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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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Das Atemholen. VIII. Buch.
seyn, welche unter der Täucherglokke, aus Mangel der
Luft kraftlos geworden. Dasjenige Salz, welches Bar-
tolett
vom Menschenatmen (h), in seinen Flaschen auf-
gefangen, soll nichts anders, als dieses gewesen seyn.
Man könne eine süsse, und blutrothe Arzenei aus Salpeter
verfertigen (i).

Wenn hier die Rede ist von dem wirklichen pris-
matischen, und von sechs Löchern durchborten (k), ver-
puffenden, und im Verpuffen Luft er zeugenden (l) Salpeter,
die Rede ist, den man aus der Luftfäure mit einem harnhaf-
ten brennbaren Wesen, und Kalke macht, so kann man leicht
zeigen, daß diese Hipotese höchst falsch sey. Denn es
wird dergleichen Salz in der Luft niemals gefunden, und
es kann keins gefunden werden, welches von feuerbestän-
diger Natur (m), und mit Kalk versezzt sey (n), von
der Kunst herrühre (o), und nie von der Natur rein
hervorgebracht würde. Man mus auch die flüchtige
Art des Salpetergeistes nicht hieher ziehen, indem dessen
Dämpfe mit dem nächsten besten Alkali aufbrausen;
denn es ist dieses lauter Säure, und kein Salpeter (p).

Allein, wenn man die Ausdrükke dieser berühmten
Männer in ihrem gehörigen Verstande betrachtet, so
geht der saure Dampf des Salpeters (q) allerdings in

die
(h) [Spaltenumbruch] VALISN. oper omn. T. III.
S. 576.
(i) BECCHER in tripode.
(k) BAKER employment for
the microscope.
S. 64. Microscop.
Beluftig. Tab. 31. Ob man gleich
sonst daselbst Kristallen sieht. Fer-
ner beim ber. CAPPELER chry-
stallograph. Tab. 14. f.
2. 7. So sind
doch dieses Salze von einer andern
Art.
(l) HALES veg. stat. exp. 102.
(m) SLARE Phil. trans. n. 204.
waller. de nitro. boyle Hist.
of the air.
S. 42
(n) CARTHEVSER mater.
[Spaltenumbruch] med. T. I.
S. 286. u. s. f. MVS-
SCHENBR.
essays.
S. 340. J.
GOTTSCHALK WALLE-
RIVS
angef. Ort.
(o) Wie aus Meersalze, mit Mist-
laake, Asche, und Taubenkote Salpe-
ter gemacht werden könne, siehe Ju-
sti
Wahrheiten, N. 7. Gemeiniglich
wird Salpeter aus einer harnhaften
Fettigkeit, der Luftsäure, und zuge-
sezztem Kalke gemacht.
(p) NEVMANN oper. T. I.
P.
2. S. 11.
(q) Daß der Nitergeist eingezogen
werde, Bayle. S. 367.

Das Atemholen. VIII. Buch.
ſeyn, welche unter der Taͤucherglokke, aus Mangel der
Luft kraftlos geworden. Dasjenige Salz, welches Bar-
tolett
vom Menſchenatmen (h), in ſeinen Flaſchen auf-
gefangen, ſoll nichts anders, als dieſes geweſen ſeyn.
Man koͤnne eine ſuͤſſe, und blutrothe Arzenei aus Salpeter
verfertigen (i).

Wenn hier die Rede iſt von dem wirklichen pris-
matiſchen, und von ſechs Loͤchern durchborten (k), ver-
puffenden, und im Verpuffen Luft er zeugenden (l) Salpeter,
die Rede iſt, den man aus der Luftfaͤure mit einem harnhaf-
ten brennbaren Weſen, und Kalke macht, ſo kann man leicht
zeigen, daß dieſe Hipoteſe hoͤchſt falſch ſey. Denn es
wird dergleichen Salz in der Luft niemals gefunden, und
es kann keins gefunden werden, welches von feuerbeſtaͤn-
diger Natur (m), und mit Kalk verſezzt ſey (n), von
der Kunſt herruͤhre (o), und nie von der Natur rein
hervorgebracht wuͤrde. Man mus auch die fluͤchtige
Art des Salpetergeiſtes nicht hieher ziehen, indem deſſen
Daͤmpfe mit dem naͤchſten beſten Alkali aufbrauſen;
denn es iſt dieſes lauter Saͤure, und kein Salpeter (p).

Allein, wenn man die Ausdruͤkke dieſer beruͤhmten
Maͤnner in ihrem gehoͤrigen Verſtande betrachtet, ſo
geht der ſaure Dampf des Salpeters (q) allerdings in

die
(h) [Spaltenumbruch] VALISN. oper omn. T. III.
S. 576.
(i) BECCHER in tripode.
(k) BAKER employment for
the microſcope.
S. 64. Microſcop.
Beluftig. Tab. 31. Ob man gleich
ſonſt daſelbſt Kriſtallen ſieht. Fer-
ner beim ber. CAPPELER chry-
ſtallograph. Tab. 14. f.
2. 7. So ſind
doch dieſes Salze von einer andern
Art.
(l) HALES veg. ſtat. exp. 102.
(m) SLARE Phil. tranſ. n. 204.
waller. de nitro. boyle Hiſt.
of the air.
S. 42
(n) CARTHEVSER mater.
[Spaltenumbruch] med. T. I.
S. 286. u. ſ. f. MVS-
SCHENBR.
eſſays.
S. 340. J.
GOTTSCHALK WALLE-
RIVS
angef. Ort.
(o) Wie aus Meerſalze, mit Miſt-
laake, Aſche, und Taubenkote Salpe-
ter gemacht werden koͤnne, ſiehe Ju-
ſti
Wahrheiten, N. 7. Gemeiniglich
wird Salpeter aus einer harnhaften
Fettigkeit, der Luftſaͤure, und zuge-
ſezztem Kalke gemacht.
(p) NEVMANN oper. T. I.
P.
2. S. 11.
(q) Daß der Nitergeiſt eingezogen
werde, Bayle. S. 367.
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[522[524]/0530] Das Atemholen. VIII. Buch. ſeyn, welche unter der Taͤucherglokke, aus Mangel der Luft kraftlos geworden. Dasjenige Salz, welches Bar- tolett vom Menſchenatmen (h), in ſeinen Flaſchen auf- gefangen, ſoll nichts anders, als dieſes geweſen ſeyn. Man koͤnne eine ſuͤſſe, und blutrothe Arzenei aus Salpeter verfertigen (i). Wenn hier die Rede iſt von dem wirklichen pris- matiſchen, und von ſechs Loͤchern durchborten (k), ver- puffenden, und im Verpuffen Luft er zeugenden (l) Salpeter, die Rede iſt, den man aus der Luftfaͤure mit einem harnhaf- ten brennbaren Weſen, und Kalke macht, ſo kann man leicht zeigen, daß dieſe Hipoteſe hoͤchſt falſch ſey. Denn es wird dergleichen Salz in der Luft niemals gefunden, und es kann keins gefunden werden, welches von feuerbeſtaͤn- diger Natur (m), und mit Kalk verſezzt ſey (n), von der Kunſt herruͤhre (o), und nie von der Natur rein hervorgebracht wuͤrde. Man mus auch die fluͤchtige Art des Salpetergeiſtes nicht hieher ziehen, indem deſſen Daͤmpfe mit dem naͤchſten beſten Alkali aufbrauſen; denn es iſt dieſes lauter Saͤure, und kein Salpeter (p). Allein, wenn man die Ausdruͤkke dieſer beruͤhmten Maͤnner in ihrem gehoͤrigen Verſtande betrachtet, ſo geht der ſaure Dampf des Salpeters (q) allerdings in die (h) VALISN. oper omn. T. III. S. 576. (i) BECCHER in tripode. (k) BAKER employment for the microſcope. S. 64. Microſcop. Beluftig. Tab. 31. Ob man gleich ſonſt daſelbſt Kriſtallen ſieht. Fer- ner beim ber. CAPPELER chry- ſtallograph. Tab. 14. f. 2. 7. So ſind doch dieſes Salze von einer andern Art. (l) HALES veg. ſtat. exp. 102. (m) SLARE Phil. tranſ. n. 204. waller. de nitro. boyle Hiſt. of the air. S. 42 (n) CARTHEVSER mater. med. T. I. S. 286. u. ſ. f. MVS- SCHENBR. eſſays. S. 340. J. GOTTSCHALK WALLE- RIVS angef. Ort. (o) Wie aus Meerſalze, mit Miſt- laake, Aſche, und Taubenkote Salpe- ter gemacht werden koͤnne, ſiehe Ju- ſti Wahrheiten, N. 7. Gemeiniglich wird Salpeter aus einer harnhaften Fettigkeit, der Luftſaͤure, und zuge- ſezztem Kalke gemacht. (p) NEVMANN oper. T. I. P. 2. S. 11. (q) Daß der Nitergeiſt eingezogen werde, Bayle. S. 367.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 522[524]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/530>, abgerufen am 22.11.2024.