Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebendes Buch. Die Ursachen
wohl vermuten, daß sie, wegen des änlichen Baues, vie-
les unter einander gemein haben, und daß der Unter-
scheid auf das häufige Oel der Galle und dem faulen,
aus dem Gedärme eingesognen Dunste ankomme, indem
diese beide Säfte zusammengenommen durch ihr Still-
stehen bitter werden. Bei dem Saamen befindet sich
weniger Oel und mehr zähes, so wie zu selbigem weit
mehr Verweilungsmaschinen zusammenkommen; indessen
enthält er auch mehr subtile Stoffe, weil die ersten Aus-
wurfsgänge an sich enger sind.

Bei dem Geschlechte der gallerartigen Säfte ist die
Einfachheit so gros, daß blos, Kraft der Verengerung
der fürs Blut offenstehenden Mündungen, statt des
Blutes, Flieswasser hindurchgeht, wie man an dem Wo-
chenflusse (lochia) und an den Wunden ein Exempel
hat (s); oder es lässet auch die blosse Erweiterung der
fürs Eiweis bestimmten Schweislöcher, bald Blut, bald,
nach den anatomischen Versuchen, Fett durch, wie davon
der oft rotgefärbte Dunst in der Brust, im Herzbeu-
tel, in den Gehirnkammern und so gar in den Flieswas-
sergefässen, welche sich oft genung mit einer roten Flüs-
sigkeit beladen, ein Exempel davon gibt.

§. 27.
Ein Beispiel an der wäßrigen Flüßigkeit.

Erwägt man dagegen die Absonderung in den Nie-
ren, oder der wäßrigen Flüßigkeit im Auge, so wird
man finden, daß in der Niere die gröste Schlagader,
und folglich eine häufige und geschwinde Absonderung
vorkomme. 2. Daß die Aeste der Schlagader gewun-
den sind, um die Geschwindigkeit des Blutes in etwas
zu vermindern und vielleicht einige Theilchen zurükke zu
weisen, welche in gedachten Windungen sich verspäten,

und
(s) 4. Buch.

Siebendes Buch. Die Urſachen
wohl vermuten, daß ſie, wegen des aͤnlichen Baues, vie-
les unter einander gemein haben, und daß der Unter-
ſcheid auf das haͤufige Oel der Galle und dem faulen,
aus dem Gedaͤrme eingeſognen Dunſte ankomme, indem
dieſe beide Saͤfte zuſammengenommen durch ihr Still-
ſtehen bitter werden. Bei dem Saamen befindet ſich
weniger Oel und mehr zaͤhes, ſo wie zu ſelbigem weit
mehr Verweilungsmaſchinen zuſammenkommen; indeſſen
enthaͤlt er auch mehr ſubtile Stoffe, weil die erſten Aus-
wurfsgaͤnge an ſich enger ſind.

Bei dem Geſchlechte der gallerartigen Saͤfte iſt die
Einfachheit ſo gros, daß blos, Kraft der Verengerung
der fuͤrs Blut offenſtehenden Muͤndungen, ſtatt des
Blutes, Flieswaſſer hindurchgeht, wie man an dem Wo-
chenfluſſe (lochia) und an den Wunden ein Exempel
hat (s); oder es laͤſſet auch die bloſſe Erweiterung der
fuͤrs Eiweis beſtimmten Schweisloͤcher, bald Blut, bald,
nach den anatomiſchen Verſuchen, Fett durch, wie davon
der oft rotgefaͤrbte Dunſt in der Bruſt, im Herzbeu-
tel, in den Gehirnkammern und ſo gar in den Flieswaſ-
ſergefaͤſſen, welche ſich oft genung mit einer roten Fluͤſ-
ſigkeit beladen, ein Exempel davon gibt.

§. 27.
Ein Beiſpiel an der waͤßrigen Fluͤßigkeit.

Erwaͤgt man dagegen die Abſonderung in den Nie-
ren, oder der waͤßrigen Fluͤßigkeit im Auge, ſo wird
man finden, daß in der Niere die groͤſte Schlagader,
und folglich eine haͤufige und geſchwinde Abſonderung
vorkomme. 2. Daß die Aeſte der Schlagader gewun-
den ſind, um die Geſchwindigkeit des Blutes in etwas
zu vermindern und vielleicht einige Theilchen zuruͤkke zu
weiſen, welche in gedachten Windungen ſich verſpaͤten,

und
(s) 4. Buch.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0780" n="760"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siebendes Buch. Die Ur&#x017F;achen</hi></fw><lb/>
wohl vermuten, daß &#x017F;ie, wegen des a&#x0364;nlichen Baues, vie-<lb/>
les unter einander gemein haben, und daß der Unter-<lb/>
&#x017F;cheid auf das ha&#x0364;ufige Oel der Galle und dem faulen,<lb/>
aus dem Geda&#x0364;rme einge&#x017F;ognen Dun&#x017F;te ankomme, indem<lb/>
die&#x017F;e beide Sa&#x0364;fte zu&#x017F;ammengenommen durch ihr Still-<lb/>
&#x017F;tehen bitter werden. Bei dem Saamen befindet &#x017F;ich<lb/>
weniger Oel und mehr za&#x0364;hes, &#x017F;o wie zu &#x017F;elbigem weit<lb/>
mehr Verweilungsma&#x017F;chinen zu&#x017F;ammenkommen; inde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
entha&#x0364;lt er auch mehr &#x017F;ubtile Stoffe, weil die er&#x017F;ten Aus-<lb/>
wurfsga&#x0364;nge an &#x017F;ich enger &#x017F;ind.</p><lb/>
            <p>Bei dem Ge&#x017F;chlechte der gallerartigen Sa&#x0364;fte i&#x017F;t die<lb/>
Einfachheit &#x017F;o gros, daß blos, Kraft der Verengerung<lb/>
der fu&#x0364;rs Blut offen&#x017F;tehenden Mu&#x0364;ndungen, &#x017F;tatt des<lb/>
Blutes, Flieswa&#x017F;&#x017F;er hindurchgeht, wie man an dem Wo-<lb/>
chenflu&#x017F;&#x017F;e (<hi rendition="#aq">lochia</hi>) und an den Wunden ein Exempel<lb/>
hat <note place="foot" n="(s)">4. Buch.</note>; oder es la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et auch die blo&#x017F;&#x017F;e Erweiterung der<lb/>
fu&#x0364;rs Eiweis be&#x017F;timmten Schweislo&#x0364;cher, bald Blut, bald,<lb/>
nach den anatomi&#x017F;chen Ver&#x017F;uchen, Fett durch, wie davon<lb/>
der oft rotgefa&#x0364;rbte Dun&#x017F;t in der Bru&#x017F;t, im Herzbeu-<lb/>
tel, in den Gehirnkammern und &#x017F;o gar in den Flieswa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ergefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, welche &#x017F;ich oft genung mit einer roten Flu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;igkeit beladen, ein Exempel davon gibt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 27.<lb/>
Ein Bei&#x017F;piel an der wa&#x0364;ßrigen Flu&#x0364;ßigkeit.</head><lb/>
            <p>Erwa&#x0364;gt man dagegen die Ab&#x017F;onderung in den Nie-<lb/>
ren, oder der wa&#x0364;ßrigen Flu&#x0364;ßigkeit im Auge, &#x017F;o wird<lb/>
man finden, daß in der Niere die gro&#x0364;&#x017F;te Schlagader,<lb/>
und folglich eine ha&#x0364;ufige und ge&#x017F;chwinde Ab&#x017F;onderung<lb/>
vorkomme. 2. Daß die Ae&#x017F;te der Schlagader gewun-<lb/>
den &#x017F;ind, um die Ge&#x017F;chwindigkeit des Blutes in etwas<lb/>
zu vermindern und vielleicht einige Theilchen zuru&#x0364;kke zu<lb/>
wei&#x017F;en, welche in gedachten Windungen &#x017F;ich ver&#x017F;pa&#x0364;ten,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[760/0780] Siebendes Buch. Die Urſachen wohl vermuten, daß ſie, wegen des aͤnlichen Baues, vie- les unter einander gemein haben, und daß der Unter- ſcheid auf das haͤufige Oel der Galle und dem faulen, aus dem Gedaͤrme eingeſognen Dunſte ankomme, indem dieſe beide Saͤfte zuſammengenommen durch ihr Still- ſtehen bitter werden. Bei dem Saamen befindet ſich weniger Oel und mehr zaͤhes, ſo wie zu ſelbigem weit mehr Verweilungsmaſchinen zuſammenkommen; indeſſen enthaͤlt er auch mehr ſubtile Stoffe, weil die erſten Aus- wurfsgaͤnge an ſich enger ſind. Bei dem Geſchlechte der gallerartigen Saͤfte iſt die Einfachheit ſo gros, daß blos, Kraft der Verengerung der fuͤrs Blut offenſtehenden Muͤndungen, ſtatt des Blutes, Flieswaſſer hindurchgeht, wie man an dem Wo- chenfluſſe (lochia) und an den Wunden ein Exempel hat (s); oder es laͤſſet auch die bloſſe Erweiterung der fuͤrs Eiweis beſtimmten Schweisloͤcher, bald Blut, bald, nach den anatomiſchen Verſuchen, Fett durch, wie davon der oft rotgefaͤrbte Dunſt in der Bruſt, im Herzbeu- tel, in den Gehirnkammern und ſo gar in den Flieswaſ- ſergefaͤſſen, welche ſich oft genung mit einer roten Fluͤſ- ſigkeit beladen, ein Exempel davon gibt. §. 27. Ein Beiſpiel an der waͤßrigen Fluͤßigkeit. Erwaͤgt man dagegen die Abſonderung in den Nie- ren, oder der waͤßrigen Fluͤßigkeit im Auge, ſo wird man finden, daß in der Niere die groͤſte Schlagader, und folglich eine haͤufige und geſchwinde Abſonderung vorkomme. 2. Daß die Aeſte der Schlagader gewun- den ſind, um die Geſchwindigkeit des Blutes in etwas zu vermindern und vielleicht einige Theilchen zuruͤkke zu weiſen, welche in gedachten Windungen ſich verſpaͤten, und (s) 4. Buch.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/780
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 760. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/780>, abgerufen am 22.11.2024.