ihre Federkraft in dem Blute nicht übrig behält, so mus man sich um ihre Wirksamkeit nicht bekümmern.
Wir sind nicht eben dawider, daß sich nicht mit der, von| den Lungenblutadern wieder | eingeschlukkten Feuch- tigkeit, zugleich ein wenig, von der in der Luft befindli- chen Säure, mit ins Blut hineinziehen sollte. Dieses ist aber nur wenig (q), und weder salpeterartig, noch von merklichen Folgen. Denn es neigt sich doch das ganze Blut, dieser, durch die Luft hinzugekommenen Säure un- geachtet, zur harnhaften Beschaffenheit (r).
Man erlaube uns hier, mit kurzem Worten, einen Jrrthum zu wiederlegen, welcher hin und wieder vorkommt, und sich in die Phisiologie mit eingeschlichen, nämlich daß besonders der Salpeter Kälte verursache, und im Nordwinde, und denen verwandten Windstrichen in grös- serer Menge vorhanden sei (r*). Es ist beides ohne Grund. Da sich der Salpeter vornämlich aus den Aus- würfen der Thiere erzeugt, und einen harnhaften Grund- stoff zur Basis verlangt, so ist er vor andern eine Geburt der heissen Erdgegenden. Man findet ihn auf dem Afri- kanischen Boden (s) so häufig, daß man aus hundert Pfund Erde sechs Unzen herauslaugen kann. Man findet in Quito (t), fast unter der Mittagslinie, gewöhnlicher- massen Salpeter. Jn Egipten siedet man (u) ihn sehr häufig aus Erde. Derjenige Europäische Donnersalpe- ter, welchen die Kriegskunst zu dem Verderben der Sol- daten anwendet, kömmt zu uns aus Jndostan her. Jn kalten Gegenden wirkt die Fäulnis seltener und träge, der Umlauf der Natur, mit dem ihre Hände aus Erde Pflan- zen und Jnsekten bauen, und folche wieder zu Erde ma- chen, geschicht mit einer kleinern Eilfertigkeit.
Bei
(q)[Spaltenumbruch]COCKBVRNE oecon. anim. S. 120.
(r) 8 Buch.
(r*)HOME angef. Ort. S. [Spaltenumbruch]
145.
(s)SHAW travels. S. 228.
(t)BOVGVER S. LXIV.
(u)Journ. des savans. 1685.
Das Atemholen. VIII. Buch.
ihre Federkraft in dem Blute nicht uͤbrig behaͤlt, ſo mus man ſich um ihre Wirkſamkeit nicht bekuͤmmern.
Wir ſind nicht eben dawider, daß ſich nicht mit der, von| den Lungenblutadern wieder | eingeſchlukkten Feuch- tigkeit, zugleich ein wenig, von der in der Luft befindli- chen Saͤure, mit ins Blut hineinziehen ſollte. Dieſes iſt aber nur wenig (q), und weder ſalpeterartig, noch von merklichen Folgen. Denn es neigt ſich doch das ganze Blut, dieſer, durch die Luft hinzugekommenen Saͤure un- geachtet, zur harnhaften Beſchaffenheit (r).
Man erlaube uns hier, mit kurzem Worten, einen Jrrthum zu wiederlegen, welcher hin und wieder vorkommt, und ſich in die Phiſiologie mit eingeſchlichen, naͤmlich daß beſonders der Salpeter Kaͤlte verurſache, und im Nordwinde, und denen verwandten Windſtrichen in groͤſ- ſerer Menge vorhanden ſei (r*). Es iſt beides ohne Grund. Da ſich der Salpeter vornaͤmlich aus den Aus- wuͤrfen der Thiere erzeugt, und einen harnhaften Grund- ſtoff zur Baſis verlangt, ſo iſt er vor andern eine Geburt der heiſſen Erdgegenden. Man findet ihn auf dem Afri- kaniſchen Boden (s) ſo haͤufig, daß man aus hundert Pfund Erde ſechs Unzen herauslaugen kann. Man findet in Quito (t), faſt unter der Mittagslinie, gewoͤhnlicher- maſſen Salpeter. Jn Egipten ſiedet man (u) ihn ſehr haͤufig aus Erde. Derjenige Europaͤiſche Donnerſalpe- ter, welchen die Kriegskunſt zu dem Verderben der Sol- daten anwendet, koͤmmt zu uns aus Jndoſtan her. Jn kalten Gegenden wirkt die Faͤulnis ſeltener und traͤge, der Umlauf der Natur, mit dem ihre Haͤnde aus Erde Pflan- zen und Jnſekten bauen, und folche wieder zu Erde ma- chen, geſchicht mit einer kleinern Eilfertigkeit.
Bei
(q)[Spaltenumbruch]COCKBVRNE oecon. anim. S. 120.
(r) 8 Buch.
(r*)HOME angef. Ort. S. [Spaltenumbruch]
145.
(s)SHAW travels. S. 228.
(t)BOVGVER S. LXIV.
(u)Journ. des ſavans. 1685.
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[532[534]/0540]
Das Atemholen. VIII. Buch.
ihre Federkraft in dem Blute nicht uͤbrig behaͤlt, ſo mus
man ſich um ihre Wirkſamkeit nicht bekuͤmmern.
Wir ſind nicht eben dawider, daß ſich nicht mit der,
von| den Lungenblutadern wieder | eingeſchlukkten Feuch-
tigkeit, zugleich ein wenig, von der in der Luft befindli-
chen Saͤure, mit ins Blut hineinziehen ſollte. Dieſes
iſt aber nur wenig (q), und weder ſalpeterartig, noch von
merklichen Folgen. Denn es neigt ſich doch das ganze
Blut, dieſer, durch die Luft hinzugekommenen Saͤure un-
geachtet, zur harnhaften Beſchaffenheit (r).
Man erlaube uns hier, mit kurzem Worten, einen
Jrrthum zu wiederlegen, welcher hin und wieder vorkommt,
und ſich in die Phiſiologie mit eingeſchlichen, naͤmlich
daß beſonders der Salpeter Kaͤlte verurſache, und im
Nordwinde, und denen verwandten Windſtrichen in groͤſ-
ſerer Menge vorhanden ſei (r*). Es iſt beides ohne
Grund. Da ſich der Salpeter vornaͤmlich aus den Aus-
wuͤrfen der Thiere erzeugt, und einen harnhaften Grund-
ſtoff zur Baſis verlangt, ſo iſt er vor andern eine Geburt
der heiſſen Erdgegenden. Man findet ihn auf dem Afri-
kaniſchen Boden (s) ſo haͤufig, daß man aus hundert
Pfund Erde ſechs Unzen herauslaugen kann. Man findet
in Quito (t), faſt unter der Mittagslinie, gewoͤhnlicher-
maſſen Salpeter. Jn Egipten ſiedet man (u) ihn ſehr
haͤufig aus Erde. Derjenige Europaͤiſche Donnerſalpe-
ter, welchen die Kriegskunſt zu dem Verderben der Sol-
daten anwendet, koͤmmt zu uns aus Jndoſtan her. Jn
kalten Gegenden wirkt die Faͤulnis ſeltener und traͤge, der
Umlauf der Natur, mit dem ihre Haͤnde aus Erde Pflan-
zen und Jnſekten bauen, und folche wieder zu Erde ma-
chen, geſchicht mit einer kleinern Eilfertigkeit.
Bei
(q)
COCKBVRNE oecon.
anim. S. 120.
(r) 8 Buch.
(r*) HOME angef. Ort. S.
145.
(s) SHAW travels. S. 228.
(t) BOVGVER S. LXIV.
(u) Journ. des ſavans. 1685.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 532[534]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/540>, abgerufen am 22.11.2024.
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