Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Atemholen. VIII. Buch.
§. 23.
Die Wirksamkeit des Atemholens auf das Blut
des Unterleibes, und die Eingeweide.

Was wir von der Zusammendrükkung des Blutes
im Unterleibe gesagt haben (r), gehört zu dem Nuzzen,
den die Respiration dem menschlichen Leben leistet. So
steigt also blos das Zwerchfell bei jedemmaligen Einatmen
nieder, und es drükkt den Magen, die Gedärme, die
Leber, Milz, und Nieren herab (s). Es wird ferner
der volle Unterleib, zwischen dem sinkenden Zwerchfelle
und den Muskeln, die von diesem Bauche den Namen
her haben, und den Wirbelbeinen zusammengedrükkt,
und so wird alles, was sich in dem holen Bauche befin-
det, besonders in dem angestrengten Atemholen, im Be-
streben (t), sehr stark geprest. Jch betrachte hier, um
mich kurz zu fassen, das Blut der Blutadern in der Le-
ber, Milz, dem Gekröse, den Nieren, in der ungepaar-
ten, und in der Holader, dieses ganze Sistem, als eine
einzige Röhre, welche gleichsam von allen Seiten mit
einem Gürtel umgeben ist, und völlig ausgedrükkt wird.
Folglich zerteilt sich diese Röhre mitten durch in zwo
Säulen. Die obere derselben wird im Atemholen von
den Aesten in die Stämme getrieben; die untere wird von
den Stämmen in die Aeste zurükke gedrükkt, indem fast
der ganze Unterleib keine Klappen hat, die sonst den Lauf
des Blutes bestimmen könnten. Ob man nun gleich den-
ken könnte, daß die Natur wenig vor die Geschwindig-
keit des Blutumlaufes auf solche Weise gesorgt habe, in-
dem zugleich der gehörige Umlauf des Blutes verzögert
zu werden scheint, wie er erst beschleunigt wurde, so ziehet

doch
(r) [Spaltenumbruch] 8 B. 1 A. 36 N.
(s) Ebendas.
(t) [Spaltenumbruch] 8 B. 4 A. 34 N.
Das Atemholen. VIII. Buch.
§. 23.
Die Wirkſamkeit des Atemholens auf das Blut
des Unterleibes, und die Eingeweide.

Was wir von der Zuſammendruͤkkung des Blutes
im Unterleibe geſagt haben (r), gehoͤrt zu dem Nuzzen,
den die Reſpiration dem menſchlichen Leben leiſtet. So
ſteigt alſo blos das Zwerchfell bei jedemmaligen Einatmen
nieder, und es druͤkkt den Magen, die Gedaͤrme, die
Leber, Milz, und Nieren herab (s). Es wird ferner
der volle Unterleib, zwiſchen dem ſinkenden Zwerchfelle
und den Muskeln, die von dieſem Bauche den Namen
her haben, und den Wirbelbeinen zuſammengedruͤkkt,
und ſo wird alles, was ſich in dem holen Bauche befin-
det, beſonders in dem angeſtrengten Atemholen, im Be-
ſtreben (t), ſehr ſtark gepreſt. Jch betrachte hier, um
mich kurz zu faſſen, das Blut der Blutadern in der Le-
ber, Milz, dem Gekroͤſe, den Nieren, in der ungepaar-
ten, und in der Holader, dieſes ganze Siſtem, als eine
einzige Roͤhre, welche gleichſam von allen Seiten mit
einem Guͤrtel umgeben iſt, und voͤllig ausgedruͤkkt wird.
Folglich zerteilt ſich dieſe Roͤhre mitten durch in zwo
Saͤulen. Die obere derſelben wird im Atemholen von
den Aeſten in die Staͤmme getrieben; die untere wird von
den Staͤmmen in die Aeſte zuruͤkke gedruͤkkt, indem faſt
der ganze Unterleib keine Klappen hat, die ſonſt den Lauf
des Blutes beſtimmen koͤnnten. Ob man nun gleich den-
ken koͤnnte, daß die Natur wenig vor die Geſchwindig-
keit des Blutumlaufes auf ſolche Weiſe geſorgt habe, in-
dem zugleich der gehoͤrige Umlauf des Blutes verzoͤgert
zu werden ſcheint, wie er erſt beſchleunigt wurde, ſo ziehet

doch
(r) [Spaltenumbruch] 8 B. 1 A. 36 N.
(s) Ebendaſ.
(t) [Spaltenumbruch] 8 B. 4 A. 34 N.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0570" n="562[564]"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Atemholen. <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 23.<lb/><hi rendition="#b">Die Wirk&#x017F;amkeit des Atemholens auf das Blut<lb/>
des Unterleibes, und die Eingeweide.</hi></head><lb/>
            <p>Was wir von der Zu&#x017F;ammendru&#x0364;kkung des Blutes<lb/>
im Unterleibe ge&#x017F;agt haben <note place="foot" n="(r)"><cb/>
8 B. 1 A. 36 N.</note>, geho&#x0364;rt zu dem Nuzzen,<lb/>
den die Re&#x017F;piration dem men&#x017F;chlichen Leben lei&#x017F;tet. So<lb/>
&#x017F;teigt al&#x017F;o blos das Zwerchfell bei jedemmaligen Einatmen<lb/>
nieder, und es dru&#x0364;kkt den Magen, die Geda&#x0364;rme, die<lb/>
Leber, Milz, und Nieren herab <note place="foot" n="(s)">Ebenda&#x017F;.</note>. Es wird ferner<lb/>
der volle Unterleib, zwi&#x017F;chen dem &#x017F;inkenden Zwerchfelle<lb/>
und den Muskeln, die von die&#x017F;em Bauche den Namen<lb/>
her haben, und den Wirbelbeinen zu&#x017F;ammengedru&#x0364;kkt,<lb/>
und &#x017F;o wird alles, was &#x017F;ich in dem holen Bauche befin-<lb/>
det, be&#x017F;onders in dem ange&#x017F;trengten Atemholen, im Be-<lb/>
&#x017F;treben <note place="foot" n="(t)"><cb/>
8 B. 4 A. 34 N.</note>, &#x017F;ehr &#x017F;tark gepre&#x017F;t. Jch betrachte hier, um<lb/>
mich kurz zu fa&#x017F;&#x017F;en, das Blut der Blutadern in der Le-<lb/>
ber, Milz, dem Gekro&#x0364;&#x017F;e, den Nieren, in der ungepaar-<lb/>
ten, und in der Holader, die&#x017F;es ganze Si&#x017F;tem, als eine<lb/>
einzige Ro&#x0364;hre, welche gleich&#x017F;am von allen Seiten mit<lb/>
einem Gu&#x0364;rtel umgeben i&#x017F;t, und vo&#x0364;llig ausgedru&#x0364;kkt wird.<lb/>
Folglich zerteilt &#x017F;ich die&#x017F;e Ro&#x0364;hre mitten durch in zwo<lb/>
Sa&#x0364;ulen. Die obere der&#x017F;elben wird im Atemholen von<lb/>
den Ae&#x017F;ten in die Sta&#x0364;mme getrieben; die untere wird von<lb/>
den Sta&#x0364;mmen in die Ae&#x017F;te zuru&#x0364;kke gedru&#x0364;kkt, indem fa&#x017F;t<lb/>
der ganze Unterleib keine Klappen hat, die &#x017F;on&#x017F;t den Lauf<lb/>
des Blutes be&#x017F;timmen ko&#x0364;nnten. Ob man nun gleich den-<lb/>
ken ko&#x0364;nnte, daß die Natur wenig vor die Ge&#x017F;chwindig-<lb/>
keit des Blutumlaufes auf &#x017F;olche Wei&#x017F;e ge&#x017F;orgt habe, in-<lb/>
dem zugleich der geho&#x0364;rige Umlauf des Blutes verzo&#x0364;gert<lb/>
zu werden &#x017F;cheint, wie er er&#x017F;t be&#x017F;chleunigt wurde, &#x017F;o ziehet<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">doch</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[562[564]/0570] Das Atemholen. VIII. Buch. §. 23. Die Wirkſamkeit des Atemholens auf das Blut des Unterleibes, und die Eingeweide. Was wir von der Zuſammendruͤkkung des Blutes im Unterleibe geſagt haben (r), gehoͤrt zu dem Nuzzen, den die Reſpiration dem menſchlichen Leben leiſtet. So ſteigt alſo blos das Zwerchfell bei jedemmaligen Einatmen nieder, und es druͤkkt den Magen, die Gedaͤrme, die Leber, Milz, und Nieren herab (s). Es wird ferner der volle Unterleib, zwiſchen dem ſinkenden Zwerchfelle und den Muskeln, die von dieſem Bauche den Namen her haben, und den Wirbelbeinen zuſammengedruͤkkt, und ſo wird alles, was ſich in dem holen Bauche befin- det, beſonders in dem angeſtrengten Atemholen, im Be- ſtreben (t), ſehr ſtark gepreſt. Jch betrachte hier, um mich kurz zu faſſen, das Blut der Blutadern in der Le- ber, Milz, dem Gekroͤſe, den Nieren, in der ungepaar- ten, und in der Holader, dieſes ganze Siſtem, als eine einzige Roͤhre, welche gleichſam von allen Seiten mit einem Guͤrtel umgeben iſt, und voͤllig ausgedruͤkkt wird. Folglich zerteilt ſich dieſe Roͤhre mitten durch in zwo Saͤulen. Die obere derſelben wird im Atemholen von den Aeſten in die Staͤmme getrieben; die untere wird von den Staͤmmen in die Aeſte zuruͤkke gedruͤkkt, indem faſt der ganze Unterleib keine Klappen hat, die ſonſt den Lauf des Blutes beſtimmen koͤnnten. Ob man nun gleich den- ken koͤnnte, daß die Natur wenig vor die Geſchwindig- keit des Blutumlaufes auf ſolche Weiſe geſorgt habe, in- dem zugleich der gehoͤrige Umlauf des Blutes verzoͤgert zu werden ſcheint, wie er erſt beſchleunigt wurde, ſo ziehet doch (r) 8 B. 1 A. 36 N. (s) Ebendaſ. (t) 8 B. 4 A. 34 N.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/570
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 562[564]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/570>, abgerufen am 22.11.2024.