Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite
des Blutes, in den Blutadern.

Jst die Ursache nicht wahr, so wird auch der Erfolg
nicht wahr seyn können.

Es ist aber ausgemacht, daß Blutadern verstopft
seyn können; ausgemacht ist es, daß sie aufschwellen und
sich übermäßig und viel stärker ausdehnen lassen, als man
an den Schlagadern warnimmt. Jch habe sie oft von
geronnenem Geblüte verstopft gesehen, welches sich in
wilde Fäserchen verwandelt hatte (a). Es hat Bonti-
us
(b) und Blancard (b*) die Holader mit einer fetten
Materie erfüllt, und zweimal weiter gesehen, als sie na-
türlicher Weise seyn mus. Jch habe alle Blutadern an
der Gebärmutter verstopft, fast von fester Beschaffenheit,
und voll geronnenen und derben Geblütes gefunden.

Es ist aber mehr als zu gemein, daß sich Blutadern
übermäßig erweitern, welches beweiset, daß sie in so fern
verstopft sind, daß sie ihr eingenommenes Blut nicht eben
so gut wieder los werden können. Sie schwellen im
schwangern Zustande, an den Saamengefässen (c), mit-
telst eines Fleischbruches und Saamenaderbruches, in
dem Unterleibe der Wassersüchtigen (d), in verhärteten
Geschwülsten der Eingeweide (wie mans augenscheinlich
sieht), und endlich in der tiefen Fettenzündung (phleg-
mone
), und zwar stärker, als die Schlagadern (e), wie
auch vom Kramfe (f) und in allen langwierigen Krank-
heiten überhaupt (g). Jn Geschwülsten sind bei perio-
dischen Blutungen die Blutadern äusserst geschwollen ge-
wesen (g*). Jn einem dreitägigen Wechselfieber war die
Pfortader ungemein aufgelaufen (g**). Wenn man die

Hals-
(a) [Spaltenumbruch] Opuscul. patholog. obs. 19. 20.
(b) Medic. Ind.
(b*) Chirurg. S. 431.
(c) An einer schwangern Frau.
Obs. of a Societ. at Edimb. S. 413.
414.
(d) salzmann mir. abscess. hi-
stor. peyer de ovari. hydrop.
(e) Franciscus de sauvages de
pulsu
S. 27. Theor. tumor. S. 14.
(f) [Spaltenumbruch] qvesnai des fievres. S. 212.
matani de anevrysm. S. 110.
darunter beide den Kramf beschul-
digen.
(g) Sie häufen das Blut in den
Blutadern an boerhaave Prax.
medic. T. I.
S. 98.
(g*) anonym. de febr. intermitt.
S. 51.
(g**) Ebenders. S. 129.
M m 4
des Blutes, in den Blutadern.

Jſt die Urſache nicht wahr, ſo wird auch der Erfolg
nicht wahr ſeyn koͤnnen.

Es iſt aber ausgemacht, daß Blutadern verſtopft
ſeyn koͤnnen; ausgemacht iſt es, daß ſie aufſchwellen und
ſich uͤbermaͤßig und viel ſtaͤrker ausdehnen laſſen, als man
an den Schlagadern warnimmt. Jch habe ſie oft von
geronnenem Gebluͤte verſtopft geſehen, welches ſich in
wilde Faͤſerchen verwandelt hatte (a). Es hat Bonti-
us
(b) und Blancard (b*) die Holader mit einer fetten
Materie erfuͤllt, und zweimal weiter geſehen, als ſie na-
tuͤrlicher Weiſe ſeyn mus. Jch habe alle Blutadern an
der Gebaͤrmutter verſtopft, faſt von feſter Beſchaffenheit,
und voll geronnenen und derben Gebluͤtes gefunden.

Es iſt aber mehr als zu gemein, daß ſich Blutadern
uͤbermaͤßig erweitern, welches beweiſet, daß ſie in ſo fern
verſtopft ſind, daß ſie ihr eingenommenes Blut nicht eben
ſo gut wieder los werden koͤnnen. Sie ſchwellen im
ſchwangern Zuſtande, an den Saamengefaͤſſen (c), mit-
telſt eines Fleiſchbruches und Saamenaderbruches, in
dem Unterleibe der Waſſerſuͤchtigen (d), in verhaͤrteten
Geſchwuͤlſten der Eingeweide (wie mans augenſcheinlich
ſieht), und endlich in der tiefen Fettenzuͤndung (phleg-
mone
), und zwar ſtaͤrker, als die Schlagadern (e), wie
auch vom Kramfe (f) und in allen langwierigen Krank-
heiten uͤberhaupt (g). Jn Geſchwuͤlſten ſind bei perio-
diſchen Blutungen die Blutadern aͤuſſerſt geſchwollen ge-
weſen (g*). Jn einem dreitaͤgigen Wechſelfieber war die
Pfortader ungemein aufgelaufen (g**). Wenn man die

Hals-
(a) [Spaltenumbruch] Opuſcul. patholog. obſ. 19. 20.
(b) Medic. Ind.
(b*) Chirurg. S. 431.
(c) An einer ſchwangern Frau.
Obſ. of a Societ. at Edimb. S. 413.
414.
(d) ſalzmann mir. abſceſſ. hi-
ſtor. peyer de ovari. hydrop.
(e) Franciſcus de ſauvageſ de
pulſu
S. 27. Theor. tumor. S. 14.
(f) [Spaltenumbruch] qveſnai des fievres. S. 212.
matani de anevryſm. S. 110.
darunter beide den Kramf beſchul-
digen.
(g) Sie haͤufen das Blut in den
Blutadern an boerhaave Prax.
medic. T. I.
S. 98.
(g*) anonym. de febr. intermitt.
S. 51.
(g**) Ebenderſ. S. 129.
M m 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0571" n="551"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">des Blutes, in den Blutadern.</hi> </fw><lb/>
            <p>J&#x017F;t die Ur&#x017F;ache nicht wahr, &#x017F;o wird auch der Erfolg<lb/>
nicht wahr &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t aber ausgemacht, daß Blutadern ver&#x017F;topft<lb/>
&#x017F;eyn ko&#x0364;nnen; ausgemacht i&#x017F;t es, daß &#x017F;ie auf&#x017F;chwellen und<lb/>
&#x017F;ich u&#x0364;berma&#x0364;ßig und viel &#x017F;ta&#x0364;rker ausdehnen la&#x017F;&#x017F;en, als man<lb/>
an den Schlagadern warnimmt. Jch habe &#x017F;ie oft von<lb/>
geronnenem Geblu&#x0364;te ver&#x017F;topft ge&#x017F;ehen, welches &#x017F;ich in<lb/>
wilde Fa&#x0364;&#x017F;erchen verwandelt hatte <note place="foot" n="(a)"><cb/><hi rendition="#aq">Opu&#x017F;cul. patholog. ob&#x017F;.</hi> 19. 20.</note>. Es hat <hi rendition="#fr">Bonti-<lb/>
us</hi> <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Medic. Ind.</hi></note> und <hi rendition="#fr">Blancard</hi> <note place="foot" n="(b*)"><hi rendition="#aq">Chirurg.</hi> S. 431.</note> die Holader mit einer fetten<lb/>
Materie erfu&#x0364;llt, und zweimal weiter ge&#x017F;ehen, als &#x017F;ie na-<lb/>
tu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e &#x017F;eyn mus. Jch habe alle Blutadern an<lb/>
der Geba&#x0364;rmutter ver&#x017F;topft, fa&#x017F;t von fe&#x017F;ter Be&#x017F;chaffenheit,<lb/>
und voll geronnenen und derben Geblu&#x0364;tes gefunden.</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t aber mehr als zu gemein, daß &#x017F;ich Blutadern<lb/>
u&#x0364;berma&#x0364;ßig erweitern, welches bewei&#x017F;et, daß &#x017F;ie in &#x017F;o fern<lb/>
ver&#x017F;topft &#x017F;ind, daß &#x017F;ie ihr eingenommenes Blut nicht eben<lb/>
&#x017F;o gut wieder los werden ko&#x0364;nnen. Sie &#x017F;chwellen im<lb/>
&#x017F;chwangern Zu&#x017F;tande, an den Saamengefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en <note place="foot" n="(c)">An einer &#x017F;chwangern Frau.<lb/><hi rendition="#aq">Ob&#x017F;. of a Societ. at Edimb.</hi> S. 413.<lb/>
414.</note>, mit-<lb/>
tel&#x017F;t eines Flei&#x017F;chbruches und Saamenaderbruches, in<lb/>
dem Unterleibe der Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;u&#x0364;chtigen <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">&#x017F;alzmann</hi> mir. ab&#x017F;ce&#x017F;&#x017F;. hi-<lb/>
&#x017F;tor. <hi rendition="#k">peyer</hi> de ovari. hydrop.</hi></note>, in verha&#x0364;rteten<lb/>
Ge&#x017F;chwu&#x0364;l&#x017F;ten der Eingeweide (wie mans augen&#x017F;cheinlich<lb/>
&#x017F;ieht), und endlich in der tiefen Fettenzu&#x0364;ndung (<hi rendition="#aq">phleg-<lb/>
mone</hi>), und zwar &#x017F;ta&#x0364;rker, als die Schlagadern <note place="foot" n="(e)"><hi rendition="#aq">Franci&#x017F;cus de <hi rendition="#k">&#x017F;auvage&#x017F;</hi> de<lb/>
pul&#x017F;u</hi> S. 27. <hi rendition="#aq">Theor. tumor.</hi> S. 14.</note>, wie<lb/>
auch vom Kramfe <note place="foot" n="(f)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">qve&#x017F;nai</hi> des fievres.</hi> S. 212.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">matani</hi> de anevry&#x017F;m.</hi> S. 110.<lb/>
darunter beide den Kramf be&#x017F;chul-<lb/>
digen.</note> und in allen langwierigen Krank-<lb/>
heiten u&#x0364;berhaupt <note place="foot" n="(g)">Sie ha&#x0364;ufen das Blut in den<lb/>
Blutadern an <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">boerhaave</hi> Prax.<lb/>
medic. T. I.</hi> S. 98.</note>. Jn Ge&#x017F;chwu&#x0364;l&#x017F;ten &#x017F;ind bei perio-<lb/>
di&#x017F;chen Blutungen die Blutadern a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t ge&#x017F;chwollen ge-<lb/>
we&#x017F;en <note place="foot" n="(g*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">anonym.</hi> de febr. intermitt.</hi><lb/>
S. 51.</note>. Jn einem dreita&#x0364;gigen Wech&#x017F;elfieber war die<lb/>
Pfortader ungemein aufgelaufen <note place="foot" n="(g**)">Ebender&#x017F;. S. 129.</note>. Wenn man die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M m 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Hals-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[551/0571] des Blutes, in den Blutadern. Jſt die Urſache nicht wahr, ſo wird auch der Erfolg nicht wahr ſeyn koͤnnen. Es iſt aber ausgemacht, daß Blutadern verſtopft ſeyn koͤnnen; ausgemacht iſt es, daß ſie aufſchwellen und ſich uͤbermaͤßig und viel ſtaͤrker ausdehnen laſſen, als man an den Schlagadern warnimmt. Jch habe ſie oft von geronnenem Gebluͤte verſtopft geſehen, welches ſich in wilde Faͤſerchen verwandelt hatte (a). Es hat Bonti- us (b) und Blancard (b*) die Holader mit einer fetten Materie erfuͤllt, und zweimal weiter geſehen, als ſie na- tuͤrlicher Weiſe ſeyn mus. Jch habe alle Blutadern an der Gebaͤrmutter verſtopft, faſt von feſter Beſchaffenheit, und voll geronnenen und derben Gebluͤtes gefunden. Es iſt aber mehr als zu gemein, daß ſich Blutadern uͤbermaͤßig erweitern, welches beweiſet, daß ſie in ſo fern verſtopft ſind, daß ſie ihr eingenommenes Blut nicht eben ſo gut wieder los werden koͤnnen. Sie ſchwellen im ſchwangern Zuſtande, an den Saamengefaͤſſen (c), mit- telſt eines Fleiſchbruches und Saamenaderbruches, in dem Unterleibe der Waſſerſuͤchtigen (d), in verhaͤrteten Geſchwuͤlſten der Eingeweide (wie mans augenſcheinlich ſieht), und endlich in der tiefen Fettenzuͤndung (phleg- mone), und zwar ſtaͤrker, als die Schlagadern (e), wie auch vom Kramfe (f) und in allen langwierigen Krank- heiten uͤberhaupt (g). Jn Geſchwuͤlſten ſind bei perio- diſchen Blutungen die Blutadern aͤuſſerſt geſchwollen ge- weſen (g*). Jn einem dreitaͤgigen Wechſelfieber war die Pfortader ungemein aufgelaufen (g**). Wenn man die Hals- (a) Opuſcul. patholog. obſ. 19. 20. (b) Medic. Ind. (b*) Chirurg. S. 431. (c) An einer ſchwangern Frau. Obſ. of a Societ. at Edimb. S. 413. 414. (d) ſalzmann mir. abſceſſ. hi- ſtor. peyer de ovari. hydrop. (e) Franciſcus de ſauvageſ de pulſu S. 27. Theor. tumor. S. 14. (f) qveſnai des fievres. S. 212. matani de anevryſm. S. 110. darunter beide den Kramf beſchul- digen. (g) Sie haͤufen das Blut in den Blutadern an boerhaave Prax. medic. T. I. S. 98. (g*) anonym. de febr. intermitt. S. 51. (g**) Ebenderſ. S. 129. M m 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/571
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/571>, abgerufen am 22.11.2024.