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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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Das Atemholen. VIII. Buch
oder sich an die Grundstoffe fester Körper anhängt (n).
Sie verliert sie auch, ob sie gleich dabei das Ansehn einer
Luft behält, vor andern durch allerlei beigemischte Dämpfe.
Jn dieser Geschichte mus man nicht nachläßig verfahren,
indem sie viel dazu beiträgt, sowol das Atemholen im
gesunden Zustande zu verstehen, als auch die verschiedne
Ursachen des Erstikkens zu erklaren.

Es verliert die Luft ihre Federkraft vornämlich durch
das Atemholen eines Thieres (o). Es hat dieses Joh.
Mayow
(p) zuerst beobachtet, daß nämlich eine Maus
den vierzehnten Theil Luft verzehrt, die durch die Lunge
gegangen; Robert Boyle hat dieses vom dreißigsten
Theile angemerkt (q). Wenn man an die Luftröhre ei-
nes Hundes eine Blase fest bindet, wird solche allmählig
ausgeleert, und also die Luft geschwächt, die sie enthielte,
damit sie der drükkenden Atmosphaer nicht Widerstand
thun könne (r). Jn der Täucherglokke müssen hundert
Kubikzoll Luft für eine Minute vorräthlg seyn, damit der
Täucher leben könne (s). Mit mehr Genauigkeit be-
obachtete der berühmte Stephan Hales, daß eine Ratte
den sieben und zwanzigsten Theil der Luft, innerhalb vier-
zehn Stunden verzehre (t), und daß er selbst, vor seine
eigene Person, als er aus der Blase die Luft zog, bis er
fast erstikkte, den dreizehnten Theil verbraucht hatte (u):
er zeigte ferner, daß neun Kubikzolle Luft zu einem ein-
zigen Atmen, folglich 353 Zoll für eine Stunde, oder 100
Gran Luft vernichtet werden, oder doch wenigstens nach
eingebüster Federkraft gleichsam verschwinden (x). Jn

einem
(n) [Spaltenumbruch] Ebendas.
(o) HALES exp. 108. III. u. f.
haemast. S. 323. veratti. Comm.
Acad. Bonon. T. II. P.
2. S. 276. u. f.
Vergl. Comm. Bonon. T. IV. S. 89.
(p) De nitro aereo. S. 102. 103.
den dreizehnten. mvsschenbr.
essays.
S. 44.
(q) Exper. phys. mech. cont. II.
[Spaltenumbruch] S. 88.
(r) BERT. physique des corps
anim.
S. 10.
(s) HALLEY Phil. Trans. n.
349. Vergl. boyle digress. de usu
respir.
(t) Veget. stat. exp. 107. S. 233.
(u) S. 235.
(x) S. 242. exp. 110.

Das Atemholen. VIII. Buch
oder ſich an die Grundſtoffe feſter Koͤrper anhaͤngt (n).
Sie verliert ſie auch, ob ſie gleich dabei das Anſehn einer
Luft behaͤlt, vor andern durch allerlei beigemiſchte Daͤmpfe.
Jn dieſer Geſchichte mus man nicht nachlaͤßig verfahren,
indem ſie viel dazu beitraͤgt, ſowol das Atemholen im
geſunden Zuſtande zu verſtehen, als auch die verſchiedne
Urſachen des Erſtikkens zu erklaren.

Es verliert die Luft ihre Federkraft vornaͤmlich durch
das Atemholen eines Thieres (o). Es hat dieſes Joh.
Mayow
(p) zuerſt beobachtet, daß naͤmlich eine Maus
den vierzehnten Theil Luft verzehrt, die durch die Lunge
gegangen; Robert Boyle hat dieſes vom dreißigſten
Theile angemerkt (q). Wenn man an die Luftroͤhre ei-
nes Hundes eine Blaſe feſt bindet, wird ſolche allmaͤhlig
ausgeleert, und alſo die Luft geſchwaͤcht, die ſie enthielte,
damit ſie der druͤkkenden Atmoſphaer nicht Widerſtand
thun koͤnne (r). Jn der Taͤucherglokke muͤſſen hundert
Kubikzoll Luft fuͤr eine Minute vorraͤthlg ſeyn, damit der
Taͤucher leben koͤnne (s). Mit mehr Genauigkeit be-
obachtete der beruͤhmte Stephan Hales, daß eine Ratte
den ſieben und zwanzigſten Theil der Luft, innerhalb vier-
zehn Stunden verzehre (t), und daß er ſelbſt, vor ſeine
eigene Perſon, als er aus der Blaſe die Luft zog, bis er
faſt erſtikkte, den dreizehnten Theil verbraucht hatte (u):
er zeigte ferner, daß neun Kubikzolle Luft zu einem ein-
zigen Atmen, folglich 353 Zoll fuͤr eine Stunde, oder 100
Gran Luft vernichtet werden, oder doch wenigſtens nach
eingebuͤſter Federkraft gleichſam verſchwinden (x). Jn

einem
(n) [Spaltenumbruch] Ebendaſ.
(o) HALES exp. 108. III. u. f.
hæmaſt. S. 323. veratti. Comm.
Acad. Bonon. T. II. P.
2. S. 276. u. f.
Vergl. Comm. Bonon. T. IV. S. 89.
(p) De nitro aereo. S. 102. 103.
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eſſays.
S. 44.
(q) Exper. phyſ. mech. cont. II.
[Spaltenumbruch] S. 88.
(r) BERT. phyſique des corps
anim.
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(s) HALLEY Phil. Tranſ. n.
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[324/0330] Das Atemholen. VIII. Buch oder ſich an die Grundſtoffe feſter Koͤrper anhaͤngt (n). Sie verliert ſie auch, ob ſie gleich dabei das Anſehn einer Luft behaͤlt, vor andern durch allerlei beigemiſchte Daͤmpfe. Jn dieſer Geſchichte mus man nicht nachlaͤßig verfahren, indem ſie viel dazu beitraͤgt, ſowol das Atemholen im geſunden Zuſtande zu verſtehen, als auch die verſchiedne Urſachen des Erſtikkens zu erklaren. Es verliert die Luft ihre Federkraft vornaͤmlich durch das Atemholen eines Thieres (o). Es hat dieſes Joh. Mayow (p) zuerſt beobachtet, daß naͤmlich eine Maus den vierzehnten Theil Luft verzehrt, die durch die Lunge gegangen; Robert Boyle hat dieſes vom dreißigſten Theile angemerkt (q). Wenn man an die Luftroͤhre ei- nes Hundes eine Blaſe feſt bindet, wird ſolche allmaͤhlig ausgeleert, und alſo die Luft geſchwaͤcht, die ſie enthielte, damit ſie der druͤkkenden Atmoſphaer nicht Widerſtand thun koͤnne (r). Jn der Taͤucherglokke muͤſſen hundert Kubikzoll Luft fuͤr eine Minute vorraͤthlg ſeyn, damit der Taͤucher leben koͤnne (s). Mit mehr Genauigkeit be- obachtete der beruͤhmte Stephan Hales, daß eine Ratte den ſieben und zwanzigſten Theil der Luft, innerhalb vier- zehn Stunden verzehre (t), und daß er ſelbſt, vor ſeine eigene Perſon, als er aus der Blaſe die Luft zog, bis er faſt erſtikkte, den dreizehnten Theil verbraucht hatte (u): er zeigte ferner, daß neun Kubikzolle Luft zu einem ein- zigen Atmen, folglich 353 Zoll fuͤr eine Stunde, oder 100 Gran Luft vernichtet werden, oder doch wenigſtens nach eingebuͤſter Federkraft gleichſam verſchwinden (x). Jn einem (n) Ebendaſ. (o) HALES exp. 108. III. u. f. hæmaſt. S. 323. veratti. Comm. Acad. Bonon. T. II. P. 2. S. 276. u. f. Vergl. Comm. Bonon. T. IV. S. 89. (p) De nitro aereo. S. 102. 103. den dreizehnten. mvſſchenbr. eſſays. S. 44. (q) Exper. phyſ. mech. cont. II. S. 88. (r) BERT. phyſique des corps anim. S. 10. (s) HALLEY Phil. Tranſ. n. 349. Vergl. boyle digreſſ. de uſu reſpir. (t) Veget. ſtat. exp. 107. S. 233. (u) S. 235. (x) S. 242. exp. 110.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/330>, abgerufen am 02.06.2024.