zur Verdichtung des Blutes, als einen stärkern Herz- schlag, und eine Minderung an Wasser, beitragen? Fer- ner so erzeugt das Gegenteil von allen diesen, nämlich Müßiggang, Schlaf, külende Arzeneimittel, und was nur den Reiz im Herzen, und den Nachdrukk und die Anzal der Pulsschläge mindert, allezeit lokkres (laxum), wässriges, und dünnes Blut. Man wird die Thätig- keit dieser beiden entgegengesezzten Ursachen emfinden, so bald man das wässrige und bleiche Blut eines schwächli- chen Mädgens, mit dem derben Geblüte eines starken Landmannes in Vergleichung stellt. Jm übrigen ver- langt die Dichtheit, so gut als die Flüßigkeit, eine Mit- telmäßigkeit in der Bewegung des Blutes. Das Still- stehn macht zwar, daß das Blut, aber nur lose gerinnt. Mittelmäßige Bewegung stellt die Flüßigkeit her, eine grosse verdichtet, und eine grosse löset auch auf.
Die Verdichtung des Salzwassers im Blute hängt von eben diesen Ursachen ab, und sie wächst im Fieber auch noch stärker, als die Dichtheit eines Blutklumpens, und zwar schnell (p). Nur ist man ungewis, ob die Grundstoffe des Salzwassers Kugeln, oder andre Fi- guren sind.
§. 20. Die Absonderung der Blutstoffe von einander.
Ob diese Absonderung der dünnen Säfte vom Blute gleich umständlich soll erzält werden, so mus man hier doch mit wenig Worten erinnern, daß sich vom Schlag- aderblute vieles scheide, welches man im Anfange der Blutadern schon vermisset, so daß überhaupt, wenig- stens an diesem Orte (q), das Blutaderblut dikker, als das in den Schlagadern ist. Denn was vom Blute abgeht, ist meist dünner, als Blut (r), und auch flüßiger.
So
(p)[Spaltenumbruch]
5. Buch. 3. Abschn. §. 2.
(q)fizes de liene S. 122.
(r) Daß daher das Blut in den [Spaltenumbruch]
kleinsten Gefässen getrennt und verdorben würde, schrieb B. hoad- vey en respirati. S. 61.
Sechſtes Buch. Die Wirkung des
zur Verdichtung des Blutes, als einen ſtaͤrkern Herz- ſchlag, und eine Minderung an Waſſer, beitragen? Fer- ner ſo erzeugt das Gegenteil von allen dieſen, naͤmlich Muͤßiggang, Schlaf, kuͤlende Arzeneimittel, und was nur den Reiz im Herzen, und den Nachdrukk und die Anzal der Pulsſchlaͤge mindert, allezeit lokkres (laxum), waͤſſriges, und duͤnnes Blut. Man wird die Thaͤtig- keit dieſer beiden entgegengeſezzten Urſachen emfinden, ſo bald man das waͤſſrige und bleiche Blut eines ſchwaͤchli- chen Maͤdgens, mit dem derben Gebluͤte eines ſtarken Landmannes in Vergleichung ſtellt. Jm uͤbrigen ver- langt die Dichtheit, ſo gut als die Fluͤßigkeit, eine Mit- telmaͤßigkeit in der Bewegung des Blutes. Das Still- ſtehn macht zwar, daß das Blut, aber nur loſe gerinnt. Mittelmaͤßige Bewegung ſtellt die Fluͤßigkeit her, eine groſſe verdichtet, und eine groſſe loͤſet auch auf.
Die Verdichtung des Salzwaſſers im Blute haͤngt von eben dieſen Urſachen ab, und ſie waͤchſt im Fieber auch noch ſtaͤrker, als die Dichtheit eines Blutklumpens, und zwar ſchnell (p). Nur iſt man ungewis, ob die Grundſtoffe des Salzwaſſers Kugeln, oder andre Fi- guren ſind.
§. 20. Die Abſonderung der Blutſtoffe von einander.
Ob dieſe Abſonderung der duͤnnen Saͤfte vom Blute gleich umſtaͤndlich ſoll erzaͤlt werden, ſo mus man hier doch mit wenig Worten erinnern, daß ſich vom Schlag- aderblute vieles ſcheide, welches man im Anfange der Blutadern ſchon vermiſſet, ſo daß uͤberhaupt, wenig- ſtens an dieſem Orte (q), das Blutaderblut dikker, als das in den Schlagadern iſt. Denn was vom Blute abgeht, iſt meiſt duͤnner, als Blut (r), und auch fluͤßiger.
So
(p)[Spaltenumbruch]
5. Buch. 3. Abſchn. §. 2.
(q)fizeſ de liene S. 122.
(r) Daß daher das Blut in den [Spaltenumbruch]
kleinſten Gefaͤſſen getrennt und verdorben wuͤrde, ſchrieb B. hoad- vey en reſpirati. S. 61.
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Sechſtes Buch. Die Wirkung des
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Muͤßiggang, Schlaf, kuͤlende Arzeneimittel, und was
nur den Reiz im Herzen, und den Nachdrukk und die
Anzal der Pulsſchlaͤge mindert, allezeit lokkres (laxum),
waͤſſriges, und duͤnnes Blut. Man wird die Thaͤtig-
keit dieſer beiden entgegengeſezzten Urſachen emfinden, ſo
bald man das waͤſſrige und bleiche Blut eines ſchwaͤchli-
chen Maͤdgens, mit dem derben Gebluͤte eines ſtarken
Landmannes in Vergleichung ſtellt. Jm uͤbrigen ver-
langt die Dichtheit, ſo gut als die Fluͤßigkeit, eine Mit-
telmaͤßigkeit in der Bewegung des Blutes. Das Still-
ſtehn macht zwar, daß das Blut, aber nur loſe gerinnt.
Mittelmaͤßige Bewegung ſtellt die Fluͤßigkeit her, eine
groſſe verdichtet, und eine groſſe loͤſet auch auf.
Die Verdichtung des Salzwaſſers im Blute haͤngt
von eben dieſen Urſachen ab, und ſie waͤchſt im Fieber
auch noch ſtaͤrker, als die Dichtheit eines Blutklumpens,
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Grundſtoffe des Salzwaſſers Kugeln, oder andre Fi-
guren ſind.
§. 20.
Die Abſonderung der Blutſtoffe von einander.
Ob dieſe Abſonderung der duͤnnen Saͤfte vom Blute
gleich umſtaͤndlich ſoll erzaͤlt werden, ſo mus man hier
doch mit wenig Worten erinnern, daß ſich vom Schlag-
aderblute vieles ſcheide, welches man im Anfange der
Blutadern ſchon vermiſſet, ſo daß uͤberhaupt, wenig-
ſtens an dieſem Orte (q), das Blutaderblut dikker, als
das in den Schlagadern iſt. Denn was vom Blute
abgeht, iſt meiſt duͤnner, als Blut (r), und auch fluͤßiger.
So
(p)
5. Buch. 3. Abſchn. §. 2.
(q) fizeſ de liene S. 122.
(r) Daß daher das Blut in den
kleinſten Gefaͤſſen getrennt und
verdorben wuͤrde, ſchrieb B. hoad-
vey en reſpirati. S. 61.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/538>, abgerufen am 22.11.2024.
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