das Quadrat der Geschwindigkeit mit der Masse multi- plicirt; hingegen das Moment des Blutaderbluts, wel- ches gleichsam von einem todten Drukke in Bewegung gesezzt sey, wie die einfache Geschwindigkeit mit der Masse multiplicirt, geschäzzt. Doch es kann, wofern die Ursache zu beiderlei Bewegungen im Herzen liegt (u), bei Bestimmung der Geschwindigkeit in Blutadern, kein ander Maas, als bei Berechnung der Schnelligkeit des Schlagaderbluts gebraucht werden.
Wir übergehen die Zalen des Jakob Keils, dieses in den Vorrechten des Schlagaderbluts so freigebigen Mannes: denn wenn wir ihm folgen wollten, so müste das Blut in den Aestchen der haarfeinen Blutadern, die zu den Pforten mit gehören, 14613 (x) mal langsamer, als in der Schlagader des Gekröses flissen, und in einer Minute kaum über eine Linie des Decimalmaaßes, und in einer Stunde nicht über sechs Zoll durchlaufen, wenn man schon die Geschwindigkeit in der Gekrösschlagader, eben so gros, als in der Aorte machen wollte. Jndessen hat doch eben dieser berümte Mann, den Ausflus an einer Nebenschlag- und Blutader, wie 15 und 6, und folglich ein ziemlich warscheinliches Verhältnis zwischen beiden gefunden (y).
Es fand unser berümte Amtsgehülfe, Stephan Ha- les, vor gut, lieber aus dem Sprunge des heraufgetrieb- nen Halsaderbluts (carotis), welchen er mit dem Sprunge aus der Drosselblutader verglich, die Ge- schwindigkeiten beider zu messen, und er fand, da der Schus aus der Halsader fünf Fus, und eben so viel Zoll betrug, daß er in der Nebenblutader fast dreizehnmal kleiner, und fast fünf und einen halben Zoll hoch war (z). Doch es wird ein solcher Sprung aus der Blutader, von dem losern Zustande solchen Gefässes, sehr gemin-
dert,
(u)[Spaltenumbruch]
Vorhergeh. §. 4.
(x)De Secretione S. 93.
(y)[Spaltenumbruch]De vi cordis S. 53. jurin Diss. S. 49.
(z)Haemastat. S. 27. 55.
Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
das Quadrat der Geſchwindigkeit mit der Maſſe multi- plicirt; hingegen das Moment des Blutaderbluts, wel- ches gleichſam von einem todten Drukke in Bewegung geſezzt ſey, wie die einfache Geſchwindigkeit mit der Maſſe multiplicirt, geſchaͤzzt. Doch es kann, wofern die Urſache zu beiderlei Bewegungen im Herzen liegt (u), bei Beſtimmung der Geſchwindigkeit in Blutadern, kein ander Maas, als bei Berechnung der Schnelligkeit des Schlagaderbluts gebraucht werden.
Wir uͤbergehen die Zalen des Jakob Keils, dieſes in den Vorrechten des Schlagaderbluts ſo freigebigen Mannes: denn wenn wir ihm folgen wollten, ſo muͤſte das Blut in den Aeſtchen der haarfeinen Blutadern, die zu den Pforten mit gehoͤren, 14613 (x) mal langſamer, als in der Schlagader des Gekroͤſes fliſſen, und in einer Minute kaum uͤber eine Linie des Decimalmaaßes, und in einer Stunde nicht uͤber ſechs Zoll durchlaufen, wenn man ſchon die Geſchwindigkeit in der Gekroͤsſchlagader, eben ſo gros, als in der Aorte machen wollte. Jndeſſen hat doch eben dieſer beruͤmte Mann, den Ausflus an einer Nebenſchlag- und Blutader, wie 15 und 6, und folglich ein ziemlich warſcheinliches Verhaͤltnis zwiſchen beiden gefunden (y).
Es fand unſer beruͤmte Amtsgehuͤlfe, Stephan Ha- les, vor gut, lieber aus dem Sprunge des heraufgetrieb- nen Halsaderbluts (carotis), welchen er mit dem Sprunge aus der Droſſelblutader verglich, die Ge- ſchwindigkeiten beider zu meſſen, und er fand, da der Schus aus der Halsader fuͤnf Fus, und eben ſo viel Zoll betrug, daß er in der Nebenblutader faſt dreizehnmal kleiner, und faſt fuͤnf und einen halben Zoll hoch war (z). Doch es wird ein ſolcher Sprung aus der Blutader, von dem loſern Zuſtande ſolchen Gefaͤſſes, ſehr gemin-
dert,
(u)[Spaltenumbruch]
Vorhergeh. §. 4.
(x)De Secretione S. 93.
(y)[Spaltenumbruch]De vi cordis S. 53. jurin Diſſ. S. 49.
(z)Haemaſtat. S. 27. 55.
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Sechſtes Buch. Das Fortruͤkken
das Quadrat der Geſchwindigkeit mit der Maſſe multi-
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geſezzt ſey, wie die einfache Geſchwindigkeit mit der
Maſſe multiplicirt, geſchaͤzzt. Doch es kann, wofern
die Urſache zu beiderlei Bewegungen im Herzen liegt (u),
bei Beſtimmung der Geſchwindigkeit in Blutadern, kein
ander Maas, als bei Berechnung der Schnelligkeit des
Schlagaderbluts gebraucht werden.
Wir uͤbergehen die Zalen des Jakob Keils, dieſes
in den Vorrechten des Schlagaderbluts ſo freigebigen
Mannes: denn wenn wir ihm folgen wollten, ſo muͤſte
das Blut in den Aeſtchen der haarfeinen Blutadern, die
zu den Pforten mit gehoͤren, 14613 (x) mal langſamer,
als in der Schlagader des Gekroͤſes fliſſen, und in einer
Minute kaum uͤber eine Linie des Decimalmaaßes, und
in einer Stunde nicht uͤber ſechs Zoll durchlaufen, wenn
man ſchon die Geſchwindigkeit in der Gekroͤsſchlagader,
eben ſo gros, als in der Aorte machen wollte. Jndeſſen
hat doch eben dieſer beruͤmte Mann, den Ausflus an
einer Nebenſchlag- und Blutader, wie 15 und 6, und
folglich ein ziemlich warſcheinliches Verhaͤltnis zwiſchen
beiden gefunden (y).
Es fand unſer beruͤmte Amtsgehuͤlfe, Stephan Ha-
les, vor gut, lieber aus dem Sprunge des heraufgetrieb-
nen Halsaderbluts (carotis), welchen er mit dem
Sprunge aus der Droſſelblutader verglich, die Ge-
ſchwindigkeiten beider zu meſſen, und er fand, da der
Schus aus der Halsader fuͤnf Fus, und eben ſo viel Zoll
betrug, daß er in der Nebenblutader faſt dreizehnmal
kleiner, und faſt fuͤnf und einen halben Zoll hoch war (z).
Doch es wird ein ſolcher Sprung aus der Blutader,
von dem loſern Zuſtande ſolchen Gefaͤſſes, ſehr gemin-
dert,
(u)
Vorhergeh. §. 4.
(x) De Secretione S. 93.
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(z) Haemaſtat. S. 27. 55.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/576>, abgerufen am 22.11.2024.
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