Trähnenkarunkel (n), an der Schnekke im Ohre, und an dem Eingange der Nase abgeschieden wird. Am dikksten, oder wie eine Salbe anzusehen, ist dasjenige, welches sich zu Würmerfiguren ziehen lässet, wenn man solches aus den Schweislöchern der Nasenkuppe mit den Fin- gern ausdrükkt. Eben so hat das Bibergeil, der Zibet, und Mosch, den verschiedne Thiere liefern, viele Aenlich- keit mit einer Salbe.
Was die Quellen dieses Talchfettes betrift (sebum), so sind dieselben nicht aller Orten einerlei. Als ich we- gen einer sehr grossen Quetschung, vom Fallen, ganzer sechs Wochen lang das Achselbein in der Binde nahe am Leibe trug, so erinnre ich mich, daß ich an der sonst trokknen innern Haut der Achsel, eben solchen salbarti- gen Saft gefült, und auch durch den Geruch wargenom- men habe, dergleichen am Rükken des äussern Ohres gefunden zu werden pflegt. Jn dieser Gegend hat nun niemand Kernchen gesehen: es scheint demnach diese Art von Talchschmier aus dem Oele, das unter der Haut ausgebreitet ist, und dem ausdamfenden Dunste ge- mischt und entstanden zu seyn. Eben so wenig sind das Drüsen, welche den Schmuzz zwischen den Zeen hervor- bringen.
Doch wird dieses Talchfett in den meresten Stellen entweder aus einfachen, oder zusammengesezzten Drüsen, oder endlich in den Hölungen (sinus) erzeugt.
Von einfachen Drüsen kommen Beispiele an der Trähnenkarunkel (o), an dem Hofe, der die Brüste um- gibt (p), an der Tiefe, zwischen den Harnlappen und den Lefzen der weiblichen Schaam, vor andern deutlicher vor. Sie sind rund, hol, und bestehn aus einer Membrane, welche von einer grossen Menge Schlagadern, die sich als ein Nezze durcheinander flechten, übermalt ist (q), und
aus
(n)[Spaltenumbruch]Advers. I. T. IV. f. 1.
(o)morgag. Advers. I. T. IV. f. 1.
(p)[Spaltenumbruch]
Ebendas. f. 2.
(q)kaauw n. 210.
Siebendes Buch. Die Abſonderung.
Traͤhnenkarunkel (n), an der Schnekke im Ohre, und an dem Eingange der Naſe abgeſchieden wird. Am dikkſten, oder wie eine Salbe anzuſehen, iſt dasjenige, welches ſich zu Wuͤrmerfiguren ziehen laͤſſet, wenn man ſolches aus den Schweisloͤchern der Naſenkuppe mit den Fin- gern ausdruͤkkt. Eben ſo hat das Bibergeil, der Zibet, und Moſch, den verſchiedne Thiere liefern, viele Aenlich- keit mit einer Salbe.
Was die Quellen dieſes Talchfettes betrift (ſebum), ſo ſind dieſelben nicht aller Orten einerlei. Als ich we- gen einer ſehr groſſen Quetſchung, vom Fallen, ganzer ſechs Wochen lang das Achſelbein in der Binde nahe am Leibe trug, ſo erinnre ich mich, daß ich an der ſonſt trokknen innern Haut der Achſel, eben ſolchen ſalbarti- gen Saft gefuͤlt, und auch durch den Geruch wargenom- men habe, dergleichen am Ruͤkken des aͤuſſern Ohres gefunden zu werden pflegt. Jn dieſer Gegend hat nun niemand Kernchen geſehen: es ſcheint demnach dieſe Art von Talchſchmier aus dem Oele, das unter der Haut ausgebreitet iſt, und dem ausdamfenden Dunſte ge- miſcht und entſtanden zu ſeyn. Eben ſo wenig ſind das Druͤſen, welche den Schmuzz zwiſchen den Zeen hervor- bringen.
Doch wird dieſes Talchfett in den mereſten Stellen entweder aus einfachen, oder zuſammengeſezzten Druͤſen, oder endlich in den Hoͤlungen (ſinus) erzeugt.
Von einfachen Druͤſen kommen Beiſpiele an der Traͤhnenkarunkel (o), an dem Hofe, der die Bruͤſte um- gibt (p), an der Tiefe, zwiſchen den Harnlappen und den Lefzen der weiblichen Schaam, vor andern deutlicher vor. Sie ſind rund, hol, und beſtehn aus einer Membrane, welche von einer groſſen Menge Schlagadern, die ſich als ein Nezze durcheinander flechten, uͤbermalt iſt (q), und
aus
(n)[Spaltenumbruch]Adverſ. I. T. IV. f. 1.
(o)morgag. Adverſ. I. T. IV. f. 1.
(p)[Spaltenumbruch]
Ebendaſ. f. 2.
(q)kaauw n. 210.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0684"n="664"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Siebendes Buch. Die Abſonderung.</hi></fw><lb/>
Traͤhnenkarunkel <noteplace="foot"n="(n)"><cb/><hirendition="#aq">Adverſ. I. T. IV. f.</hi> 1.</note>, an der Schnekke im Ohre, und an<lb/>
dem Eingange der Naſe abgeſchieden wird. Am dikkſten,<lb/>
oder wie eine Salbe anzuſehen, iſt dasjenige, welches<lb/>ſich zu Wuͤrmerfiguren ziehen laͤſſet, wenn man ſolches<lb/>
aus den Schweisloͤchern der Naſenkuppe mit den Fin-<lb/>
gern ausdruͤkkt. Eben ſo hat das Bibergeil, der Zibet,<lb/>
und Moſch, den verſchiedne Thiere liefern, viele Aenlich-<lb/>
keit mit einer Salbe.</p><lb/><p>Was die Quellen dieſes Talchfettes betrift (<hirendition="#aq">ſebum</hi>),<lb/>ſo ſind dieſelben nicht aller Orten einerlei. Als ich we-<lb/>
gen einer ſehr groſſen Quetſchung, vom Fallen, ganzer<lb/>ſechs Wochen lang das Achſelbein in der Binde nahe<lb/>
am Leibe trug, ſo erinnre ich mich, daß ich an der ſonſt<lb/>
trokknen innern Haut der Achſel, eben ſolchen ſalbarti-<lb/>
gen Saft gefuͤlt, und auch durch den Geruch wargenom-<lb/>
men habe, dergleichen am Ruͤkken des aͤuſſern Ohres<lb/>
gefunden zu werden pflegt. Jn dieſer Gegend hat nun<lb/>
niemand Kernchen geſehen: es ſcheint demnach dieſe Art<lb/>
von Talchſchmier aus dem Oele, das unter der Haut<lb/>
ausgebreitet iſt, und dem ausdamfenden Dunſte ge-<lb/>
miſcht und entſtanden zu ſeyn. Eben ſo wenig ſind das<lb/>
Druͤſen, welche den Schmuzz zwiſchen den Zeen hervor-<lb/>
bringen.</p><lb/><p>Doch wird dieſes Talchfett in den mereſten Stellen<lb/>
entweder aus einfachen, oder zuſammengeſezzten Druͤſen,<lb/>
oder endlich in den Hoͤlungen (<hirendition="#aq">ſinus</hi>) erzeugt.</p><lb/><p>Von einfachen Druͤſen kommen Beiſpiele an der<lb/>
Traͤhnenkarunkel <noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">morgag.</hi> Adverſ. I. T. IV.<lb/>
f.</hi> 1.</note>, an dem Hofe, der die Bruͤſte um-<lb/>
gibt <noteplace="foot"n="(p)"><cb/>
Ebendaſ. <hirendition="#aq">f.</hi> 2.</note>, an der Tiefe, zwiſchen den Harnlappen und den<lb/>
Lefzen der weiblichen Schaam, vor andern deutlicher vor.<lb/>
Sie ſind rund, hol, und beſtehn aus einer Membrane,<lb/>
welche von einer groſſen Menge Schlagadern, die ſich<lb/>
als ein Nezze durcheinander flechten, uͤbermalt iſt <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">kaauw</hi> n.</hi> 210.</note>, und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">aus</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[664/0684]
Siebendes Buch. Die Abſonderung.
Traͤhnenkarunkel (n), an der Schnekke im Ohre, und an
dem Eingange der Naſe abgeſchieden wird. Am dikkſten,
oder wie eine Salbe anzuſehen, iſt dasjenige, welches
ſich zu Wuͤrmerfiguren ziehen laͤſſet, wenn man ſolches
aus den Schweisloͤchern der Naſenkuppe mit den Fin-
gern ausdruͤkkt. Eben ſo hat das Bibergeil, der Zibet,
und Moſch, den verſchiedne Thiere liefern, viele Aenlich-
keit mit einer Salbe.
Was die Quellen dieſes Talchfettes betrift (ſebum),
ſo ſind dieſelben nicht aller Orten einerlei. Als ich we-
gen einer ſehr groſſen Quetſchung, vom Fallen, ganzer
ſechs Wochen lang das Achſelbein in der Binde nahe
am Leibe trug, ſo erinnre ich mich, daß ich an der ſonſt
trokknen innern Haut der Achſel, eben ſolchen ſalbarti-
gen Saft gefuͤlt, und auch durch den Geruch wargenom-
men habe, dergleichen am Ruͤkken des aͤuſſern Ohres
gefunden zu werden pflegt. Jn dieſer Gegend hat nun
niemand Kernchen geſehen: es ſcheint demnach dieſe Art
von Talchſchmier aus dem Oele, das unter der Haut
ausgebreitet iſt, und dem ausdamfenden Dunſte ge-
miſcht und entſtanden zu ſeyn. Eben ſo wenig ſind das
Druͤſen, welche den Schmuzz zwiſchen den Zeen hervor-
bringen.
Doch wird dieſes Talchfett in den mereſten Stellen
entweder aus einfachen, oder zuſammengeſezzten Druͤſen,
oder endlich in den Hoͤlungen (ſinus) erzeugt.
Von einfachen Druͤſen kommen Beiſpiele an der
Traͤhnenkarunkel (o), an dem Hofe, der die Bruͤſte um-
gibt (p), an der Tiefe, zwiſchen den Harnlappen und den
Lefzen der weiblichen Schaam, vor andern deutlicher vor.
Sie ſind rund, hol, und beſtehn aus einer Membrane,
welche von einer groſſen Menge Schlagadern, die ſich
als ein Nezze durcheinander flechten, uͤbermalt iſt (q), und
aus
(n)
Adverſ. I. T. IV. f. 1.
(o) morgag. Adverſ. I. T. IV.
f. 1.
(p)
Ebendaſ. f. 2.
(q) kaauw n. 210.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 664. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/684>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.