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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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der Verschiedenheit der Säfte.

Man mus erstlich aus der Naturlehre dasjenige
Gesezze wiederholen, welches unser ehemalige Gegner
festgestellt, daß sich nämlich alle und jede flüßige Körper
an solche feste Körper anhängen, welche schwerer, als
die Flüßigkeiten sind (q), und daß sie solches gegen
Körper unterlassen, welche bei einerlei Umfange eine
geringere Schwere haben. Ferner so vermeren sich
die Kräfte des Anhängers, wenn die eigentümliche
Schwere des flüßigen und festen Körpers eine nähere
Aenlichkeit mit einander hat: und es hängt sich erst
welches flüßige um desto stärker, an erst welchen
um etwas schwereren festen Körper an, je kleiner der
Unterscheid in der eigentümlichen Schwere beider Dinge
ist (s). Hingegen hängen Körper schwächer zusammen,
je grösser der Unterscheid unter ihrer beiden eigentümli-
chen Schwere ist, und es findet endlich ganz und gar
kein Zusammenhängen mehr statt (t), wenn sich zwischen
beiderlei eigentümlicher Schwere die allerkleinste Ueber-
einstimmung äussert.

Dieses ist nun der Grund (u) von dem ganzen Un-
terschiede, welcher unter Säften, die in unserm Körper
abgeschieden werden, herrschet. Es sezzet der berümte
Mann, daß alle Eingeweide eines thierischen Körpers
insgesammt schwerer als alle die verschiedne Säfte
sind (x): doch gebe es einige Eingeweide, deren eigen-
tümliche Schwere mit gewissen Säften sehr nahe über-
einkäme; folglich würden diese Säfte in diesen Einge-
weiden von den Absonderungsgefässen angezogen und
in diesen Röhren abgeschieden, indem die innere Schwere
(r)

dieser
(q) [Spaltenumbruch] Elem. Physic. n. 163. sau-
vages
Elem. physiolog.
S. 175.
177.
(s) [Spaltenumbruch] Hamberger ebendas. Sau-
vages
ebendas.
(t) hamberger Physiolog. S.
203.
(u) Ebenders. ebendas. S. 172.
(x) S. 204.
(r) hamberger Physiolog. S.
179.
der Verſchiedenheit der Saͤfte.

Man mus erſtlich aus der Naturlehre dasjenige
Geſezze wiederholen, welches unſer ehemalige Gegner
feſtgeſtellt, daß ſich naͤmlich alle und jede fluͤßige Koͤrper
an ſolche feſte Koͤrper anhaͤngen, welche ſchwerer, als
die Fluͤßigkeiten ſind (q), und daß ſie ſolches gegen
Koͤrper unterlaſſen, welche bei einerlei Umfange eine
geringere Schwere haben. Ferner ſo vermeren ſich
die Kraͤfte des Anhaͤngers, wenn die eigentuͤmliche
Schwere des fluͤßigen und feſten Koͤrpers eine naͤhere
Aenlichkeit mit einander hat: und es haͤngt ſich erſt
welches fluͤßige um deſto ſtaͤrker, an erſt welchen
um etwas ſchwereren feſten Koͤrper an, je kleiner der
Unterſcheid in der eigentuͤmlichen Schwere beider Dinge
iſt (s). Hingegen haͤngen Koͤrper ſchwaͤcher zuſammen,
je groͤſſer der Unterſcheid unter ihrer beiden eigentuͤmli-
chen Schwere iſt, und es findet endlich ganz und gar
kein Zuſammenhaͤngen mehr ſtatt (t), wenn ſich zwiſchen
beiderlei eigentuͤmlicher Schwere die allerkleinſte Ueber-
einſtimmung aͤuſſert.

Dieſes iſt nun der Grund (u) von dem ganzen Un-
terſchiede, welcher unter Saͤften, die in unſerm Koͤrper
abgeſchieden werden, herrſchet. Es ſezzet der beruͤmte
Mann, daß alle Eingeweide eines thieriſchen Koͤrpers
insgeſammt ſchwerer als alle die verſchiedne Saͤfte
ſind (x): doch gebe es einige Eingeweide, deren eigen-
tuͤmliche Schwere mit gewiſſen Saͤften ſehr nahe uͤber-
einkaͤme; folglich wuͤrden dieſe Saͤfte in dieſen Einge-
weiden von den Abſonderungsgefaͤſſen angezogen und
in dieſen Roͤhren abgeſchieden, indem die innere Schwere
(r)

dieſer
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vageſ
Elem. phyſiolog.
S. 175.
177.
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ebendaſ.
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[783/0803] der Verſchiedenheit der Saͤfte. Man mus erſtlich aus der Naturlehre dasjenige Geſezze wiederholen, welches unſer ehemalige Gegner feſtgeſtellt, daß ſich naͤmlich alle und jede fluͤßige Koͤrper an ſolche feſte Koͤrper anhaͤngen, welche ſchwerer, als die Fluͤßigkeiten ſind (q), und daß ſie ſolches gegen Koͤrper unterlaſſen, welche bei einerlei Umfange eine geringere Schwere haben. Ferner ſo vermeren ſich die Kraͤfte des Anhaͤngers, wenn die eigentuͤmliche Schwere des fluͤßigen und feſten Koͤrpers eine naͤhere Aenlichkeit mit einander hat: und es haͤngt ſich erſt welches fluͤßige um deſto ſtaͤrker, an erſt welchen um etwas ſchwereren feſten Koͤrper an, je kleiner der Unterſcheid in der eigentuͤmlichen Schwere beider Dinge iſt (s). Hingegen haͤngen Koͤrper ſchwaͤcher zuſammen, je groͤſſer der Unterſcheid unter ihrer beiden eigentuͤmli- chen Schwere iſt, und es findet endlich ganz und gar kein Zuſammenhaͤngen mehr ſtatt (t), wenn ſich zwiſchen beiderlei eigentuͤmlicher Schwere die allerkleinſte Ueber- einſtimmung aͤuſſert. Dieſes iſt nun der Grund (u) von dem ganzen Un- terſchiede, welcher unter Saͤften, die in unſerm Koͤrper abgeſchieden werden, herrſchet. Es ſezzet der beruͤmte Mann, daß alle Eingeweide eines thieriſchen Koͤrpers insgeſammt ſchwerer als alle die verſchiedne Saͤfte ſind (x): doch gebe es einige Eingeweide, deren eigen- tuͤmliche Schwere mit gewiſſen Saͤften ſehr nahe uͤber- einkaͤme; folglich wuͤrden dieſe Saͤfte in dieſen Einge- weiden von den Abſonderungsgefaͤſſen angezogen und in dieſen Roͤhren abgeſchieden, indem die innere Schwere dieſer (r) (q) Elem. Phyſic. n. 163. ſau- vageſ Elem. phyſiolog. S. 175. 177. (s) Hamberger ebendaſ. Sau- vages ebendaſ. (t) hamberger Phyſiolog. S. 203. (u) Ebenderſ. ebendaſ. S. 172. (x) S. 204. (r) hamberger Phyſiolog. S. 179.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 783. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/803>, abgerufen am 24.11.2024.