Etwas feiner ist diejenige Betrachtung, nach wel- cher dergleichen Gang nur dikke, das ist, solche Säfte erzeuget, die bei einerlei Eigenschaften, welche sie beim Absondern erfaren, unverändert gelassen werden. Es macht nämlich das Verweilen sonst viele Veränderungen in den Scheidesäften, wie man gleich hören wird, aber hier findet kein solches Verweilen Plazz.
Es verursachet aber ein ganz kurzer Gang eine leich- te, häufige Absonderung und dikke Säfte. Es geht nämlich durch einen ganz kurzen Kanal, wenn solcher gleich etwas enge seyn sollte, dennoch ein grosses Theil- chen viel leichter hindurch, als solches hindurch gehen würde, wofern eben der Kanal lang wäre, und die ver- längerte Enge desselben dem Fortrükken dieses Theilchen im Wege stünde.
Endlich so beschleunigt die Bauart derer Auswurfs- gänge, welche nach Art der Blutadern aus kleinen Ae- sten zusammenwachsen, den ganzen Weg, den der Saft zu nehmen hat. Es kann nämlich nicht anders seyn, als daß ein Saft, eben wie in den Blutadern (g) um de- sto geschwinder durch den Stamm, der enger als die Wurzel ist, von welcher er herkömmt, hindurchfärt, je enger der Stamm selbst ist, wofern man nur sein Ab- sehn auf das in der That vermerte Reiben, nicht mit richten will.
Wäget man dieses auf der Wagschaale der Zerglie- derungskunst ab, so scheinet es nicht eben sehr ungereimt auszufallen. Es verrichtet der Harngang, der an sich gerade ist (h), eine ungemein häufige und zugleich flüssige Absonderung, die es noch so bleibt, wenn sie gleich be- reits in ihr Bläschen ausgegossen worden. Ganz kurz sind die Gefässe, welche Fett absondern, und vielleicht
sind
(g)[Spaltenumbruch]
6. Buch. 4. Abschn. §. 5.
(h)[Spaltenumbruch]rvysch Thes. III. T. 4. f. 3. u. f.
Siebendes Buch. Die Urſachen
Etwas feiner iſt diejenige Betrachtung, nach wel- cher dergleichen Gang nur dikke, das iſt, ſolche Saͤfte erzeuget, die bei einerlei Eigenſchaften, welche ſie beim Abſondern erfaren, unveraͤndert gelaſſen werden. Es macht naͤmlich das Verweilen ſonſt viele Veraͤnderungen in den Scheideſaͤften, wie man gleich hoͤren wird, aber hier findet kein ſolches Verweilen Plazz.
Es verurſachet aber ein ganz kurzer Gang eine leich- te, haͤufige Abſonderung und dikke Saͤfte. Es geht naͤmlich durch einen ganz kurzen Kanal, wenn ſolcher gleich etwas enge ſeyn ſollte, dennoch ein groſſes Theil- chen viel leichter hindurch, als ſolches hindurch gehen wuͤrde, wofern eben der Kanal lang waͤre, und die ver- laͤngerte Enge deſſelben dem Fortruͤkken dieſes Theilchen im Wege ſtuͤnde.
Endlich ſo beſchleunigt die Bauart derer Auswurfs- gaͤnge, welche nach Art der Blutadern aus kleinen Ae- ſten zuſammenwachſen, den ganzen Weg, den der Saft zu nehmen hat. Es kann naͤmlich nicht anders ſeyn, als daß ein Saft, eben wie in den Blutadern (g) um de- ſto geſchwinder durch den Stamm, der enger als die Wurzel iſt, von welcher er herkoͤmmt, hindurchfaͤrt, je enger der Stamm ſelbſt iſt, wofern man nur ſein Ab- ſehn auf das in der That vermerte Reiben, nicht mit richten will.
Waͤget man dieſes auf der Wagſchaale der Zerglie- derungskunſt ab, ſo ſcheinet es nicht eben ſehr ungereimt auszufallen. Es verrichtet der Harngang, der an ſich gerade iſt (h), eine ungemein haͤufige und zugleich fluͤſſige Abſonderung, die es noch ſo bleibt, wenn ſie gleich be- reits in ihr Blaͤschen ausgegoſſen worden. Ganz kurz ſind die Gefaͤſſe, welche Fett abſondern, und vielleicht
ſind
(g)[Spaltenumbruch]
6. Buch. 4. Abſchn. §. 5.
(h)[Spaltenumbruch]rvyſch Theſ. III. T. 4. f. 3. u. f.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0742"n="722"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Siebendes Buch. Die Urſachen</hi></fw><lb/><p>Etwas feiner iſt diejenige Betrachtung, nach wel-<lb/>
cher dergleichen Gang nur dikke, das iſt, ſolche Saͤfte<lb/>
erzeuget, die bei einerlei Eigenſchaften, welche ſie beim<lb/>
Abſondern erfaren, unveraͤndert gelaſſen werden. Es<lb/>
macht naͤmlich das Verweilen ſonſt viele Veraͤnderungen<lb/>
in den Scheideſaͤften, wie man gleich hoͤren wird, aber<lb/>
hier findet kein ſolches Verweilen Plazz.</p><lb/><p>Es verurſachet aber ein ganz kurzer Gang eine leich-<lb/>
te, haͤufige Abſonderung und dikke Saͤfte. Es geht<lb/>
naͤmlich durch einen ganz kurzen Kanal, wenn ſolcher<lb/>
gleich etwas enge ſeyn ſollte, dennoch ein groſſes Theil-<lb/>
chen viel leichter hindurch, als ſolches hindurch gehen<lb/>
wuͤrde, wofern eben der Kanal lang waͤre, und die ver-<lb/>
laͤngerte Enge deſſelben dem Fortruͤkken dieſes Theilchen<lb/>
im Wege ſtuͤnde.</p><lb/><p>Endlich ſo beſchleunigt die Bauart derer Auswurfs-<lb/>
gaͤnge, welche nach Art der Blutadern aus kleinen Ae-<lb/>ſten zuſammenwachſen, den ganzen Weg, den der Saft<lb/>
zu nehmen hat. Es kann naͤmlich nicht anders ſeyn,<lb/>
als daß ein Saft, eben wie in den Blutadern <noteplace="foot"n="(g)"><cb/>
6. Buch. 4. Abſchn. §. 5.</note> um de-<lb/>ſto geſchwinder durch den Stamm, der enger als die<lb/>
Wurzel iſt, von welcher er herkoͤmmt, hindurchfaͤrt, je<lb/>
enger der Stamm ſelbſt iſt, wofern man nur ſein Ab-<lb/>ſehn auf das in der That vermerte Reiben, nicht mit<lb/>
richten will.</p><lb/><p>Waͤget man dieſes auf der Wagſchaale der Zerglie-<lb/>
derungskunſt ab, ſo ſcheinet es nicht eben ſehr ungereimt<lb/>
auszufallen. Es verrichtet der Harngang, der an ſich<lb/>
gerade iſt <noteplace="foot"n="(h)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#k">rvyſch</hi> Theſ. III. T. 4. f.</hi> 3.<lb/>
u. f.</note>, eine ungemein haͤufige und zugleich fluͤſſige<lb/>
Abſonderung, die es noch ſo bleibt, wenn ſie gleich be-<lb/>
reits in ihr Blaͤschen ausgegoſſen worden. Ganz kurz<lb/>ſind die Gefaͤſſe, welche Fett abſondern, und vielleicht<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſind</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[722/0742]
Siebendes Buch. Die Urſachen
Etwas feiner iſt diejenige Betrachtung, nach wel-
cher dergleichen Gang nur dikke, das iſt, ſolche Saͤfte
erzeuget, die bei einerlei Eigenſchaften, welche ſie beim
Abſondern erfaren, unveraͤndert gelaſſen werden. Es
macht naͤmlich das Verweilen ſonſt viele Veraͤnderungen
in den Scheideſaͤften, wie man gleich hoͤren wird, aber
hier findet kein ſolches Verweilen Plazz.
Es verurſachet aber ein ganz kurzer Gang eine leich-
te, haͤufige Abſonderung und dikke Saͤfte. Es geht
naͤmlich durch einen ganz kurzen Kanal, wenn ſolcher
gleich etwas enge ſeyn ſollte, dennoch ein groſſes Theil-
chen viel leichter hindurch, als ſolches hindurch gehen
wuͤrde, wofern eben der Kanal lang waͤre, und die ver-
laͤngerte Enge deſſelben dem Fortruͤkken dieſes Theilchen
im Wege ſtuͤnde.
Endlich ſo beſchleunigt die Bauart derer Auswurfs-
gaͤnge, welche nach Art der Blutadern aus kleinen Ae-
ſten zuſammenwachſen, den ganzen Weg, den der Saft
zu nehmen hat. Es kann naͤmlich nicht anders ſeyn,
als daß ein Saft, eben wie in den Blutadern (g) um de-
ſto geſchwinder durch den Stamm, der enger als die
Wurzel iſt, von welcher er herkoͤmmt, hindurchfaͤrt, je
enger der Stamm ſelbſt iſt, wofern man nur ſein Ab-
ſehn auf das in der That vermerte Reiben, nicht mit
richten will.
Waͤget man dieſes auf der Wagſchaale der Zerglie-
derungskunſt ab, ſo ſcheinet es nicht eben ſehr ungereimt
auszufallen. Es verrichtet der Harngang, der an ſich
gerade iſt (h), eine ungemein haͤufige und zugleich fluͤſſige
Abſonderung, die es noch ſo bleibt, wenn ſie gleich be-
reits in ihr Blaͤschen ausgegoſſen worden. Ganz kurz
ſind die Gefaͤſſe, welche Fett abſondern, und vielleicht
ſind
(g)
6. Buch. 4. Abſchn. §. 5.
(h)
rvyſch Theſ. III. T. 4. f. 3.
u. f.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 722. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/742>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.