die zu ihnen laufen, viel weniger, loser, und grösser (n), als sonst Absonderungswerkzeuge bekommen haben.
Mit den Nerven hat es diese Beschaffenheit, daß durch einen haufen Drüsen viele und grosse Nerven, be- sonders durch das Geschlecht der Speichel-und Trähnen- drüsen hindurchwandern. Und daher ist es merenteils auch gekommen, daß die meisten Phisiologisten (o) den Drü- sen nicht nur viele, sondern auch grosse Nerven zugeeignet haben. Doch ein Forscher, der allein der Warheit nachspürt, wird bei einer geringen Mühe bald gewar werden, daß sich diese grosse Nerven nicht bei die- sen Drüsen verweilen, sondern nach andern Theilen hin- laufen, wovon man an allen Speicheldrüsen, und an der Trähnendrüse ein zuverläßiges Beispiel hat. Jn dem Fleische der Drüsen selbst verlieren sich wenig Ner- ven, und es gibt Drüsen, welche nur kleine und wenige Nerven haben, dergleichen die Schilddrüse ist, es gibt Drüsen, die gar keine haben, wenigstens solche nicht, die man mit dem Messer verfolgen kann, als die Brust- drüse, welcher ich nicht eben alle Nerven ganz und gar absprechen will, sondern ich sage nur, daß sie keine solche Grösse haben, daß man sie mit dem Messerchen leicht verfolgen, oder auf irgend eine Weise mit den Nerven der Haut oder der Muskeln in Vergleichung sezzen könnte. Es scheinen überhaupt alle und jede Drüsen, in Versuchen, wenig reizbar zu seyn (p), und sie haben weder lebhafte Emfindungen von Krankheiten, noch von
den
(n)[Spaltenumbruch]
S. 213.
(o)Wilh. cole. S. 158. boer- haave Praelect. Acad. T. VII. S. 396. Theophil. de bordeu Re- cherches sur les glandes. S. 152. Francis. lamvre S. 23. welcher sagt, es gingen mehr als dreimal mehr zur Ohrendrüse, als zur Niere S. 24. Carol. malouin des corps solides et fluides S. 63.
(p) Jn den Memoir. sur les par- [Spaltenumbruch]
ti. sensibl. et irritabl. S. 59. Jch habe zwar keine Versuche erzält, doch wenn man sie gleich mit dem Messer berürt, und reizt, so ziehen sie sich nicht in die Enge zusam- men, und erst jezzt sehe ich, daß der berümte Andreä, Kraft seiner Versuche, überhaupt den Drüsen die Reizbarkeit abspricht. de irri- tabilit. S. 16.
Siebendes Buch. Die Abſonderung.
die zu ihnen laufen, viel weniger, loſer, und groͤſſer (n), als ſonſt Abſonderungswerkzeuge bekommen haben.
Mit den Nerven hat es dieſe Beſchaffenheit, daß durch einen haufen Druͤſen viele und groſſe Nerven, be- ſonders durch das Geſchlecht der Speichel-und Traͤhnen- druͤſen hindurchwandern. Und daher iſt es merenteils auch gekommen, daß die meiſten Phiſiologiſten (o) den Druͤ- ſen nicht nur viele, ſondern auch groſſe Nerven zugeeignet haben. Doch ein Forſcher, der allein der Warheit nachſpuͤrt, wird bei einer geringen Muͤhe bald gewar werden, daß ſich dieſe groſſe Nerven nicht bei die- ſen Druͤſen verweilen, ſondern nach andern Theilen hin- laufen, wovon man an allen Speicheldruͤſen, und an der Traͤhnendruͤſe ein zuverlaͤßiges Beiſpiel hat. Jn dem Fleiſche der Druͤſen ſelbſt verlieren ſich wenig Ner- ven, und es gibt Druͤſen, welche nur kleine und wenige Nerven haben, dergleichen die Schilddruͤſe iſt, es gibt Druͤſen, die gar keine haben, wenigſtens ſolche nicht, die man mit dem Meſſer verfolgen kann, als die Bruſt- druͤſe, welcher ich nicht eben alle Nerven ganz und gar abſprechen will, ſondern ich ſage nur, daß ſie keine ſolche Groͤſſe haben, daß man ſie mit dem Meſſerchen leicht verfolgen, oder auf irgend eine Weiſe mit den Nerven der Haut oder der Muskeln in Vergleichung ſezzen koͤnnte. Es ſcheinen uͤberhaupt alle und jede Druͤſen, in Verſuchen, wenig reizbar zu ſeyn (p), und ſie haben weder lebhafte Emfindungen von Krankheiten, noch von
den
(n)[Spaltenumbruch]
S. 213.
(o)Wilh. cole. S. 158. boer- haave Praelect. Acad. T. VII. S. 396. Theophil. de bordeu Re- cherches ſur les glandes. S. 152. Franciſ. lamvre S. 23. welcher ſagt, es gingen mehr als dreimal mehr zur Ohrendruͤſe, als zur Niere S. 24. Carol. malouin des corps ſolides et fluides S. 63.
(p) Jn den Memoir. ſur les par- [Spaltenumbruch]
ti. ſenſibl. et irritabl. S. 59. Jch habe zwar keine Verſuche erzaͤlt, doch wenn man ſie gleich mit dem Meſſer beruͤrt, und reizt, ſo ziehen ſie ſich nicht in die Enge zuſam- men, und erſt jezzt ſehe ich, daß der beruͤmte Andreä, Kraft ſeiner Verſuche, uͤberhaupt den Druͤſen die Reizbarkeit abſpricht. de irri- tabilit. S. 16.
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Siebendes Buch. Die Abſonderung.
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als ſonſt Abſonderungswerkzeuge bekommen haben.
Mit den Nerven hat es dieſe Beſchaffenheit, daß
durch einen haufen Druͤſen viele und groſſe Nerven, be-
ſonders durch das Geſchlecht der Speichel-und Traͤhnen-
druͤſen hindurchwandern. Und daher iſt es merenteils auch
gekommen, daß die meiſten Phiſiologiſten (o) den Druͤ-
ſen nicht nur viele, ſondern auch groſſe Nerven
zugeeignet haben. Doch ein Forſcher, der allein der
Warheit nachſpuͤrt, wird bei einer geringen Muͤhe bald
gewar werden, daß ſich dieſe groſſe Nerven nicht bei die-
ſen Druͤſen verweilen, ſondern nach andern Theilen hin-
laufen, wovon man an allen Speicheldruͤſen, und an
der Traͤhnendruͤſe ein zuverlaͤßiges Beiſpiel hat. Jn
dem Fleiſche der Druͤſen ſelbſt verlieren ſich wenig Ner-
ven, und es gibt Druͤſen, welche nur kleine und wenige
Nerven haben, dergleichen die Schilddruͤſe iſt, es gibt
Druͤſen, die gar keine haben, wenigſtens ſolche nicht, die
man mit dem Meſſer verfolgen kann, als die Bruſt-
druͤſe, welcher ich nicht eben alle Nerven ganz und gar
abſprechen will, ſondern ich ſage nur, daß ſie keine ſolche
Groͤſſe haben, daß man ſie mit dem Meſſerchen leicht
verfolgen, oder auf irgend eine Weiſe mit den Nerven
der Haut oder der Muskeln in Vergleichung ſezzen
koͤnnte. Es ſcheinen uͤberhaupt alle und jede Druͤſen,
in Verſuchen, wenig reizbar zu ſeyn (p), und ſie haben
weder lebhafte Emfindungen von Krankheiten, noch von
den
(n)
S. 213.
(o) Wilh. cole. S. 158. boer-
haave Praelect. Acad. T. VII. S.
396. Theophil. de bordeu Re-
cherches ſur les glandes. S. 152.
Franciſ. lamvre S. 23. welcher
ſagt, es gingen mehr als dreimal
mehr zur Ohrendruͤſe, als zur Niere
S. 24. Carol. malouin des corps
ſolides et fluides S. 63.
(p) Jn den Memoir. ſur les par-
ti. ſenſibl. et irritabl. S. 59. Jch
habe zwar keine Verſuche erzaͤlt,
doch wenn man ſie gleich mit dem
Meſſer beruͤrt, und reizt, ſo ziehen
ſie ſich nicht in die Enge zuſam-
men, und erſt jezzt ſehe ich, daß
der beruͤmte Andreä, Kraft ſeiner
Verſuche, uͤberhaupt den Druͤſen
die Reizbarkeit abſpricht. de irri-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/632>, abgerufen am 28.11.2024.
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