Hektischen kein Pulsschlag, und äusserlich eine fast stei- nerne Kälte zugegen war, dem ohngeachtet doch die Wär- me am Thermometer auf 97 Grade stieg (e).
Zu diesem fügte noch ohnlängst ein berümter Arzt, daß überhaupt Kälte und Frost von ganz andern Ursa- chen herrüren müsse. Es sei an einer gelämten Hand Kälte, bei einem guten Pulsschlage, zugegen gewesen (e*), und in einem andren eine so mäßige Wärme, daß sie nicht über 73 Grade gestiegen (e**). Und hingegen ent- stehe Kälte, von Ursachen, die den Puls überhaupt nicht mindern, von einem in den Gallengang hineingetrieb- nen Gallensteine, vom Catheter, der die Blase berüre, von einem verschlungnem Darme, von einem zersprung- nen Eitergeschwüre eines Eingeweides, oder sonst von ergoßnen Eiter (e***). Folglich scheine ausser dem Blu- te, oder dessen Bewegung, die Wärme einen andren Ur- sprung zu haben.
Durch diese und änliche Gründe zurükke gehalten, haben sich berümte Männer eingebildet, daß man die Wärme nicht vom Reiben allein oder doch vornämlich herleiten müsse, sondern es haben einige, nach dem Exem- pel der Fische, in der Lunge und in der Thätigkeit der Luft, andre in der Lebenskraft oder in einigem Reize, der Fäul- nis oder Gärung, den Quell der Wärme gesucht.
§. 12. Die Hipotese des Robert Douglas.
Es ging dieser berümte Mann von der bisher ange- nommnen Hipotese, daß sich die Wärme von dem Rei- ben entspinne, in sofern ab (f), daß er diejenige Wärme, welche ein Thier noch über den Grad der Luftwärme, von
der
(e)[Spaltenumbruch]De haen angef. Ort. S. 11.
(e*)T. III. S. 141. 142. 149.
(e**) S. 144.
(e***)[Spaltenumbruch]anonymvs de febribus intermittentibus S. 21.
(f)Essay concerning the gene- ration of heat in animals S. 47. 48. 136. u. f.
Sechſtes Buch. Die Wirkung des
Hektiſchen kein Pulsſchlag, und aͤuſſerlich eine faſt ſtei- nerne Kaͤlte zugegen war, dem ohngeachtet doch die Waͤr- me am Thermometer auf 97 Grade ſtieg (e).
Zu dieſem fuͤgte noch ohnlaͤngſt ein beruͤmter Arzt, daß uͤberhaupt Kaͤlte und Froſt von ganz andern Urſa- chen herruͤren muͤſſe. Es ſei an einer gelaͤmten Hand Kaͤlte, bei einem guten Pulsſchlage, zugegen geweſen (e*), und in einem andren eine ſo maͤßige Waͤrme, daß ſie nicht uͤber 73 Grade geſtiegen (e**). Und hingegen ent- ſtehe Kaͤlte, von Urſachen, die den Puls uͤberhaupt nicht mindern, von einem in den Gallengang hineingetrieb- nen Gallenſteine, vom Catheter, der die Blaſe beruͤre, von einem verſchlungnem Darme, von einem zerſprung- nen Eitergeſchwuͤre eines Eingeweides, oder ſonſt von ergoßnen Eiter (e***). Folglich ſcheine auſſer dem Blu- te, oder deſſen Bewegung, die Waͤrme einen andren Ur- ſprung zu haben.
Durch dieſe und aͤnliche Gruͤnde zuruͤkke gehalten, haben ſich beruͤmte Maͤnner eingebildet, daß man die Waͤrme nicht vom Reiben allein oder doch vornaͤmlich herleiten muͤſſe, ſondern es haben einige, nach dem Exem- pel der Fiſche, in der Lunge und in der Thaͤtigkeit der Luft, andre in der Lebenskraft oder in einigem Reize, der Faͤul- nis oder Gaͤrung, den Quell der Waͤrme geſucht.
§. 12. Die Hipoteſe des Robert Douglas.
Es ging dieſer beruͤmte Mann von der bisher ange- nommnen Hipoteſe, daß ſich die Waͤrme von dem Rei- ben entſpinne, in ſofern ab (f), daß er diejenige Waͤrme, welche ein Thier noch uͤber den Grad der Luftwaͤrme, von
der
(e)[Spaltenumbruch]De haen angef. Ort. S. 11.
(e*)T. III. S. 141. 142. 149.
(e**) S. 144.
(e***)[Spaltenumbruch]anonymvſ de febribus intermittentibus S. 21.
(f)Eſſay concerning the gene- ration of heat in animals S. 47. 48. 136. u. f.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0512"n="492"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Sechſtes Buch. Die Wirkung des</hi></fw><lb/>
Hektiſchen kein Pulsſchlag, und aͤuſſerlich eine faſt ſtei-<lb/>
nerne Kaͤlte zugegen war, dem ohngeachtet doch die Waͤr-<lb/>
me am Thermometer auf 97 Grade ſtieg <noteplace="foot"n="(e)"><cb/><hirendition="#aq">De <hirendition="#k">haen</hi></hi> angef. Ort. S. 11.</note>.</p><lb/><p>Zu dieſem fuͤgte noch ohnlaͤngſt ein beruͤmter Arzt,<lb/>
daß uͤberhaupt Kaͤlte und Froſt von ganz andern Urſa-<lb/>
chen herruͤren muͤſſe. Es ſei an einer gelaͤmten Hand<lb/>
Kaͤlte, bei einem guten Pulsſchlage, zugegen geweſen <noteplace="foot"n="(e*)"><hirendition="#aq">T. III.</hi> S. 141. 142. 149.</note>,<lb/>
und in einem andren eine ſo maͤßige Waͤrme, daß ſie<lb/>
nicht uͤber 73 Grade geſtiegen <noteplace="foot"n="(e**)">S. 144.</note>. Und hingegen ent-<lb/>ſtehe Kaͤlte, von Urſachen, die den Puls uͤberhaupt nicht<lb/>
mindern, von einem in den Gallengang hineingetrieb-<lb/>
nen Gallenſteine, vom Catheter, der die Blaſe beruͤre,<lb/>
von einem verſchlungnem Darme, von einem zerſprung-<lb/>
nen Eitergeſchwuͤre eines Eingeweides, oder ſonſt von<lb/>
ergoßnen Eiter <noteplace="foot"n="(e***)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">anonymvſ</hi> de febribus<lb/>
intermittentibus</hi> S. 21.</note>. Folglich ſcheine auſſer dem Blu-<lb/>
te, oder deſſen Bewegung, die Waͤrme einen andren Ur-<lb/>ſprung zu haben.</p><lb/><p>Durch dieſe und aͤnliche Gruͤnde zuruͤkke gehalten,<lb/>
haben ſich beruͤmte Maͤnner eingebildet, daß man die<lb/>
Waͤrme nicht vom Reiben allein oder doch vornaͤmlich<lb/>
herleiten muͤſſe, ſondern es haben einige, nach dem Exem-<lb/>
pel der Fiſche, in der Lunge und in der Thaͤtigkeit der Luft,<lb/>
andre in der Lebenskraft oder in einigem Reize, der Faͤul-<lb/>
nis oder Gaͤrung, den Quell der Waͤrme geſucht.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 12.<lb/>
Die Hipoteſe des Robert Douglas.</head><lb/><p>Es ging dieſer beruͤmte Mann von der bisher ange-<lb/>
nommnen Hipoteſe, daß ſich die Waͤrme von dem Rei-<lb/>
ben entſpinne, in ſofern ab <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">Eſſay concerning the gene-<lb/>
ration of heat in animals</hi> S. 47.<lb/>
48. 136. u. f.</note>, daß er diejenige Waͤrme,<lb/>
welche ein Thier noch uͤber den Grad der Luftwaͤrme, von<lb/><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[492/0512]
Sechſtes Buch. Die Wirkung des
Hektiſchen kein Pulsſchlag, und aͤuſſerlich eine faſt ſtei-
nerne Kaͤlte zugegen war, dem ohngeachtet doch die Waͤr-
me am Thermometer auf 97 Grade ſtieg (e).
Zu dieſem fuͤgte noch ohnlaͤngſt ein beruͤmter Arzt,
daß uͤberhaupt Kaͤlte und Froſt von ganz andern Urſa-
chen herruͤren muͤſſe. Es ſei an einer gelaͤmten Hand
Kaͤlte, bei einem guten Pulsſchlage, zugegen geweſen (e*),
und in einem andren eine ſo maͤßige Waͤrme, daß ſie
nicht uͤber 73 Grade geſtiegen (e**). Und hingegen ent-
ſtehe Kaͤlte, von Urſachen, die den Puls uͤberhaupt nicht
mindern, von einem in den Gallengang hineingetrieb-
nen Gallenſteine, vom Catheter, der die Blaſe beruͤre,
von einem verſchlungnem Darme, von einem zerſprung-
nen Eitergeſchwuͤre eines Eingeweides, oder ſonſt von
ergoßnen Eiter (e***). Folglich ſcheine auſſer dem Blu-
te, oder deſſen Bewegung, die Waͤrme einen andren Ur-
ſprung zu haben.
Durch dieſe und aͤnliche Gruͤnde zuruͤkke gehalten,
haben ſich beruͤmte Maͤnner eingebildet, daß man die
Waͤrme nicht vom Reiben allein oder doch vornaͤmlich
herleiten muͤſſe, ſondern es haben einige, nach dem Exem-
pel der Fiſche, in der Lunge und in der Thaͤtigkeit der Luft,
andre in der Lebenskraft oder in einigem Reize, der Faͤul-
nis oder Gaͤrung, den Quell der Waͤrme geſucht.
§. 12.
Die Hipoteſe des Robert Douglas.
Es ging dieſer beruͤmte Mann von der bisher ange-
nommnen Hipoteſe, daß ſich die Waͤrme von dem Rei-
ben entſpinne, in ſofern ab (f), daß er diejenige Waͤrme,
welche ein Thier noch uͤber den Grad der Luftwaͤrme, von
der
(e)
De haen angef. Ort. S. 11.
(e*) T. III. S. 141. 142. 149.
(e**) S. 144.
(e***)
anonymvſ de febribus
intermittentibus S. 21.
(f) Eſſay concerning the gene-
ration of heat in animals S. 47.
48. 136. u. f.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/512>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.