tung der kartesischen Siebe die Waffen (f). Er zeigte also, wenn man die Löcher von erst welcher Figur ma- chen wollte, daß solche alsdenn alle Theilchen von noch so ungleichartigen Figuren hindurchgehen lassen würden, sobald nur der gröste Durchmesser der Theilchen kleiner, als der kleinste Durchmesser der Scheidemündungen wäre (g). Folglich werden überall durch ein kartesianisches Sieb nicht blos Stoffe gehen, die für die Löcher eingerichtet und gleichfigurirt sind, sondern auch zugleich alle von zärtern Figuren, und folglich werden Stoffe von aller- lei Figuren durch allerlei Siebe einen Durchgang fin- den.
So müssen auch die Stoffe eine andre, als kuglige Figur haben, weil sie sonst von den verschiednen Figu- ren der Mündungen keinen Nuzzen hätten. Sie mö- gen also eine andre Figur annehmen: so wird wieder das Theilchen seiner Mündung gleich werden, und folglich in diesem Falle nicht hindurchgehen, noch durch eine so- wohl abgepaste Mündung vom Blute geschieden werden, wenn gleich beider Figur und Grösse mit einander über- einstimmt. Denn da das Theilchen nicht rund ist, so wird solches an irgend einer Ekke einen grössern Durch- messer haben, und so wird auch ebenfals das Löchgen, wenn es eben die Figur hat, selbst irgend einen grössern Durchmesser wo haben. So oft nun zu gleicher Zeit der grössere Durchmesser des Theilchen, mit dem grössern Durchmesser des Löchgen übereinstimmig ist und hin- einpasset, so oft wird solches hindurchgehen und vom Blute abgesondert werden. Doch es ist dieses der einzi- ge Fall, unter unzälbaren andern, da sonst der grössere Durchmesser des Stoffes ausserhalb dem grössern Dia- meter des Porus hinausfällt, und folglich in erst wel- chen kleinen Durchmesser des Loches hinabsinkt, folglich
vom
(f)[Spaltenumbruch]
Angef. Ort. n. 11.
(g)[Spaltenumbruch]Michelotti angef. Ort. Lex. I.
Siebendes Buch. Die Urſachen
tung der karteſiſchen Siebe die Waffen (f). Er zeigte alſo, wenn man die Loͤcher von erſt welcher Figur ma- chen wollte, daß ſolche alsdenn alle Theilchen von noch ſo ungleichartigen Figuren hindurchgehen laſſen wuͤrden, ſobald nur der groͤſte Durchmeſſer der Theilchen kleiner, als der kleinſte Durchmeſſer der Scheidemuͤndungen waͤre (g). Folglich werden uͤberall durch ein karteſianiſches Sieb nicht blos Stoffe gehen, die fuͤr die Loͤcher eingerichtet und gleichfigurirt ſind, ſondern auch zugleich alle von zaͤrtern Figuren, und folglich werden Stoffe von aller- lei Figuren durch allerlei Siebe einen Durchgang fin- den.
So muͤſſen auch die Stoffe eine andre, als kuglige Figur haben, weil ſie ſonſt von den verſchiednen Figu- ren der Muͤndungen keinen Nuzzen haͤtten. Sie moͤ- gen alſo eine andre Figur annehmen: ſo wird wieder das Theilchen ſeiner Muͤndung gleich werden, und folglich in dieſem Falle nicht hindurchgehen, noch durch eine ſo- wohl abgepaſte Muͤndung vom Blute geſchieden werden, wenn gleich beider Figur und Groͤſſe mit einander uͤber- einſtimmt. Denn da das Theilchen nicht rund iſt, ſo wird ſolches an irgend einer Ekke einen groͤſſern Durch- meſſer haben, und ſo wird auch ebenfals das Loͤchgen, wenn es eben die Figur hat, ſelbſt irgend einen groͤſſern Durchmeſſer wo haben. So oft nun zu gleicher Zeit der groͤſſere Durchmeſſer des Theilchen, mit dem groͤſſern Durchmeſſer des Loͤchgen uͤbereinſtimmig iſt und hin- einpaſſet, ſo oft wird ſolches hindurchgehen und vom Blute abgeſondert werden. Doch es iſt dieſes der einzi- ge Fall, unter unzaͤlbaren andern, da ſonſt der groͤſſere Durchmeſſer des Stoffes auſſerhalb dem groͤſſern Dia- meter des Porus hinausfaͤllt, und folglich in erſt wel- chen kleinen Durchmeſſer des Loches hinabſinkt, folglich
vom
(f)[Spaltenumbruch]
Angef. Ort. n. 11.
(g)[Spaltenumbruch]Michelotti angef. Ort. Lex. I.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0790"n="770"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Siebendes Buch. Die Urſachen</hi></fw><lb/>
tung der karteſiſchen Siebe die Waffen <noteplace="foot"n="(f)"><cb/>
Angef. Ort. <hirendition="#aq">n.</hi> 11.</note>. Er zeigte<lb/>
alſo, wenn man die Loͤcher von erſt welcher Figur ma-<lb/>
chen wollte, daß ſolche alsdenn alle Theilchen von noch<lb/>ſo ungleichartigen Figuren hindurchgehen laſſen wuͤrden,<lb/>ſobald nur der groͤſte Durchmeſſer der Theilchen kleiner, als<lb/>
der kleinſte Durchmeſſer der Scheidemuͤndungen waͤre <noteplace="foot"n="(g)"><cb/><hirendition="#fr">Michelotti</hi> angef. Ort. <hirendition="#aq">Lex. I.</hi></note>.<lb/>
Folglich werden uͤberall durch ein karteſianiſches Sieb<lb/>
nicht blos Stoffe gehen, die fuͤr die Loͤcher eingerichtet<lb/>
und gleichfigurirt ſind, ſondern auch zugleich alle von<lb/>
zaͤrtern Figuren, und folglich werden Stoffe von aller-<lb/>
lei Figuren durch allerlei Siebe einen Durchgang fin-<lb/>
den.</p><lb/><p>So muͤſſen auch die Stoffe eine andre, als kuglige<lb/>
Figur haben, weil ſie ſonſt von den verſchiednen Figu-<lb/>
ren der Muͤndungen keinen Nuzzen haͤtten. Sie moͤ-<lb/>
gen alſo eine andre Figur annehmen: ſo wird wieder das<lb/>
Theilchen ſeiner Muͤndung gleich werden, und folglich<lb/>
in dieſem Falle nicht hindurchgehen, noch durch eine ſo-<lb/>
wohl abgepaſte Muͤndung vom Blute geſchieden werden,<lb/>
wenn gleich beider Figur und Groͤſſe mit einander uͤber-<lb/>
einſtimmt. Denn da das Theilchen nicht rund iſt, ſo<lb/>
wird ſolches an irgend einer Ekke einen groͤſſern Durch-<lb/>
meſſer haben, und ſo wird auch ebenfals das Loͤchgen,<lb/>
wenn es eben die Figur hat, ſelbſt irgend einen groͤſſern<lb/>
Durchmeſſer wo haben. So oft nun zu gleicher Zeit<lb/>
der groͤſſere Durchmeſſer des Theilchen, mit dem groͤſſern<lb/>
Durchmeſſer des Loͤchgen uͤbereinſtimmig iſt und hin-<lb/>
einpaſſet, ſo oft wird ſolches hindurchgehen und vom<lb/>
Blute abgeſondert werden. Doch es iſt dieſes der einzi-<lb/>
ge Fall, unter unzaͤlbaren andern, da ſonſt der groͤſſere<lb/>
Durchmeſſer des Stoffes auſſerhalb dem groͤſſern Dia-<lb/>
meter des Porus hinausfaͤllt, und folglich in erſt wel-<lb/>
chen kleinen Durchmeſſer des Loches hinabſinkt, folglich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">vom</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[770/0790]
Siebendes Buch. Die Urſachen
tung der karteſiſchen Siebe die Waffen (f). Er zeigte
alſo, wenn man die Loͤcher von erſt welcher Figur ma-
chen wollte, daß ſolche alsdenn alle Theilchen von noch
ſo ungleichartigen Figuren hindurchgehen laſſen wuͤrden,
ſobald nur der groͤſte Durchmeſſer der Theilchen kleiner, als
der kleinſte Durchmeſſer der Scheidemuͤndungen waͤre (g).
Folglich werden uͤberall durch ein karteſianiſches Sieb
nicht blos Stoffe gehen, die fuͤr die Loͤcher eingerichtet
und gleichfigurirt ſind, ſondern auch zugleich alle von
zaͤrtern Figuren, und folglich werden Stoffe von aller-
lei Figuren durch allerlei Siebe einen Durchgang fin-
den.
So muͤſſen auch die Stoffe eine andre, als kuglige
Figur haben, weil ſie ſonſt von den verſchiednen Figu-
ren der Muͤndungen keinen Nuzzen haͤtten. Sie moͤ-
gen alſo eine andre Figur annehmen: ſo wird wieder das
Theilchen ſeiner Muͤndung gleich werden, und folglich
in dieſem Falle nicht hindurchgehen, noch durch eine ſo-
wohl abgepaſte Muͤndung vom Blute geſchieden werden,
wenn gleich beider Figur und Groͤſſe mit einander uͤber-
einſtimmt. Denn da das Theilchen nicht rund iſt, ſo
wird ſolches an irgend einer Ekke einen groͤſſern Durch-
meſſer haben, und ſo wird auch ebenfals das Loͤchgen,
wenn es eben die Figur hat, ſelbſt irgend einen groͤſſern
Durchmeſſer wo haben. So oft nun zu gleicher Zeit
der groͤſſere Durchmeſſer des Theilchen, mit dem groͤſſern
Durchmeſſer des Loͤchgen uͤbereinſtimmig iſt und hin-
einpaſſet, ſo oft wird ſolches hindurchgehen und vom
Blute abgeſondert werden. Doch es iſt dieſes der einzi-
ge Fall, unter unzaͤlbaren andern, da ſonſt der groͤſſere
Durchmeſſer des Stoffes auſſerhalb dem groͤſſern Dia-
meter des Porus hinausfaͤllt, und folglich in erſt wel-
chen kleinen Durchmeſſer des Loches hinabſinkt, folglich
vom
(f)
Angef. Ort. n. 11.
(g)
Michelotti angef. Ort. Lex. I.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 770. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/790>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.