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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Das Rothe darinnen.
und es eräugnet sich dieses in einer Kälte, welche 9 bis
10 Reaumürschen Graden gleich kömmt (k).

Es pflegen die neuern französischen Aerzte (l) die An-
merkung zu machen, daß die Gerinnungen, die vom
Salzwasser entstünden, an sich härter wären, und daß
das Salzwasser an Verdichtungskraft selbst das Rote im
Blute übertreffe, weil das Salzwasser im kalten Wasser
zusammenliefe, wenn der rote Theil demohngeachtet noch
immer flüßig bliebe (m).

Es ist aber ausgemacht, daß auch aus dem roten
Wesen im Blute harte Gerinnungen erzeugt werden;
und warum sollten diese auch nicht erzeugt werden, da doch
in diesem Bestandteile des Blutes die gröste Menge Erde
sowol, als Eisen stekkt? Und damit man ja nicht in die
Verlegenheit gerate, Ruyschens Häutchen auf die Rech-
nung des Salzwassers zu schreiben, so ist es an sich ge-
wis, daß Ruysch zugleich mit dem Salzwasser die ge-
sammte Blutmasse durcheinander geschüttelt (o), und diese
dadurch in diejenige Membrane verwandelt habe, welche
er den Aerzten, die diesen Gelehrten besuchten, statt einer
rätselhaften Aufgabe vorzuzeigen pflegte. Eben so hat
der vortrefliche Anton de Haen (p) alles Blut zusammen,
so wie er es aus der Blutader warm in die Flasche auf-
gefangen (q), durch das Umschütteln in kurzer Zeit in eine
Haut verwandelt: es mus dieses Blut aber frisch seyn;
denn wenn man solches erst einige Zeit aufheben wollte,
so würde man keine dergleichen Haut herausbringen, und
nicht einmal gibt alsdenn das Salzwasser dergleichen
Membrane mehr (r), und wenn man diese Haut wegschaft,

so
(k) [Spaltenumbruch] Ebenders. ebendas. S. 23.
(l) petit Memoir. de l'Acad.
des Scienc.
1732. S. 393. senac
T. II.
S. 92.
(m) petit angef. Ort.
(o) Thes. VII. n. 39. Thes. I. Ass. I.
n. 3. Thes. maxim. n. 158. Cur. renov.
n. 15. Thes. n.
15. vergl. boehmer
[Spaltenumbruch] de praecav. polyp.
S. 13. 14. loe-
scher
Anthropolog exper
S. 35.
malpighi de polypo. S. 126.
Vor andern aber den berümten
von Haen.
(p) haen S. 88.
(q) Ebenders. S. 91. 92.
(r) Ebenders. S. 87.
E 2

Das Rothe darinnen.
und es eraͤugnet ſich dieſes in einer Kaͤlte, welche 9 bis
10 Reaumuͤrſchen Graden gleich koͤmmt (k).

Es pflegen die neuern franzoͤſiſchen Aerzte (l) die An-
merkung zu machen, daß die Gerinnungen, die vom
Salzwaſſer entſtuͤnden, an ſich haͤrter waͤren, und daß
das Salzwaſſer an Verdichtungskraft ſelbſt das Rote im
Blute uͤbertreffe, weil das Salzwaſſer im kalten Waſſer
zuſammenliefe, wenn der rote Theil demohngeachtet noch
immer fluͤßig bliebe (m).

Es iſt aber ausgemacht, daß auch aus dem roten
Weſen im Blute harte Gerinnungen erzeugt werden;
und warum ſollten dieſe auch nicht erzeugt werden, da doch
in dieſem Beſtandteile des Blutes die groͤſte Menge Erde
ſowol, als Eiſen ſtekkt? Und damit man ja nicht in die
Verlegenheit gerate, Ruyſchens Haͤutchen auf die Rech-
nung des Salzwaſſers zu ſchreiben, ſo iſt es an ſich ge-
wis, daß Ruyſch zugleich mit dem Salzwaſſer die ge-
ſammte Blutmaſſe durcheinander geſchuͤttelt (o), und dieſe
dadurch in diejenige Membrane verwandelt habe, welche
er den Aerzten, die dieſen Gelehrten beſuchten, ſtatt einer
raͤtſelhaften Aufgabe vorzuzeigen pflegte. Eben ſo hat
der vortrefliche Anton de Haen (p) alles Blut zuſammen,
ſo wie er es aus der Blutader warm in die Flaſche auf-
gefangen (q), durch das Umſchuͤtteln in kurzer Zeit in eine
Haut verwandelt: es mus dieſes Blut aber friſch ſeyn;
denn wenn man ſolches erſt einige Zeit aufheben wollte,
ſo wuͤrde man keine dergleichen Haut herausbringen, und
nicht einmal gibt alsdenn das Salzwaſſer dergleichen
Membrane mehr (r), und wenn man dieſe Haut wegſchaft,

ſo
(k) [Spaltenumbruch] Ebenderſ. ebendaſ. S. 23.
(l) petit Memoir. de l’Acad.
des Scienc.
1732. S. 393. ſenac
T. II.
S. 92.
(m) petit angef. Ort.
(o) Theſ. VII. n. 39. Theſ. I. Aſſ. I.
n. 3. Theſ. maxim. n. 158. Cur. renov.
n. 15. Theſ. n.
15. vergl. boehmer
[Spaltenumbruch] de praecav. polyp.
S. 13. 14. loe-
ſcher
Anthropolog exper
S. 35.
malpighi de polypo. S. 126.
Vor andern aber den beruͤmten
von Haen.
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(r) Ebenderſ. S. 87.
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[67/0087] Das Rothe darinnen. und es eraͤugnet ſich dieſes in einer Kaͤlte, welche 9 bis 10 Reaumuͤrſchen Graden gleich koͤmmt (k). Es pflegen die neuern franzoͤſiſchen Aerzte (l) die An- merkung zu machen, daß die Gerinnungen, die vom Salzwaſſer entſtuͤnden, an ſich haͤrter waͤren, und daß das Salzwaſſer an Verdichtungskraft ſelbſt das Rote im Blute uͤbertreffe, weil das Salzwaſſer im kalten Waſſer zuſammenliefe, wenn der rote Theil demohngeachtet noch immer fluͤßig bliebe (m). Es iſt aber ausgemacht, daß auch aus dem roten Weſen im Blute harte Gerinnungen erzeugt werden; und warum ſollten dieſe auch nicht erzeugt werden, da doch in dieſem Beſtandteile des Blutes die groͤſte Menge Erde ſowol, als Eiſen ſtekkt? Und damit man ja nicht in die Verlegenheit gerate, Ruyſchens Haͤutchen auf die Rech- nung des Salzwaſſers zu ſchreiben, ſo iſt es an ſich ge- wis, daß Ruyſch zugleich mit dem Salzwaſſer die ge- ſammte Blutmaſſe durcheinander geſchuͤttelt (o), und dieſe dadurch in diejenige Membrane verwandelt habe, welche er den Aerzten, die dieſen Gelehrten beſuchten, ſtatt einer raͤtſelhaften Aufgabe vorzuzeigen pflegte. Eben ſo hat der vortrefliche Anton de Haen (p) alles Blut zuſammen, ſo wie er es aus der Blutader warm in die Flaſche auf- gefangen (q), durch das Umſchuͤtteln in kurzer Zeit in eine Haut verwandelt: es mus dieſes Blut aber friſch ſeyn; denn wenn man ſolches erſt einige Zeit aufheben wollte, ſo wuͤrde man keine dergleichen Haut herausbringen, und nicht einmal gibt alsdenn das Salzwaſſer dergleichen Membrane mehr (r), und wenn man dieſe Haut wegſchaft, ſo (k) Ebenderſ. ebendaſ. S. 23. (l) petit Memoir. de l’Acad. des Scienc. 1732. S. 393. ſenac T. II. S. 92. (m) petit angef. Ort. (o) Theſ. VII. n. 39. Theſ. I. Aſſ. I. n. 3. Theſ. maxim. n. 158. Cur. renov. n. 15. Theſ. n. 15. vergl. boehmer de praecav. polyp. S. 13. 14. loe- ſcher Anthropolog exper S. 35. malpighi de polypo. S. 126. Vor andern aber den beruͤmten von Haen. (p) haen S. 88. (q) Ebenderſ. S. 91. 92. (r) Ebenderſ. S. 87. E 2

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/87>, abgerufen am 19.05.2024.