Die neuern Schriftsteller vermindern indessen die Anzahl dieser Gehülfsmuskeln (e), sie betrachten aber nicht genung diejenige deutliche Erhebung der Schul- tern (f), das Erheben der Schulterblätter, die Strek- kung des Halses (g), und die Zurükkbeugung des Kop- fes, welche ich an mir, wenn ich beschwerlich atme, und niesen will, wahrnehme, und die jederman an Sterbenden sehen kan. Dieses ist das hohe Atemholen, oder anelkomena, und prokheira pneumata (h), und meteoron pneuma (i).
Doch stimmen die Aerzte, wie billig, darinnen über- ein, daß dieses hohe, oder volle Atemholen in Krank- heiten von übler Bedeutung sey, da es entweder eine grosse Verstopfung in der Lunge, oder einen sehr schnellen Umlauf des Blutes andeutet, der eine sehr grosse Erwei- terung der Lunge erfordert.
Da übrigens das Einatmen von so vielen Muskeln bewirkt wird, so macht es billig mehr, als das Ausat- men Mühe, und es geht auch mehr Zeit darauf, dieje- nigen, welche geglaubt, gesehen zu haben, daß solches geschwinder verrichtet werden (k) müssen, wie ich davor halte, an die Erfcheinung zufälliger Weise gerathen zu seyn, welche uns oft ebenfalls begegnet ist. Es pflegt nemlich ein gequältes Thier, das die Luft mit Schmer- zen einatmen mus, besonders bei entblösten Ribbenmus- keln, plözzlich, kurz, und abgebrochen, die Luft in sich zu ziehen (l). Aber alsdenn geschicht auch das Ausat- men kurz, und hierauf folgt eine lange Ruhe.
§. 11.
(e)[Spaltenumbruch]SWAMMERD. c. 2. bo- rellvs prop. 84. senac. ang. Ort. w|insl. Mem. 1738. ravivs in amphitheatr. zoot.
(f) Jn einer Brustwunde wurden auch die Schlüsselbeine hinaufwerts gezogen, gvarinoni cons. 140.
(g) Welches Benjam. Hoadley nicht in Abrede ist. S. 2.
(h)COAG. L. II. c. 10. n. 6. Ausg. [Spaltenumbruch]DVRET.
(i)Epidemior. L. VII. in uxore Olympiadae, und im L. III.
(k)SAVVAG. de respir. diffic. S. 3. HAHN de aeris in pulm. effect. S. 104.
(l)Exp. 10. 33. Jn einer Lungen- entzündung war ein ähnliches Atem- holen, Journal Encycloped. T. I. S. 83.
IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen.
Die neuern Schriftſteller vermindern indeſſen die Anzahl dieſer Gehuͤlfsmuskeln (e), ſie betrachten aber nicht genung diejenige deutliche Erhebung der Schul- tern (f), das Erheben der Schulterblaͤtter, die Strek- kung des Halſes (g), und die Zuruͤkkbeugung des Kop- fes, welche ich an mir, wenn ich beſchwerlich atme, und nieſen will, wahrnehme, und die jederman an Sterbenden ſehen kan. Dieſes iſt das hohe Atemholen, oder ανελϰομενα, und πϱοχειϱα πνευματα (h), und μετεωρον πνευμα (i).
Doch ſtimmen die Aerzte, wie billig, darinnen uͤber- ein, daß dieſes hohe, oder volle Atemholen in Krank- heiten von uͤbler Bedeutung ſey, da es entweder eine groſſe Verſtopfung in der Lunge, oder einen ſehr ſchnellen Umlauf des Blutes andeutet, der eine ſehr groſſe Erwei- terung der Lunge erfordert.
Da uͤbrigens das Einatmen von ſo vielen Muskeln bewirkt wird, ſo macht es billig mehr, als das Ausat- men Muͤhe, und es geht auch mehr Zeit darauf, dieje- nigen, welche geglaubt, geſehen zu haben, daß ſolches geſchwinder verrichtet werden (k) muͤſſen, wie ich davor halte, an die Erfcheinung zufaͤlliger Weiſe gerathen zu ſeyn, welche uns oft ebenfalls begegnet iſt. Es pflegt nemlich ein gequaͤltes Thier, das die Luft mit Schmer- zen einatmen mus, beſonders bei entbloͤſten Ribbenmus- keln, ploͤzzlich, kurz, und abgebrochen, die Luft in ſich zu ziehen (l). Aber alsdenn geſchicht auch das Ausat- men kurz, und hierauf folgt eine lange Ruhe.
§. 11.
(e)[Spaltenumbruch]SWAMMERD. c. 2. bo- rellvſ prop. 84. ſenac. ang. Ort. w|inſl. Mem. 1738. ravivſ in amphitheatr. zoot.
(f) Jn einer Bruſtwunde wurden auch die Schluͤſſelbeine hinaufwerts gezogen, gvarinoni conſ. 140.
(g) Welches Benjam. Hoadley nicht in Abrede iſt. S. 2.
(h)COAG. L. II. c. 10. n. 6. Ausg. [Spaltenumbruch]DVRET.
(i)Epidemior. L. VII. in uxore Olympiadae, und im L. III.
(k)SAVVAG. de reſpir. diffic. S. 3. HAHN de aeris in pulm. effect. S. 104.
(l)Exp. 10. 33. Jn einer Lungen- entzuͤndung war ein aͤhnliches Atem- holen, Journal Encycloped. T. I. S. 83.
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IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen.
Die neuern Schriftſteller vermindern indeſſen die
Anzahl dieſer Gehuͤlfsmuskeln (e), ſie betrachten aber
nicht genung diejenige deutliche Erhebung der Schul-
tern (f), das Erheben der Schulterblaͤtter, die Strek-
kung des Halſes (g), und die Zuruͤkkbeugung des Kop-
fes, welche ich an mir, wenn ich beſchwerlich atme,
und nieſen will, wahrnehme, und die jederman an
Sterbenden ſehen kan. Dieſes iſt das hohe Atemholen,
oder ανελϰομενα, und πϱοχειϱα πνευματα (h), und
μετεωρον πνευμα (i).
Doch ſtimmen die Aerzte, wie billig, darinnen uͤber-
ein, daß dieſes hohe, oder volle Atemholen in Krank-
heiten von uͤbler Bedeutung ſey, da es entweder eine
groſſe Verſtopfung in der Lunge, oder einen ſehr ſchnellen
Umlauf des Blutes andeutet, der eine ſehr groſſe Erwei-
terung der Lunge erfordert.
Da uͤbrigens das Einatmen von ſo vielen Muskeln
bewirkt wird, ſo macht es billig mehr, als das Ausat-
men Muͤhe, und es geht auch mehr Zeit darauf, dieje-
nigen, welche geglaubt, geſehen zu haben, daß ſolches
geſchwinder verrichtet werden (k) muͤſſen, wie ich davor
halte, an die Erfcheinung zufaͤlliger Weiſe gerathen zu
ſeyn, welche uns oft ebenfalls begegnet iſt. Es pflegt
nemlich ein gequaͤltes Thier, das die Luft mit Schmer-
zen einatmen mus, beſonders bei entbloͤſten Ribbenmus-
keln, ploͤzzlich, kurz, und abgebrochen, die Luft in ſich
zu ziehen (l). Aber alsdenn geſchicht auch das Ausat-
men kurz, und hierauf folgt eine lange Ruhe.
§. 11.
(e)
SWAMMERD. c. 2. bo-
rellvſ prop. 84. ſenac. ang.
Ort. w|inſl. Mem. 1738. ravivſ
in amphitheatr. zoot.
(f) Jn einer Bruſtwunde wurden
auch die Schluͤſſelbeine hinaufwerts
gezogen, gvarinoni conſ. 140.
(g) Welches Benjam. Hoadley
nicht in Abrede iſt. S. 2.
(h) COAG. L. II. c. 10. n. 6. Ausg.
DVRET.
(i) Epidemior. L. VII. in uxore
Olympiadae, und im L. III.
(k) SAVVAG. de reſpir. diffic.
S. 3. HAHN de aeris in pulm.
effect. S. 104.
(l) Exp. 10. 33. Jn einer Lungen-
entzuͤndung war ein aͤhnliches Atem-
holen, Journal Encycloped. T. I.
S. 83.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/385>, abgerufen am 22.11.2024.
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