Schreien hieher mit ziehen kann (z), sondern es thun die- ses eben so auch Thiere, die ohne Laut sind, oder stumme sind, diese schnappen nach Luft, und doch kann man nicht glauben, daß sie dieses allein thäten, um das Atemho- len zu erlernen. So halte ich eben so wenig auf den Reiz des Unrathes in den Gedärmen (a), der bei den Vögeln wenigstens nichts zu sagen hat, und eben so we- nig| auf den Reiz des Zwerchfells, das, ich weis selbst nicht, von welchen Säften gereizt werden soll (b), denn es atmen auch Vögel, die kein Zwerchfell haben.
Jch kann auch nicht glauben, daß die Schwere der Luft, auf die luftleere Brust der Frucht (c), mechanisch wir- ken und sich den Weg zu derselben | öffnen solle, da ich ge- zeigt, daß ein neugebornes Thier, wenn es matt ist, nicht Atem hole; denn es würde diese Mattigkeit die not- wendige Folge dieser Luftschwere nicht unterbrechen.
Ferner so erklärt das wenige Zurrükweichen der Ein- geweide im Bauche, vom Zwerchfelle (e), dadurch dieser Muskel in Freiheit gesezzt wird, ebenfalls den Atem eines Vogels nicht, da dieser gekrümmt im | Eie atmet (f), und kein Zwerchfell hat.
Eben so wenig mag ich diese so notwendige Handlung eines jungen Thieres, von einer grössern Ausdehnung der rechten Herzkammer (g), oder von dergleichen andren Ursachen, deren Zeugnisse man zu haben verlangt, oder zu wissen sucht, herleiten.
Dem blosen Zufalle, das Leben der Vierfüßigen, und Vögel zu überlassen, und einer von ungefehr, aus
der
(z)[Spaltenumbruch]
Welches meine Vermuthung gewesen, Comm. ad Prael. boerh. T. V. P. S. 464.
(a)THRVST. S. 96. 97.
(b)PITCAIRN. ang. Dissert. croeser ontwerp. S. 12.
(c) 8 B. 4 A. 2 N.
(e)[Spaltenumbruch]ROVKEMA in den Aan- merkingen. S. 19. u. f. Dagegen IDEMA, WIERDSMA beim B. IDEMA tusscheninspraek. S. 22.
(f) Unsre Exp. 260.
(g)Nicolai von der Einbildungs- kraft. S. 65.
H. Phisiol. 3. B. J i
V. Abſchn. Der Nuzzen.
Schreien hieher mit ziehen kann (z), ſondern es thun die- ſes eben ſo auch Thiere, die ohne Laut ſind, oder ſtumme ſind, dieſe ſchnappen nach Luft, und doch kann man nicht glauben, daß ſie dieſes allein thaͤten, um das Atemho- len zu erlernen. So halte ich eben ſo wenig auf den Reiz des Unrathes in den Gedaͤrmen (a), der bei den Voͤgeln wenigſtens nichts zu ſagen hat, und eben ſo we- nig| auf den Reiz des Zwerchfells, das, ich weis ſelbſt nicht, von welchen Saͤften gereizt werden ſoll (b), denn es atmen auch Voͤgel, die kein Zwerchfell haben.
Jch kann auch nicht glauben, daß die Schwere der Luft, auf die luftleere Bruſt der Frucht (c), mechaniſch wir- ken und ſich den Weg zu derſelben | oͤffnen ſolle, da ich ge- zeigt, daß ein neugebornes Thier, wenn es matt iſt, nicht Atem hole; denn es wuͤrde dieſe Mattigkeit die not- wendige Folge dieſer Luftſchwere nicht unterbrechen.
Ferner ſo erklaͤrt das wenige Zurruͤkweichen der Ein- geweide im Bauche, vom Zwerchfelle (e), dadurch dieſer Muskel in Freiheit geſezzt wird, ebenfalls den Atem eines Vogels nicht, da dieſer gekruͤmmt im | Eie atmet (f), und kein Zwerchfell hat.
Eben ſo wenig mag ich dieſe ſo notwendige Handlung eines jungen Thieres, von einer groͤſſern Ausdehnung der rechten Herzkammer (g), oder von dergleichen andren Urſachen, deren Zeugniſſe man zu haben verlangt, oder zu wiſſen ſucht, herleiten.
Dem bloſen Zufalle, das Leben der Vierfuͤßigen, und Voͤgel zu uͤberlaſſen, und einer von ungefehr, aus
der
(z)[Spaltenumbruch]
Welches meine Vermuthung geweſen, Comm. ad Prael. boerh. T. V. P. S. 464.
(a)THRVST. S. 96. 97.
(b)PITCAIRN. ang. Diſſert. croeſer ontwerp. S. 12.
(c) 8 B. 4 A. 2 N.
(e)[Spaltenumbruch]ROVKEMA in den Aan- merkingen. S. 19. u. f. Dagegen IDEMA, WIERDSMA beim B. IDEMA tusſcheninſpraek. S. 22.
(f) Unſre Exp. 260.
(g)Nicolai von der Einbildungs- kraft. S. 65.
H. Phiſiol. 3. B. J i
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[495[497]/0503]
V. Abſchn. Der Nuzzen.
Schreien hieher mit ziehen kann (z), ſondern es thun die-
ſes eben ſo auch Thiere, die ohne Laut ſind, oder ſtumme
ſind, dieſe ſchnappen nach Luft, und doch kann man nicht
glauben, daß ſie dieſes allein thaͤten, um das Atemho-
len zu erlernen. So halte ich eben ſo wenig auf den
Reiz des Unrathes in den Gedaͤrmen (a), der bei den
Voͤgeln wenigſtens nichts zu ſagen hat, und eben ſo we-
nig| auf den Reiz des Zwerchfells, das, ich weis ſelbſt
nicht, von welchen Saͤften gereizt werden ſoll (b), denn
es atmen auch Voͤgel, die kein Zwerchfell haben.
Jch kann auch nicht glauben, daß die Schwere der
Luft, auf die luftleere Bruſt der Frucht (c), mechaniſch wir-
ken und ſich den Weg zu derſelben | oͤffnen ſolle, da ich ge-
zeigt, daß ein neugebornes Thier, wenn es matt iſt,
nicht Atem hole; denn es wuͤrde dieſe Mattigkeit die not-
wendige Folge dieſer Luftſchwere nicht unterbrechen.
Ferner ſo erklaͤrt das wenige Zurruͤkweichen der Ein-
geweide im Bauche, vom Zwerchfelle (e), dadurch dieſer
Muskel in Freiheit geſezzt wird, ebenfalls den Atem
eines Vogels nicht, da dieſer gekruͤmmt im | Eie atmet (f),
und kein Zwerchfell hat.
Eben ſo wenig mag ich dieſe ſo notwendige Handlung
eines jungen Thieres, von einer groͤſſern Ausdehnung der
rechten Herzkammer (g), oder von dergleichen andren
Urſachen, deren Zeugniſſe man zu haben verlangt, oder
zu wiſſen ſucht, herleiten.
Dem bloſen Zufalle, das Leben der Vierfuͤßigen,
und Voͤgel zu uͤberlaſſen, und einer von ungefehr, aus
der
(z)
Welches meine Vermuthung
geweſen, Comm. ad Prael. boerh.
T. V. P. S. 464.
(a) THRVST. S. 96. 97.
(b) PITCAIRN. ang. Diſſert.
croeſer ontwerp. S. 12.
(c) 8 B. 4 A. 2 N.
(e)
ROVKEMA in den Aan-
merkingen. S. 19. u. f. Dagegen
IDEMA, WIERDSMA beim
B. IDEMA tusſcheninſpraek. S. 22.
(f) Unſre Exp. 260.
(g) Nicolai von der Einbildungs-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 495[497]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/503>, abgerufen am 22.11.2024.
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