man beide Hölen der Brust eröffnet hat. Doch es soll an einem andern Orte von diesem Tode geredet werden; wir fügen nur noch zu, daß Brustwunden, die zu beiden Hölen der Brust durchdringen, allerdings tödlich (u) sind, wie solches die besten Wundärzte bezeigen (u*), und es ist genung, daß nach ihrer aller Uebereinstimmung, das Atemholen, von der in die Brust eindringenden Luft, sehr verlezzt wird, welches, so viel ich weis, keinen Wiederspruch gefunden. Doch ein Thier atmet auch schlecht, oder es verliert den Atem völlig (x), wenn die Wunde zu ist, und indessen in der Brust Luft bleibt. Eben diese Schwierigkeit findet auch statt, wenn man in die Brust Luft einbläst (y).
Es erhellet aus diesen Versuchen, so oft aus der At- mosphaer Luft in die Brust dringt, daß sich davon die Lage der Lunge verändern, und zwischen diesem Einge- weide, und der Ribbenhaut ein Raum entstehe. Wenn nun vorher, und im gesunden Menschen, in diesem Raume Luft enthalten gewesen, warum gewinnt die Sache eine andre Gestalt von der hinzu gelassnen Luft. Man wird vergeblich antworten, es wäre vorher wenig Luft gewesen, und nun käme viele Luft hinzu. Es ist nämlich gar zu bekannt, daß das kleinste Theilchen Luft, vermöge ihrer Federkraft, eben die Kräfte, als die ganze Atmosphäre mit ihrem Gewichte hat. Jn einem todten Körper ist in der That kein Grund, warum die Luft in der Brust nicht eben die Dichtheit, als die Atmosphärenluft haben sollte; und wofern diese nicht einerlei wäre, so würde die Brustluft nachgeben, und sich in einen engern Raum zu-
sam-
[Spaltenumbruch]
167. Die Pariser, angef. Ort. dv- vern. ang. Ort. Jm Menschen verfolgte, da kein Eingeweide verlezzt war, die Sprachlosigkeit, und der Tod. zod. med. gall. ann. II. S. 134.
(u) 4. Abschnitt.
(u*)[Spaltenumbruch]RHAZES ad alman- zor. ang. Ort. c. 13. la motte chirurg. compl. obs. 223.
(x)HALES veget. statiks exp. 113. S. 251.
(y)SWAMMERD. S. 36. senac. ess. S. 371.
Das Atemholen. VIII. Buch.
man beide Hoͤlen der Bruſt eroͤffnet hat. Doch es ſoll an einem andern Orte von dieſem Tode geredet werden; wir fuͤgen nur noch zu, daß Bruſtwunden, die zu beiden Hoͤlen der Bruſt durchdringen, allerdings toͤdlich (u) ſind, wie ſolches die beſten Wundaͤrzte bezeigen (u*), und es iſt genung, daß nach ihrer aller Uebereinſtimmung, das Atemholen, von der in die Bruſt eindringenden Luft, ſehr verlezzt wird, welches, ſo viel ich weis, keinen Wiederſpruch gefunden. Doch ein Thier atmet auch ſchlecht, oder es verliert den Atem voͤllig (x), wenn die Wunde zu iſt, und indeſſen in der Bruſt Luft bleibt. Eben dieſe Schwierigkeit findet auch ſtatt, wenn man in die Bruſt Luft einblaͤſt (y).
Es erhellet aus dieſen Verſuchen, ſo oft aus der At- moſphaer Luft in die Bruſt dringt, daß ſich davon die Lage der Lunge veraͤndern, und zwiſchen dieſem Einge- weide, und der Ribbenhaut ein Raum entſtehe. Wenn nun vorher, und im geſunden Menſchen, in dieſem Raume Luft enthalten geweſen, warum gewinnt die Sache eine andre Geſtalt von der hinzu gelaſſnen Luft. Man wird vergeblich antworten, es waͤre vorher wenig Luft geweſen, und nun kaͤme viele Luft hinzu. Es iſt naͤmlich gar zu bekannt, daß das kleinſte Theilchen Luft, vermoͤge ihrer Federkraft, eben die Kraͤfte, als die ganze Atmoſphaͤre mit ihrem Gewichte hat. Jn einem todten Koͤrper iſt in der That kein Grund, warum die Luft in der Bruſt nicht eben die Dichtheit, als die Atmoſphaͤrenluft haben ſollte; und wofern dieſe nicht einerlei waͤre, ſo wuͤrde die Bruſtluft nachgeben, und ſich in einen engern Raum zu-
ſam-
[Spaltenumbruch]
167. Die Pariſer, angef. Ort. dv- vern. ang. Ort. Jm Menſchen verfolgte, da kein Eingeweide verlezzt war, die Sprachloſigkeit, und der Tod. zod. med. gall. ann. II. S. 134.
(u) 4. Abſchnitt.
(u*)[Spaltenumbruch]RHAZES ad alman- zor. ang. Ort. c. 13. la motte chirurg. compl. obſ. 223.
(x)HALES veget. ſtatiks exp. 113. S. 251.
(y)SWAMMERD. S. 36. ſenac. eſſ. S. 371.
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Das Atemholen. VIII. Buch.
man beide Hoͤlen der Bruſt eroͤffnet hat. Doch es ſoll
an einem andern Orte von dieſem Tode geredet werden;
wir fuͤgen nur noch zu, daß Bruſtwunden, die zu beiden
Hoͤlen der Bruſt durchdringen, allerdings toͤdlich (u)
ſind, wie ſolches die beſten Wundaͤrzte bezeigen (u*), und
es iſt genung, daß nach ihrer aller Uebereinſtimmung,
das Atemholen, von der in die Bruſt eindringenden
Luft, ſehr verlezzt wird, welches, ſo viel ich weis, keinen
Wiederſpruch gefunden. Doch ein Thier atmet auch
ſchlecht, oder es verliert den Atem voͤllig (x), wenn die
Wunde zu iſt, und indeſſen in der Bruſt Luft bleibt.
Eben dieſe Schwierigkeit findet auch ſtatt, wenn man in
die Bruſt Luft einblaͤſt (y).
Es erhellet aus dieſen Verſuchen, ſo oft aus der At-
moſphaer Luft in die Bruſt dringt, daß ſich davon die
Lage der Lunge veraͤndern, und zwiſchen dieſem Einge-
weide, und der Ribbenhaut ein Raum entſtehe. Wenn
nun vorher, und im geſunden Menſchen, in dieſem Raume
Luft enthalten geweſen, warum gewinnt die Sache eine
andre Geſtalt von der hinzu gelaſſnen Luft. Man wird
vergeblich antworten, es waͤre vorher wenig Luft geweſen,
und nun kaͤme viele Luft hinzu. Es iſt naͤmlich gar zu
bekannt, daß das kleinſte Theilchen Luft, vermoͤge ihrer
Federkraft, eben die Kraͤfte, als die ganze Atmoſphaͤre
mit ihrem Gewichte hat. Jn einem todten Koͤrper iſt in
der That kein Grund, warum die Luft in der Bruſt
nicht eben die Dichtheit, als die Atmoſphaͤrenluft haben
ſollte; und wofern dieſe nicht einerlei waͤre, ſo wuͤrde die
Bruſtluft nachgeben, und ſich in einen engern Raum zu-
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(u) 4. Abſchnitt.
(u*)
RHAZES ad alman-
zor. ang. Ort. c. 13. la motte
chirurg. compl. obſ. 223.
(x) HALES veget. ſtatiks
exp. 113. S. 251.
(y) SWAMMERD. S. 36.
ſenac. eſſ. S. 371.
(t)
167. Die Pariſer, angef. Ort. dv-
vern. ang. Ort. Jm Menſchen
verfolgte, da kein Eingeweide verlezzt
war, die Sprachloſigkeit, und der
Tod. zod. med. gall. ann. II.
S. 134.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/216>, abgerufen am 23.11.2024.
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