Nach einem langen Schlafe reizt die Wärme in denjenigen Thieren, die bei dem Frühlinge nach ihrem Winterschlafe wieder erwachen, das bisher kaum bewegte Blut, welches in den Blutadern bisher ausgedehnt ge- wesen, sie führt es dem Herzen zu, und so lebt das Ein- atmen nicht vom Schmerzen (r), sondern von der Be- klemmung wieder auf. Daß das Einatmen blos von der Mechanik des Blutes, welches vom Herzen in die Ribbenmuskeln getrieben wird, herrühre (s), kann ich da- her nicht glauben, weil sich nicht nur die Beklemmung offen- bar bemerken läst, sondern auch das Blut die Muskeln gar nicht in Bewegung bringt; und man mus hier nicht das Herz mit ins Spiel bringen, indem dessen innere Flä- che den Reiz empfängt (t), und kein einziger Muskel sich von dergleichen Antriebe des Blutes zusammenzieht, oder überhaupt keine Bewegung des Blutes zum Reize, und der Beweglichkeit eines Muskels erfordert wird, wie man solches an einer peristaltischen Darmbewegung wahrneh- men kann.
Wovon in der Frucht das erste Einatmen geschehe, soll mit mehr Bequemlichkeit alsdenn erklärt werden, wenn ich vorher die Geschichte des im Mutterleibe wach- senden entworfen habe.
§. 29. Die Zeit, zu einem einzigen Atemzuge
Solchergestallt geschehen in einem lebendigen Thiere die Abwechselungen des Atemholens nach einander; es folgt auf das Einatmen, kurz zuvor, ehe noch eine Be- ängstigung erfolgen kann, das Ausatmen; auf dieses ge-
schicht
(r)[Spaltenumbruch]WHYTT. S. 221.
(s)VERRYST. S. 43.
(t)[Spaltenumbruch]
Vergl. FONTANA Epist. II.
F f 2
IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinnngen.
Nach einem langen Schlafe reizt die Waͤrme in denjenigen Thieren, die bei dem Fruͤhlinge nach ihrem Winterſchlafe wieder erwachen, das bisher kaum bewegte Blut, welches in den Blutadern bisher ausgedehnt ge- weſen, ſie fuͤhrt es dem Herzen zu, und ſo lebt das Ein- atmen nicht vom Schmerzen (r), ſondern von der Be- klemmung wieder auf. Daß das Einatmen blos von der Mechanik des Blutes, welches vom Herzen in die Ribbenmuskeln getrieben wird, herruͤhre (s), kann ich da- her nicht glauben, weil ſich nicht nur die Beklemmung offen- bar bemerken laͤſt, ſondern auch das Blut die Muskeln gar nicht in Bewegung bringt; und man mus hier nicht das Herz mit ins Spiel bringen, indem deſſen innere Flaͤ- che den Reiz empfaͤngt (t), und kein einziger Muskel ſich von dergleichen Antriebe des Blutes zuſammenzieht, oder uͤberhaupt keine Bewegung des Blutes zum Reize, und der Beweglichkeit eines Muſkels erfordert wird, wie man ſolches an einer periſtaltiſchen Darmbewegung wahrneh- men kann.
Wovon in der Frucht das erſte Einatmen geſchehe, ſoll mit mehr Bequemlichkeit alsdenn erklaͤrt werden, wenn ich vorher die Geſchichte des im Mutterleibe wach- ſenden entworfen habe.
§. 29. Die Zeit, zu einem einzigen Atemzuge
Solchergeſtallt geſchehen in einem lebendigen Thiere die Abwechſelungen des Atemholens nach einander; es folgt auf das Einatmen, kurz zuvor, ehe noch eine Be- aͤngſtigung erfolgen kann, das Ausatmen; auf dieſes ge-
ſchicht
(r)[Spaltenumbruch]WHYTT. S. 221.
(s)VERRYST. S. 43.
(t)[Spaltenumbruch]
Vergl. FONTANA Epiſt. II.
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IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinnngen.
Nach einem langen Schlafe reizt die Waͤrme in
denjenigen Thieren, die bei dem Fruͤhlinge nach ihrem
Winterſchlafe wieder erwachen, das bisher kaum bewegte
Blut, welches in den Blutadern bisher ausgedehnt ge-
weſen, ſie fuͤhrt es dem Herzen zu, und ſo lebt das Ein-
atmen nicht vom Schmerzen (r), ſondern von der Be-
klemmung wieder auf. Daß das Einatmen blos von
der Mechanik des Blutes, welches vom Herzen in die
Ribbenmuskeln getrieben wird, herruͤhre (s), kann ich da-
her nicht glauben, weil ſich nicht nur die Beklemmung offen-
bar bemerken laͤſt, ſondern auch das Blut die Muskeln gar
nicht in Bewegung bringt; und man mus hier nicht das
Herz mit ins Spiel bringen, indem deſſen innere Flaͤ-
che den Reiz empfaͤngt (t), und kein einziger Muskel ſich
von dergleichen Antriebe des Blutes zuſammenzieht, oder
uͤberhaupt keine Bewegung des Blutes zum Reize, und
der Beweglichkeit eines Muſkels erfordert wird, wie man
ſolches an einer periſtaltiſchen Darmbewegung wahrneh-
men kann.
Wovon in der Frucht das erſte Einatmen geſchehe,
ſoll mit mehr Bequemlichkeit alsdenn erklaͤrt werden,
wenn ich vorher die Geſchichte des im Mutterleibe wach-
ſenden entworfen habe.
§. 29.
Die Zeit, zu einem einzigen Atemzuge
Solchergeſtallt geſchehen in einem lebendigen Thiere
die Abwechſelungen des Atemholens nach einander; es
folgt auf das Einatmen, kurz zuvor, ehe noch eine Be-
aͤngſtigung erfolgen kann, das Ausatmen; auf dieſes ge-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/457>, abgerufen am 22.11.2024.
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