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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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IIII. Abschn. dessen Erscheinungen.
darinnen er diese Muskeln zerstörte, und er merkte die
Uebel an, die diese Gewaltthätigkeit in dem Geschäfte
des Atmens hervorbringt. Wenn also diese Muskeln
zerschnitten werden, so verstummt ein Thier, das Atem-
holen hört auf (n), und es leidet dieses gerade so viel,
als die Muskeln gelitten (o), und wofern ja noch eine
heisere Stimme zurükke bleibt (p), so rührt solches von
den äusserlichen Brustmuskeln her. Stimme und
Atemholen vergehen auch, wenn man die Nerven (q),
die zwischen den Ribben laufen, bindet (r), sie kommen
beide wieder, wenn man diese Gefangne wieder los
läst (s).

Jndessen thut die Unterbindung den Ribbennerven,
von der ersten Ribbe, bis zur siebenden, mehr Schaden;
und die unter dieser Ribben laufenden, machen sich schon
weniger daraus (t).

Ferner verliert die Brust ihre völlige Bewegung,
wenn man die Nerven zwischen den Ribben, und die
Zwerchfellsnerven durchschneidet (u), und sie behält blos
diejenige Bewegung übrig, welche die äusserlichen, und
gleichsam Grenzmuskeln der Brust beitragen.

Auf folche Art tödtet auch der Rükkenmark, wenn
man ihn bei dem ersten, oder zweeten Halswirbel durch-
schneidet, plözlich (x). Wenn ihm dieses unter dem
fünften Wirbelbeine wiederfährt, so verliert die Brust,
und der ganze thierische Körper die Bewegung; unter-
halb dem sechsten, so steht die Brust stille, aber nicht das
Zwerchfell (y). Wenn endlich ein Thier noch tiefer Ge-
walt leidet, so empfindet kaum die Brust Schaden da-
von (z). Wenn die eine Helfte zerschnitten wird, so

lei-
(n) [Spaltenumbruch] Admin. anat. L. VIII. c. 3. 4. 5.
(o) C. 7.
(p) Ebendas.
(q) C. 3. 4. 5.
(r) C. 4.
(s) Ebendas.
(t) [Spaltenumbruch] Ebendas.
(u) C. 5.
(x) C. 9.
(y) Ebendas. und c. 5.
(z) C. 9.
A a 4

IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen.
darinnen er dieſe Muskeln zerſtoͤrte, und er merkte die
Uebel an, die dieſe Gewaltthaͤtigkeit in dem Geſchaͤfte
des Atmens hervorbringt. Wenn alſo dieſe Muskeln
zerſchnitten werden, ſo verſtummt ein Thier, das Atem-
holen hoͤrt auf (n), und es leidet dieſes gerade ſo viel,
als die Muskeln gelitten (o), und wofern ja noch eine
heiſere Stimme zuruͤkke bleibt (p), ſo ruͤhrt ſolches von
den aͤuſſerlichen Bruſtmuskeln her. Stimme und
Atemholen vergehen auch, wenn man die Nerven (q),
die zwiſchen den Ribben laufen, bindet (r), ſie kommen
beide wieder, wenn man dieſe Gefangne wieder los
laͤſt (s).

Jndeſſen thut die Unterbindung den Ribbennerven,
von der erſten Ribbe, bis zur ſiebenden, mehr Schaden;
und die unter dieſer Ribben laufenden, machen ſich ſchon
weniger daraus (t).

Ferner verliert die Bruſt ihre voͤllige Bewegung,
wenn man die Nerven zwiſchen den Ribben, und die
Zwerchfellsnerven durchſchneidet (u), und ſie behaͤlt blos
diejenige Bewegung uͤbrig, welche die aͤuſſerlichen, und
gleichſam Grenzmuskeln der Bruſt beitragen.

Auf folche Art toͤdtet auch der Ruͤkkenmark, wenn
man ihn bei dem erſten, oder zweeten Halswirbel durch-
ſchneidet, ploͤzlich (x). Wenn ihm dieſes unter dem
fuͤnften Wirbelbeine wiederfaͤhrt, ſo verliert die Bruſt,
und der ganze thieriſche Koͤrper die Bewegung; unter-
halb dem ſechſten, ſo ſteht die Bruſt ſtille, aber nicht das
Zwerchfell (y). Wenn endlich ein Thier noch tiefer Ge-
walt leidet, ſo empfindet kaum die Bruſt Schaden da-
von (z). Wenn die eine Helfte zerſchnitten wird, ſo

lei-
(n) [Spaltenumbruch] Admin. anat. L. VIII. c. 3. 4. 5.
(o) C. 7.
(p) Ebendaſ.
(q) C. 3. 4. 5.
(r) C. 4.
(s) Ebendaſ.
(t) [Spaltenumbruch] Ebendaſ.
(u) C. 5.
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[375/0381] IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen. darinnen er dieſe Muskeln zerſtoͤrte, und er merkte die Uebel an, die dieſe Gewaltthaͤtigkeit in dem Geſchaͤfte des Atmens hervorbringt. Wenn alſo dieſe Muskeln zerſchnitten werden, ſo verſtummt ein Thier, das Atem- holen hoͤrt auf (n), und es leidet dieſes gerade ſo viel, als die Muskeln gelitten (o), und wofern ja noch eine heiſere Stimme zuruͤkke bleibt (p), ſo ruͤhrt ſolches von den aͤuſſerlichen Bruſtmuskeln her. Stimme und Atemholen vergehen auch, wenn man die Nerven (q), die zwiſchen den Ribben laufen, bindet (r), ſie kommen beide wieder, wenn man dieſe Gefangne wieder los laͤſt (s). Jndeſſen thut die Unterbindung den Ribbennerven, von der erſten Ribbe, bis zur ſiebenden, mehr Schaden; und die unter dieſer Ribben laufenden, machen ſich ſchon weniger daraus (t). Ferner verliert die Bruſt ihre voͤllige Bewegung, wenn man die Nerven zwiſchen den Ribben, und die Zwerchfellsnerven durchſchneidet (u), und ſie behaͤlt blos diejenige Bewegung uͤbrig, welche die aͤuſſerlichen, und gleichſam Grenzmuskeln der Bruſt beitragen. Auf folche Art toͤdtet auch der Ruͤkkenmark, wenn man ihn bei dem erſten, oder zweeten Halswirbel durch- ſchneidet, ploͤzlich (x). Wenn ihm dieſes unter dem fuͤnften Wirbelbeine wiederfaͤhrt, ſo verliert die Bruſt, und der ganze thieriſche Koͤrper die Bewegung; unter- halb dem ſechſten, ſo ſteht die Bruſt ſtille, aber nicht das Zwerchfell (y). Wenn endlich ein Thier noch tiefer Ge- walt leidet, ſo empfindet kaum die Bruſt Schaden da- von (z). Wenn die eine Helfte zerſchnitten wird, ſo lei- (n) Admin. anat. L. VIII. c. 3. 4. 5. (o) C. 7. (p) Ebendaſ. (q) C. 3. 4. 5. (r) C. 4. (s) Ebendaſ. (t) Ebendaſ. (u) C. 5. (x) C. 9. (y) Ebendaſ. und c. 5. (z) C. 9. A a 4

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/381>, abgerufen am 22.11.2024.