Stunden noch (i). Wir haben an den Vögeln gezeigt, daß ihre Lungen auch nach vielen Atemzügen nicht einmal schwimmen will, daß sie also nicht im Augenblikke eine Veränderung leide (k). Man mus endlich noch wieder- holen, daß nicht nur die Früchte, sondern auch vor kur- zem an des Tageslicht gebrachte Thiere, die Gewalt eines luftleeren Raumes länger vertragen, und folglich auch ohne Atemholen leben können (l).
Wenn sich diese Veränderung an einem, vor kurzem an die Welt gebrachten Thiere eräugnet, so läst sich die Sache viel leichter begreifen. Die Lunge ist in einer Frucht sehr klein (m), nur ganz kurz, und sie befindet sich in einer kleinen Brust eingeschlossen. Diese wird von einer ungeheuren Last der Leber gedrükkt; und auch die Brustdrüse, nimmt einen Theil dieser so kleinen Brust mit ein; einen andern Theil bedekkt das viele Wasser, welches in der Brust ist (n). Folglich geht nur ein sehr kleiner Theil Blut (o) durch die Lunge durch, da ein weit grösserer Theil durch das eirunde Loch, durch den Schlagadergang, aus den rechten Herzhölen nach den linken zu läuft, und die Lunge vorbeiströmt.
Wenn nun das Thier Atem geholt, und seine Lunge mit Luft ausgedehnt hat, so verschliest sich nicht sogleich der Schlagadergang (p), oder das eiförmige Loch (q), und doch geht mehr Blut durch die aufgeblasne Lunge, wie es die, an einem Orte wiederholte Versuche bezei-
gen,
(i)[Spaltenumbruch]SENAC. S 413.
(k)Sur le poulet. T. II. S. 121.
(l)BOYLE, MERY de la cir- culat. S. 57. senac. angef. Ort.
(m)PECHLIN de aer. et ali- ment. defect. c. 8. Vergl. damit das Verhältnis der Lunge in einer Frucht gegen die Lunge eines Erwachsnen, in Zahlen ausgedrükkt. 4 Abschn. B. N. 11. Warum sie in einem Hün- [Spaltenumbruch]
chen klein sei, siehe Mem. sur la pou- let. T. II. S. 118.
(n) N. 2. Abschn. 2. B. 8.
(o)SAVVAG. Embryolog. S. 21. Nach einer Schäzzug beträgt solches noch weniger, als den vierten Theil des gesammten Blutes. Die- ses folgt aus Fasc. Icon. IV. S. 11.
(p) N. 21. 2 Abschn. 8 B.
(q) Angef. Fasc.
Das Atemholen. VIII. Buch.
Stunden noch (i). Wir haben an den Voͤgeln gezeigt, daß ihre Lungen auch nach vielen Atemzuͤgen nicht einmal ſchwimmen will, daß ſie alſo nicht im Augenblikke eine Veraͤnderung leide (k). Man mus endlich noch wieder- holen, daß nicht nur die Fruͤchte, ſondern auch vor kur- zem an des Tageslicht gebrachte Thiere, die Gewalt eines luftleeren Raumes laͤnger vertragen, und folglich auch ohne Atemholen leben koͤnnen (l).
Wenn ſich dieſe Veraͤnderung an einem, vor kurzem an die Welt gebrachten Thiere eraͤugnet, ſo laͤſt ſich die Sache viel leichter begreifen. Die Lunge iſt in einer Frucht ſehr klein (m), nur ganz kurz, und ſie befindet ſich in einer kleinen Bruſt eingeſchloſſen. Dieſe wird von einer ungeheuren Laſt der Leber gedruͤkkt; und auch die Bruſtdruͤſe, nimmt einen Theil dieſer ſo kleinen Bruſt mit ein; einen andern Theil bedekkt das viele Waſſer, welches in der Bruſt iſt (n). Folglich geht nur ein ſehr kleiner Theil Blut (o) durch die Lunge durch, da ein weit groͤſſerer Theil durch das eirunde Loch, durch den Schlagadergang, aus den rechten Herzhoͤlen nach den linken zu laͤuft, und die Lunge vorbeiſtroͤmt.
Wenn nun das Thier Atem geholt, und ſeine Lunge mit Luft ausgedehnt hat, ſo verſchlieſt ſich nicht ſogleich der Schlagadergang (p), oder das eifoͤrmige Loch (q), und doch geht mehr Blut durch die aufgeblaſne Lunge, wie es die, an einem Orte wiederholte Verſuche bezei-
gen,
(i)[Spaltenumbruch]SENAC. S 413.
(k)Sur le poulet. T. II. S. 121.
(l)BOYLE, MERY de la cir- culat. S. 57. ſenac. angef. Ort.
(m)PECHLIN de aer. et ali- ment. defect. c. 8. Vergl. damit das Verhaͤltnis der Lunge in einer Frucht gegen die Lunge eines Erwachſnen, in Zahlen ausgedruͤkkt. 4 Abſchn. B. N. 11. Warum ſie in einem Huͤn- [Spaltenumbruch]
chen klein ſei, ſiehe Mem. ſur la pou- let. T. II. S. 118.
(n) N. 2. Abſchn. 2. B. 8.
(o)SAVVAG. Embryolog. S. 21. Nach einer Schaͤzzug betraͤgt ſolches noch weniger, als den vierten Theil des geſammten Blutes. Die- ſes folgt aus Faſc. Icon. IV. S. 11.
(p) N. 21. 2 Abſchn. 8 B.
(q) Angef. Faſc.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0500"n="494"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Atemholen. <hirendition="#aq">VIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
Stunden noch <noteplace="foot"n="(i)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">SENAC.</hi></hi> S 413.</note>. Wir haben an den Voͤgeln gezeigt,<lb/>
daß ihre Lungen auch nach vielen Atemzuͤgen nicht einmal<lb/>ſchwimmen will, daß ſie alſo nicht im Augenblikke eine<lb/>
Veraͤnderung leide <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">Sur le poulet. T. II.</hi> S. 121.</note>. Man mus endlich noch wieder-<lb/>
holen, daß nicht nur die Fruͤchte, ſondern auch vor kur-<lb/>
zem an des Tageslicht gebrachte Thiere, die Gewalt eines<lb/>
luftleeren Raumes laͤnger vertragen, und folglich auch ohne<lb/>
Atemholen leben koͤnnen <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">BOYLE, MERY</hi> de la cir-<lb/>
culat.</hi> S. 57. <hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">ſenac.</hi></hi></hi> angef. Ort.</note>.</p><lb/><p>Wenn ſich dieſe Veraͤnderung an einem, vor kurzem<lb/>
an die Welt gebrachten Thiere eraͤugnet, ſo laͤſt ſich die<lb/>
Sache viel leichter begreifen. Die Lunge iſt in einer<lb/>
Frucht ſehr klein <noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">PECHLIN</hi> de aer. et ali-<lb/>
ment. defect. c.</hi> 8. Vergl. damit das<lb/>
Verhaͤltnis der Lunge in einer Frucht<lb/>
gegen die Lunge eines Erwachſnen,<lb/>
in Zahlen ausgedruͤkkt. 4 Abſchn.<lb/>
B. N. 11. Warum ſie in einem Huͤn-<lb/><cb/>
chen klein ſei, ſiehe <hirendition="#aq">Mem. ſur la pou-<lb/>
let. T. II.</hi> S. 118.</note>, nur ganz kurz, und ſie befindet<lb/>ſich in einer kleinen Bruſt eingeſchloſſen. Dieſe wird von<lb/>
einer ungeheuren Laſt der Leber gedruͤkkt; und auch die<lb/>
Bruſtdruͤſe, nimmt einen Theil dieſer ſo kleinen Bruſt<lb/>
mit ein; einen andern Theil bedekkt das viele Waſſer,<lb/>
welches in der Bruſt iſt <noteplace="foot"n="(n)">N. 2. Abſchn. 2. B. 8.</note>. Folglich geht nur ein ſehr<lb/>
kleiner Theil Blut <noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">SAVVAG.</hi> Embryolog.</hi> S.<lb/>
21. Nach einer Schaͤzzug betraͤgt<lb/>ſolches noch weniger, als den vierten<lb/>
Theil des geſammten Blutes. Die-<lb/>ſes folgt aus <hirendition="#aq">Faſc. Icon. IV.</hi> S. 11.</note> durch die Lunge durch, da ein<lb/>
weit groͤſſerer Theil durch das eirunde Loch, durch den<lb/>
Schlagadergang, aus den rechten Herzhoͤlen nach den<lb/>
linken zu laͤuft, und die Lunge vorbeiſtroͤmt.</p><lb/><p>Wenn nun das Thier Atem geholt, und ſeine Lunge<lb/>
mit Luft ausgedehnt hat, ſo verſchlieſt ſich nicht ſogleich<lb/>
der Schlagadergang <noteplace="foot"n="(p)">N. 21. 2 Abſchn. 8 B.</note>, oder das eifoͤrmige Loch <noteplace="foot"n="(q)">Angef. <hirendition="#aq">Faſc.</hi></note>,<lb/>
und doch geht mehr Blut durch die aufgeblaſne Lunge,<lb/>
wie es die, an einem Orte wiederholte Verſuche bezei-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gen,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[494/0500]
Das Atemholen. VIII. Buch.
Stunden noch (i). Wir haben an den Voͤgeln gezeigt,
daß ihre Lungen auch nach vielen Atemzuͤgen nicht einmal
ſchwimmen will, daß ſie alſo nicht im Augenblikke eine
Veraͤnderung leide (k). Man mus endlich noch wieder-
holen, daß nicht nur die Fruͤchte, ſondern auch vor kur-
zem an des Tageslicht gebrachte Thiere, die Gewalt eines
luftleeren Raumes laͤnger vertragen, und folglich auch ohne
Atemholen leben koͤnnen (l).
Wenn ſich dieſe Veraͤnderung an einem, vor kurzem
an die Welt gebrachten Thiere eraͤugnet, ſo laͤſt ſich die
Sache viel leichter begreifen. Die Lunge iſt in einer
Frucht ſehr klein (m), nur ganz kurz, und ſie befindet
ſich in einer kleinen Bruſt eingeſchloſſen. Dieſe wird von
einer ungeheuren Laſt der Leber gedruͤkkt; und auch die
Bruſtdruͤſe, nimmt einen Theil dieſer ſo kleinen Bruſt
mit ein; einen andern Theil bedekkt das viele Waſſer,
welches in der Bruſt iſt (n). Folglich geht nur ein ſehr
kleiner Theil Blut (o) durch die Lunge durch, da ein
weit groͤſſerer Theil durch das eirunde Loch, durch den
Schlagadergang, aus den rechten Herzhoͤlen nach den
linken zu laͤuft, und die Lunge vorbeiſtroͤmt.
Wenn nun das Thier Atem geholt, und ſeine Lunge
mit Luft ausgedehnt hat, ſo verſchlieſt ſich nicht ſogleich
der Schlagadergang (p), oder das eifoͤrmige Loch (q),
und doch geht mehr Blut durch die aufgeblaſne Lunge,
wie es die, an einem Orte wiederholte Verſuche bezei-
gen,
(i)
SENAC. S 413.
(k) Sur le poulet. T. II. S. 121.
(l) BOYLE, MERY de la cir-
culat. S. 57. ſenac. angef. Ort.
(m) PECHLIN de aer. et ali-
ment. defect. c. 8. Vergl. damit das
Verhaͤltnis der Lunge in einer Frucht
gegen die Lunge eines Erwachſnen,
in Zahlen ausgedruͤkkt. 4 Abſchn.
B. N. 11. Warum ſie in einem Huͤn-
chen klein ſei, ſiehe Mem. ſur la pou-
let. T. II. S. 118.
(n) N. 2. Abſchn. 2. B. 8.
(o) SAVVAG. Embryolog. S.
21. Nach einer Schaͤzzug betraͤgt
ſolches noch weniger, als den vierten
Theil des geſammten Blutes. Die-
ſes folgt aus Faſc. Icon. IV. S. 11.
(p) N. 21. 2 Abſchn. 8 B.
(q) Angef. Faſc.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/500>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.