Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

bewegten Blutes, in den Schlagadern.
wollen, und er entlehnte also die Wärme im Blute von
der Auflösung der schweflichen Blutstoffe her, auf welche
die harnhaften oder laugenhaften Theile einen Anfall
wagten; so gar führt er einen Versuch an (u), nach wel-
chem aufgehäufte todte Vögel in Hizze geraten, so wie
einige Schriftsteller, wiewohl andre dieser Sache wie-
dersprechen (z), schreiben, daß aus Haufen Taubenmist (x)
und aus Heu (y) Feuersbrünste entstanden. Es sind
diesem Manne andre gefolgt (a), und es ging sein Wie-
dersacher, der berümte Perliz, nicht sehr von ihm ab,
als er die Wärme von einer mitgeteilten innern Bewe-
gung der Wärmmaterie, die im Blute wohne, herlei-
tete (b), und die Grösse der, zwischen den Poren erregten
äterischen Bewegung, zum Maaße dieser Wärme
machte (c). Die Neuern machens kürzer, wenn sie leh-
ren, daß die Lebenskraft Wärme erzeuge, und man
könnte dieses beinahe mit der Einfalt der Alten in glei-
chen Rang sezzen (d).

§. 9.
Was man wider diese Meinungen vorbrin-
gen kann.

Was die dem Herzen angeborne Wärme betrift, so
herrscht heut zu Tage kein Zweifel mehr dabei. Der
erste der dawieder mit Nuzzen Erinnerung gethan, war
Jakob Bak (e), und er zeigte, im Herzen befinde sich,
in einem lebenden Thiere, vor den übrigen Eingeweiden,

im
(u) [Spaltenumbruch] Physiolog. med. S. 24.
(z) Leopold in seinem deut-
schen Werke, von der Oekonomie.
S. 297.
(x) galenvs de temperamentis
L. III. c. 2. casatvs
S. 48. ma-
scvlvs
de vesuv. incend.
S. 169.
Philos. Trans. n. 296. Die Japa-
ner lieben keine Tauben, weil ihr
Mist von selbst Feuer fange. Hi-
stoire des Japonnis.
S. 186.
(y) Wenn Heu naß wird, so
fault es, und es fängt oft Feuer,
[Spaltenumbruch] wenn es sich erhizzt hat. colv-
mella.
L. II. c.
19.
(a) Nikolai von den Fiebern.
S. 52.
(b) Theor. calor. mathemat. S. 3.
(c) S. 4.
(d) bikker de natur. human.
(e) De corde. S. 185.
G g 3

bewegten Blutes, in den Schlagadern.
wollen, und er entlehnte alſo die Waͤrme im Blute von
der Aufloͤſung der ſchweflichen Blutſtoffe her, auf welche
die harnhaften oder laugenhaften Theile einen Anfall
wagten; ſo gar fuͤhrt er einen Verſuch an (u), nach wel-
chem aufgehaͤufte todte Voͤgel in Hizze geraten, ſo wie
einige Schriftſteller, wiewohl andre dieſer Sache wie-
derſprechen (z), ſchreiben, daß aus Haufen Taubenmiſt (x)
und aus Heu (y) Feuersbruͤnſte entſtanden. Es ſind
dieſem Manne andre gefolgt (a), und es ging ſein Wie-
derſacher, der beruͤmte Perliz, nicht ſehr von ihm ab,
als er die Waͤrme von einer mitgeteilten innern Bewe-
gung der Waͤrmmaterie, die im Blute wohne, herlei-
tete (b), und die Groͤſſe der, zwiſchen den Poren erregten
aͤteriſchen Bewegung, zum Maaße dieſer Waͤrme
machte (c). Die Neuern machens kuͤrzer, wenn ſie leh-
ren, daß die Lebenskraft Waͤrme erzeuge, und man
koͤnnte dieſes beinahe mit der Einfalt der Alten in glei-
chen Rang ſezzen (d).

§. 9.
Was man wider dieſe Meinungen vorbrin-
gen kann.

Was die dem Herzen angeborne Waͤrme betrift, ſo
herrſcht heut zu Tage kein Zweifel mehr dabei. Der
erſte der dawieder mit Nuzzen Erinnerung gethan, war
Jakob Bak (e), und er zeigte, im Herzen befinde ſich,
in einem lebenden Thiere, vor den uͤbrigen Eingeweiden,

im
(u) [Spaltenumbruch] Phyſiolog. med. S. 24.
(z) Leopold in ſeinem deut-
ſchen Werke, von der Oekonomie.
S. 297.
(x) galenvſ de temperamentis
L. III. c. 2. caſatvſ
S. 48. ma-
ſcvlvſ
de veſuv. incend.
S. 169.
Philoſ. Trans. n. 296. Die Japa-
ner lieben keine Tauben, weil ihr
Miſt von ſelbſt Feuer fange. Hi-
ſtoire des Japonnis.
S. 186.
(y) Wenn Heu naß wird, ſo
fault es, und es faͤngt oft Feuer,
[Spaltenumbruch] wenn es ſich erhizzt hat. colv-
mella.
L. II. c.
19.
(a) Nikolai von den Fiebern.
S. 52.
(b) Theor. calor. mathemat. S. 3.
(c) S. 4.
(d) bikker de natur. human.
(e) De corde. S. 185.
G g 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0489" n="469"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">bewegten Blutes, in den Schlagadern.</hi></fw><lb/>
wollen, und er entlehnte al&#x017F;o die Wa&#x0364;rme im Blute von<lb/>
der Auflo&#x0364;&#x017F;ung der &#x017F;chweflichen Blut&#x017F;toffe her, auf welche<lb/>
die harnhaften oder laugenhaften Theile einen Anfall<lb/>
wagten; &#x017F;o gar fu&#x0364;hrt er einen Ver&#x017F;uch an <note place="foot" n="(u)"><cb/><hi rendition="#aq">Phy&#x017F;iolog. med.</hi> S. 24.</note>, nach wel-<lb/>
chem aufgeha&#x0364;ufte todte Vo&#x0364;gel in Hizze geraten, &#x017F;o wie<lb/>
einige Schrift&#x017F;teller, wiewohl andre die&#x017F;er Sache wie-<lb/>
der&#x017F;prechen <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#fr">Leopold</hi> in &#x017F;einem deut-<lb/>
&#x017F;chen Werke, von der Oekonomie.<lb/>
S. 297.</note>, &#x017F;chreiben, daß aus Haufen Taubenmi&#x017F;t <note place="foot" n="(x)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">galenv&#x017F;</hi> de temperamentis<lb/>
L. III. c. 2. <hi rendition="#k">ca&#x017F;atv&#x017F;</hi></hi> S. 48. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">ma-<lb/>
&#x017F;cvlv&#x017F;</hi> de ve&#x017F;uv. incend.</hi> S. 169.<lb/><hi rendition="#aq">Philo&#x017F;. Trans. n.</hi> 296. Die Japa-<lb/>
ner lieben keine Tauben, weil ihr<lb/>
Mi&#x017F;t von &#x017F;elb&#x017F;t Feuer fange. <hi rendition="#aq">Hi-<lb/>
&#x017F;toire des Japonnis.</hi> S. 186.</note><lb/>
und aus Heu <note place="foot" n="(y)">Wenn Heu naß wird, &#x017F;o<lb/>
fault es, und es fa&#x0364;ngt oft Feuer,<lb/><cb/>
wenn es &#x017F;ich erhizzt hat. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">colv-<lb/>
mella.</hi> L. II. c.</hi> 19.</note> Feuersbru&#x0364;n&#x017F;te ent&#x017F;tanden. Es &#x017F;ind<lb/>
die&#x017F;em Manne andre gefolgt <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#fr">Nikolai</hi> von den Fiebern.<lb/>
S. 52.</note>, und es ging &#x017F;ein Wie-<lb/>
der&#x017F;acher, der beru&#x0364;mte <hi rendition="#fr">Perliz,</hi> nicht &#x017F;ehr von ihm ab,<lb/>
als er die Wa&#x0364;rme von einer mitgeteilten innern Bewe-<lb/>
gung der Wa&#x0364;rmmaterie, die im Blute wohne, herlei-<lb/>
tete <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Theor. calor. mathemat.</hi> S. 3.</note>, und die Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der, zwi&#x017F;chen den Poren erregten<lb/>
a&#x0364;teri&#x017F;chen Bewegung, zum Maaße die&#x017F;er Wa&#x0364;rme<lb/>
machte <note place="foot" n="(c)">S. 4.</note>. Die Neuern machens ku&#x0364;rzer, wenn &#x017F;ie leh-<lb/>
ren, daß die Lebenskraft Wa&#x0364;rme erzeuge, und man<lb/>
ko&#x0364;nnte die&#x017F;es beinahe mit der Einfalt der Alten in glei-<lb/>
chen Rang &#x017F;ezzen <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">bikker</hi> de natur. human.</hi></note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 9.<lb/>
Was man wider die&#x017F;e Meinungen vorbrin-<lb/>
gen kann.</head><lb/>
            <p>Was die dem Herzen angeborne Wa&#x0364;rme betrift, &#x017F;o<lb/>
herr&#x017F;cht heut zu Tage kein Zweifel mehr dabei. Der<lb/>
er&#x017F;te der dawieder mit Nuzzen Erinnerung gethan, war<lb/>
Jakob <hi rendition="#fr">Bak</hi> <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">De corde.</hi> S. 185.</note>, und er zeigte, im Herzen befinde &#x017F;ich,<lb/>
in einem lebenden Thiere, vor den u&#x0364;brigen Eingeweiden,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G g 3</fw><fw place="bottom" type="catch">im</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[469/0489] bewegten Blutes, in den Schlagadern. wollen, und er entlehnte alſo die Waͤrme im Blute von der Aufloͤſung der ſchweflichen Blutſtoffe her, auf welche die harnhaften oder laugenhaften Theile einen Anfall wagten; ſo gar fuͤhrt er einen Verſuch an (u), nach wel- chem aufgehaͤufte todte Voͤgel in Hizze geraten, ſo wie einige Schriftſteller, wiewohl andre dieſer Sache wie- derſprechen (z), ſchreiben, daß aus Haufen Taubenmiſt (x) und aus Heu (y) Feuersbruͤnſte entſtanden. Es ſind dieſem Manne andre gefolgt (a), und es ging ſein Wie- derſacher, der beruͤmte Perliz, nicht ſehr von ihm ab, als er die Waͤrme von einer mitgeteilten innern Bewe- gung der Waͤrmmaterie, die im Blute wohne, herlei- tete (b), und die Groͤſſe der, zwiſchen den Poren erregten aͤteriſchen Bewegung, zum Maaße dieſer Waͤrme machte (c). Die Neuern machens kuͤrzer, wenn ſie leh- ren, daß die Lebenskraft Waͤrme erzeuge, und man koͤnnte dieſes beinahe mit der Einfalt der Alten in glei- chen Rang ſezzen (d). §. 9. Was man wider dieſe Meinungen vorbrin- gen kann. Was die dem Herzen angeborne Waͤrme betrift, ſo herrſcht heut zu Tage kein Zweifel mehr dabei. Der erſte der dawieder mit Nuzzen Erinnerung gethan, war Jakob Bak (e), und er zeigte, im Herzen befinde ſich, in einem lebenden Thiere, vor den uͤbrigen Eingeweiden, im (u) Phyſiolog. med. S. 24. (z) Leopold in ſeinem deut- ſchen Werke, von der Oekonomie. S. 297. (x) galenvſ de temperamentis L. III. c. 2. caſatvſ S. 48. ma- ſcvlvſ de veſuv. incend. S. 169. Philoſ. Trans. n. 296. Die Japa- ner lieben keine Tauben, weil ihr Miſt von ſelbſt Feuer fange. Hi- ſtoire des Japonnis. S. 186. (y) Wenn Heu naß wird, ſo fault es, und es faͤngt oft Feuer, wenn es ſich erhizzt hat. colv- mella. L. II. c. 19. (a) Nikolai von den Fiebern. S. 52. (b) Theor. calor. mathemat. S. 3. (c) S. 4. (d) bikker de natur. human. (e) De corde. S. 185. G g 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/489
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/489>, abgerufen am 22.11.2024.