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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Siebendes Buch. Die Ursachen
eigentümlichen Schwere dieser Wände versichern, und
ihn also aus seiner Freistäte vertreiben könne.

Folglich mus man diese ganze Hipotese bis so lange
weiter aussezzen, als man, mittelst besserer Versuche, die
Kräfte des Zusammenhanges, mit dem Verhältnisse der
eigentümlichen Schwere besser vereinigen und die
Schwere der Scheidemaschinen zuverläßiger bestim-
men wird.

§. 36.
Lamurs Hipotese von der verschiedenen Dichtheit.

Ein mechanischer Arzt Franz Lamure, wälte sich
vor kurzem einen andern Weg, um die Geheimnisse der
Absondrungen zu entwikkeln. Es sezzte selbiger zum
Grunde, daß die Scheideröhrchen in allen menschlichen
Durchseihern so enge wären, daß sie die Stoffe der
Säfte nicht ehe in sich nähmen, als bis solche von ei-
ner neuen Gewalt hineingetrieben würden (s). Es
hätten nämlich unsre Gefässe, so lange wir leben, je-
derzeit ein Bestreben, sich zu verengern (t), indem ei-
ne Schlagader in einem todten Körper doppelt so enge,
als im lebenden Thiere sey. Solchergestalt runzeln
sich die inwendige Membranen der zusammengezogenen
Gänge zu Falten (u), diese Falten verengern den Ka-
nal ungemein, und machen ihn überhaupt um neun-
mal enger.

Nun können diese Engen nicht überwältigt wer-
den, wofern nicht die, durch Schnelligkeit und Dicht-
heit entstandne Kräfte eines jeden Saftes, so sehr an-
wachsen, daß sie den Wiederstand der Ausführungs-
gänge zu überwinden vermögen (x). Folglich werden

die
(s) [Spaltenumbruch] Angef. Dissert. n. 25. S. 31.
(t) S. 32.
(u) [Spaltenumbruch] S. 33.
(x) Ebendas.

Siebendes Buch. Die Urſachen
eigentuͤmlichen Schwere dieſer Waͤnde verſichern, und
ihn alſo aus ſeiner Freiſtaͤte vertreiben koͤnne.

Folglich mus man dieſe ganze Hipoteſe bis ſo lange
weiter auſſezzen, als man, mittelſt beſſerer Verſuche, die
Kraͤfte des Zuſammenhanges, mit dem Verhaͤltniſſe der
eigentuͤmlichen Schwere beſſer vereinigen und die
Schwere der Scheidemaſchinen zuverlaͤßiger beſtim-
men wird.

§. 36.
Lamurs Hipoteſe von der verſchiedenen Dichtheit.

Ein mechaniſcher Arzt Franz Lamure, waͤlte ſich
vor kurzem einen andern Weg, um die Geheimniſſe der
Abſondrungen zu entwikkeln. Es ſezzte ſelbiger zum
Grunde, daß die Scheideroͤhrchen in allen menſchlichen
Durchſeihern ſo enge waͤren, daß ſie die Stoffe der
Saͤfte nicht ehe in ſich naͤhmen, als bis ſolche von ei-
ner neuen Gewalt hineingetrieben wuͤrden (s). Es
haͤtten naͤmlich unſre Gefaͤſſe, ſo lange wir leben, je-
derzeit ein Beſtreben, ſich zu verengern (t), indem ei-
ne Schlagader in einem todten Koͤrper doppelt ſo enge,
als im lebenden Thiere ſey. Solchergeſtalt runzeln
ſich die inwendige Membranen der zuſammengezogenen
Gaͤnge zu Falten (u), dieſe Falten verengern den Ka-
nal ungemein, und machen ihn uͤberhaupt um neun-
mal enger.

Nun koͤnnen dieſe Engen nicht uͤberwaͤltigt wer-
den, wofern nicht die, durch Schnelligkeit und Dicht-
heit entſtandne Kraͤfte eines jeden Saftes, ſo ſehr an-
wachſen, daß ſie den Wiederſtand der Ausfuͤhrungs-
gaͤnge zu uͤberwinden vermoͤgen (x). Folglich werden

die
(s) [Spaltenumbruch] Angef. Diſſert. n. 25. S. 31.
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(x) Ebendaſ.
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[794/0814] Siebendes Buch. Die Urſachen eigentuͤmlichen Schwere dieſer Waͤnde verſichern, und ihn alſo aus ſeiner Freiſtaͤte vertreiben koͤnne. Folglich mus man dieſe ganze Hipoteſe bis ſo lange weiter auſſezzen, als man, mittelſt beſſerer Verſuche, die Kraͤfte des Zuſammenhanges, mit dem Verhaͤltniſſe der eigentuͤmlichen Schwere beſſer vereinigen und die Schwere der Scheidemaſchinen zuverlaͤßiger beſtim- men wird. §. 36. Lamurs Hipoteſe von der verſchiedenen Dichtheit. Ein mechaniſcher Arzt Franz Lamure, waͤlte ſich vor kurzem einen andern Weg, um die Geheimniſſe der Abſondrungen zu entwikkeln. Es ſezzte ſelbiger zum Grunde, daß die Scheideroͤhrchen in allen menſchlichen Durchſeihern ſo enge waͤren, daß ſie die Stoffe der Saͤfte nicht ehe in ſich naͤhmen, als bis ſolche von ei- ner neuen Gewalt hineingetrieben wuͤrden (s). Es haͤtten naͤmlich unſre Gefaͤſſe, ſo lange wir leben, je- derzeit ein Beſtreben, ſich zu verengern (t), indem ei- ne Schlagader in einem todten Koͤrper doppelt ſo enge, als im lebenden Thiere ſey. Solchergeſtalt runzeln ſich die inwendige Membranen der zuſammengezogenen Gaͤnge zu Falten (u), dieſe Falten verengern den Ka- nal ungemein, und machen ihn uͤberhaupt um neun- mal enger. Nun koͤnnen dieſe Engen nicht uͤberwaͤltigt wer- den, wofern nicht die, durch Schnelligkeit und Dicht- heit entſtandne Kraͤfte eines jeden Saftes, ſo ſehr an- wachſen, daß ſie den Wiederſtand der Ausfuͤhrungs- gaͤnge zu uͤberwinden vermoͤgen (x). Folglich werden die (s) Angef. Diſſert. n. 25. S. 31. (t) S. 32. (u) S. 33. (x) Ebendaſ.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 794. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/814>, abgerufen am 21.11.2024.