sowohl länger, als breiter, sie ziehen sich von einander zurükke, und werden weis. Wenn man die Lunge in diesem Zustande troknet, und der Queere nach durch- schneidet, so erscheinen artige Hölungen von unbestimm- ter Figur, und vierekkig, welches eben diese Bläs- chen sind.
Doch es ist merkwürdig, und es träget zugleich zum Verständnisse der folgenden Streitigkeiten viel bei, daß in starken Thieren, als im Ochsen, die in die Bläschen getriebne Luft, in die Zwischenräume der Läppchen nicht herausfährt: und die sonst durchsichtige Gestalt dieser Läppchen, die auch noch da ist, wenn sie aufgeblasen sind, unterscheidet sich, von der weissen schäumigen Be- schaffenheit der ganz kleinen Bläschen, um ein vieles.
So durchläuft, umgekehrt, in den starken Thieren, die in die Zwischenräume der Läppchen getriebene Luft, diese Zwischenräume von allen Seiten, doch sie geht in die Bläschen nicht mit hinüber, und sie dehnt auch das schwammige Fleisch der Lunge nicht auseinander.
Wenn dagegen in den zärteren Thieren, und sehr oft im Menschen selbst, die Luft durch die Luftröhre einge- blasen wird, so dringt diese nicht allein in das zellförmige Gewebe zwischen den Läppchen ein, sondern sie scheidet auch, die von aussen um die Lunge gelagerte Bekleidung, von den bläsigen Läppchen, und sie nöthigt sie, zu gros- sen Blasen aufzuschwellen (s): endlich dehnt sie die Zwi- schenräume der Läppchen ebenfalls aus. Wenn eben diese Luft in einem einzigen Ast der Luftröhre eingeblasen wird, so dehnt sie einen Lappen nach dem andern auf, und endlich bringt sie die ganze Lunge zum Aufschwellen. So dringt ebenfalls die Luft, in den kleinen und zarten Thieren, besonders wenn die Lunge eine zeitlang im Was- ser gelegen, wenn man diese Luft in die fächrige Zwischen-
räume
(s)HELVETIVS. S. 21. 24. RIDLEY. obs. S. 204.
Das Atemholen. VIII. Buch.
ſowohl laͤnger, als breiter, ſie ziehen ſich von einander zuruͤkke, und werden weis. Wenn man die Lunge in dieſem Zuſtande troknet, und der Queere nach durch- ſchneidet, ſo erſcheinen artige Hoͤlungen von unbeſtimm- ter Figur, und vierekkig, welches eben dieſe Blaͤs- chen ſind.
Doch es iſt merkwuͤrdig, und es traͤget zugleich zum Verſtaͤndniſſe der folgenden Streitigkeiten viel bei, daß in ſtarken Thieren, als im Ochſen, die in die Blaͤschen getriebne Luft, in die Zwiſchenraͤume der Laͤppchen nicht herausfaͤhrt: und die ſonſt durchſichtige Geſtalt dieſer Laͤppchen, die auch noch da iſt, wenn ſie aufgeblaſen ſind, unterſcheidet ſich, von der weiſſen ſchaͤumigen Be- ſchaffenheit der ganz kleinen Blaͤschen, um ein vieles.
So durchlaͤuft, umgekehrt, in den ſtarken Thieren, die in die Zwiſchenraͤume der Laͤppchen getriebene Luft, dieſe Zwiſchenraͤume von allen Seiten, doch ſie geht in die Blaͤschen nicht mit hinuͤber, und ſie dehnt auch das ſchwammige Fleiſch der Lunge nicht auseinander.
Wenn dagegen in den zaͤrteren Thieren, und ſehr oft im Menſchen ſelbſt, die Luft durch die Luftroͤhre einge- blaſen wird, ſo dringt dieſe nicht allein in das zellfoͤrmige Gewebe zwiſchen den Laͤppchen ein, ſondern ſie ſcheidet auch, die von auſſen um die Lunge gelagerte Bekleidung, von den blaͤſigen Laͤppchen, und ſie noͤthigt ſie, zu groſ- ſen Blaſen aufzuſchwellen (s): endlich dehnt ſie die Zwi- ſchenraͤume der Laͤppchen ebenfalls aus. Wenn eben dieſe Luft in einem einzigen Aſt der Luftroͤhre eingeblaſen wird, ſo dehnt ſie einen Lappen nach dem andern auf, und endlich bringt ſie die ganze Lunge zum Aufſchwellen. So dringt ebenfalls die Luft, in den kleinen und zarten Thieren, beſonders wenn die Lunge eine zeitlang im Waſ- ſer gelegen, wenn man dieſe Luft in die faͤchrige Zwiſchen-
raͤume
(s)HELVETIVS. S. 21. 24. RIDLEY. obſ. S. 204.
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Das Atemholen. VIII. Buch.
ſowohl laͤnger, als breiter, ſie ziehen ſich von einander
zuruͤkke, und werden weis. Wenn man die Lunge in
dieſem Zuſtande troknet, und der Queere nach durch-
ſchneidet, ſo erſcheinen artige Hoͤlungen von unbeſtimm-
ter Figur, und vierekkig, welches eben dieſe Blaͤs-
chen ſind.
Doch es iſt merkwuͤrdig, und es traͤget zugleich zum
Verſtaͤndniſſe der folgenden Streitigkeiten viel bei, daß
in ſtarken Thieren, als im Ochſen, die in die Blaͤschen
getriebne Luft, in die Zwiſchenraͤume der Laͤppchen nicht
herausfaͤhrt: und die ſonſt durchſichtige Geſtalt dieſer
Laͤppchen, die auch noch da iſt, wenn ſie aufgeblaſen
ſind, unterſcheidet ſich, von der weiſſen ſchaͤumigen Be-
ſchaffenheit der ganz kleinen Blaͤschen, um ein vieles.
So durchlaͤuft, umgekehrt, in den ſtarken Thieren,
die in die Zwiſchenraͤume der Laͤppchen getriebene Luft,
dieſe Zwiſchenraͤume von allen Seiten, doch ſie geht in
die Blaͤschen nicht mit hinuͤber, und ſie dehnt auch das
ſchwammige Fleiſch der Lunge nicht auseinander.
Wenn dagegen in den zaͤrteren Thieren, und ſehr oft
im Menſchen ſelbſt, die Luft durch die Luftroͤhre einge-
blaſen wird, ſo dringt dieſe nicht allein in das zellfoͤrmige
Gewebe zwiſchen den Laͤppchen ein, ſondern ſie ſcheidet
auch, die von auſſen um die Lunge gelagerte Bekleidung,
von den blaͤſigen Laͤppchen, und ſie noͤthigt ſie, zu groſ-
ſen Blaſen aufzuſchwellen (s): endlich dehnt ſie die Zwi-
ſchenraͤume der Laͤppchen ebenfalls aus. Wenn eben
dieſe Luft in einem einzigen Aſt der Luftroͤhre eingeblaſen
wird, ſo dehnt ſie einen Lappen nach dem andern auf,
und endlich bringt ſie die ganze Lunge zum Aufſchwellen.
So dringt ebenfalls die Luft, in den kleinen und zarten
Thieren, beſonders wenn die Lunge eine zeitlang im Waſ-
ſer gelegen, wenn man dieſe Luft in die faͤchrige Zwiſchen-
raͤume
(s) HELVETIVS. S. 21. 24. RIDLEY. obſ. S. 204.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/278>, abgerufen am 22.11.2024.
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