (y) Vorherg. 14. §. (z) Floyer hin und wieder. (a) Vorherg. 14. §.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/430
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/430>, abgerufen am 22.11.2024.