daß aller Schaden im Atemholen von der dichteren und kälteren, in die Lunge gezognen Luft, kein einziger hin- gegen von der dünnen, und heissen Luft herrühre. Bei- derlei Erfolge lassen sich aber durch die allerleichteste Er- fahrungen wiederlegen.
Ferner, wenn eine Kraft ihrer Verdünnung in einen grössern Raum ergossne Luft, gedachte Hindernis im Blutumlaufe hervorbringt, so hätten wir ein leichtes Mittel, wir dörften nur die Brust, so breit, als mög- lich machen, ganz wenig Luft in uns ziehen, und zwar nicht so viel, als ein vollständiges Einatmen verlangt, son- dern überhaupt nur zehn, bis funfzehn Zoll (t), so würde diese Luft, mit ihrer ganzen, von der Wärme empfang- nen Verdünnung, einzig und allein, die Luftgefäschen erfüllen, und keine solche Dichtheit übrig behalten, daß sie die Blutgefässe zusammendrükken könnte.
§. 16. Eine andre Hipotese, nämlich die in der Lunge verdorbne Luft.
Man mus demnach eine andre Ursache aufsuchen, warum wir von der eingezognen, und in der Lunge ver- haltnen Luft, nicht über einige Minuten lang leben kön- nen. Es scheint uns aber die Natur, selbst auf die Analogie einer unaufgefrischten verdorbnen Luft zu führen, da in dieser kein Thier leben kann. Und es ist in der That die Luft, welche in der Lunge verhalten wird, eine solche unaufgefrischte Luft. Eine solche aber, die nicht von frischer abgelöset wird, verliert ihre elastische Kraft; folglich büsset sie diejenige Eigenschast ein, die sie im At- men hatte, und sie büst solche geschwinde ein. Es hat
näm-
(t)SENAC essay de physique. S. 377. Ausg. 17. 5.
Das Atemholen. VIII. Buch
daß aller Schaden im Atemholen von der dichteren und kaͤlteren, in die Lunge gezognen Luft, kein einziger hin- gegen von der duͤnnen, und heiſſen Luft herruͤhre. Bei- derlei Erfolge laſſen ſich aber durch die allerleichteſte Er- fahrungen wiederlegen.
Ferner, wenn eine Kraft ihrer Verduͤnnung in einen groͤſſern Raum ergoſſne Luft, gedachte Hindernis im Blutumlaufe hervorbringt, ſo haͤtten wir ein leichtes Mittel, wir doͤrften nur die Bruſt, ſo breit, als moͤg- lich machen, ganz wenig Luft in uns ziehen, und zwar nicht ſo viel, als ein vollſtaͤndiges Einatmen verlangt, ſon- dern uͤberhaupt nur zehn, bis funfzehn Zoll (t), ſo wuͤrde dieſe Luft, mit ihrer ganzen, von der Waͤrme empfang- nen Verduͤnnung, einzig und allein, die Luftgefaͤschen erfuͤllen, und keine ſolche Dichtheit uͤbrig behalten, daß ſie die Blutgefaͤſſe zuſammendruͤkken koͤnnte.
§. 16. Eine andre Hipoteſe, naͤmlich die in der Lunge verdorbne Luft.
Man mus demnach eine andre Urſache aufſuchen, warum wir von der eingezognen, und in der Lunge ver- haltnen Luft, nicht uͤber einige Minuten lang leben koͤn- nen. Es ſcheint uns aber die Natur, ſelbſt auf die Analogie einer unaufgefriſchten verdorbnen Luft zu fuͤhren, da in dieſer kein Thier leben kann. Und es iſt in der That die Luft, welche in der Lunge verhalten wird, eine ſolche unaufgefriſchte Luft. Eine ſolche aber, die nicht von friſcher abgeloͤſet wird, verliert ihre elaſtiſche Kraft; folglich buͤſſet ſie diejenige Eigenſchaſt ein, die ſie im At- men hatte, und ſie buͤſt ſolche geſchwinde ein. Es hat
naͤm-
(t)SENAC eſſay de phyſique. S. 377. Ausg. 17. 5.
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Das Atemholen. VIII. Buch
daß aller Schaden im Atemholen von der dichteren und
kaͤlteren, in die Lunge gezognen Luft, kein einziger hin-
gegen von der duͤnnen, und heiſſen Luft herruͤhre. Bei-
derlei Erfolge laſſen ſich aber durch die allerleichteſte Er-
fahrungen wiederlegen.
Ferner, wenn eine Kraft ihrer Verduͤnnung in einen
groͤſſern Raum ergoſſne Luft, gedachte Hindernis im
Blutumlaufe hervorbringt, ſo haͤtten wir ein leichtes
Mittel, wir doͤrften nur die Bruſt, ſo breit, als moͤg-
lich machen, ganz wenig Luft in uns ziehen, und zwar
nicht ſo viel, als ein vollſtaͤndiges Einatmen verlangt, ſon-
dern uͤberhaupt nur zehn, bis funfzehn Zoll (t), ſo wuͤrde
dieſe Luft, mit ihrer ganzen, von der Waͤrme empfang-
nen Verduͤnnung, einzig und allein, die Luftgefaͤschen
erfuͤllen, und keine ſolche Dichtheit uͤbrig behalten, daß
ſie die Blutgefaͤſſe zuſammendruͤkken koͤnnte.
§. 16.
Eine andre Hipoteſe, naͤmlich die in der Lunge
verdorbne Luft.
Man mus demnach eine andre Urſache aufſuchen,
warum wir von der eingezognen, und in der Lunge ver-
haltnen Luft, nicht uͤber einige Minuten lang leben koͤn-
nen. Es ſcheint uns aber die Natur, ſelbſt auf die
Analogie einer unaufgefriſchten verdorbnen Luft zu fuͤhren,
da in dieſer kein Thier leben kann. Und es iſt in der
That die Luft, welche in der Lunge verhalten wird, eine
ſolche unaufgefriſchte Luft. Eine ſolche aber, die nicht
von friſcher abgeloͤſet wird, verliert ihre elaſtiſche Kraft;
folglich buͤſſet ſie diejenige Eigenſchaſt ein, die ſie im At-
men hatte, und ſie buͤſt ſolche geſchwinde ein. Es hat
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/410>, abgerufen am 22.11.2024.
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