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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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Das Atemholen. VIII Buch.

Daher wiedersteht, um kurz zu seyn, keine andere
Ursache stärker dem Stokken des Blutes in der Milz (y),
und in der Leber besser, da es so in diesen Eingeweiden
sehr leicht stille zu stehen pflegt. Von dieser Kraft ge-
schicht es, daß das Blut vom untersten Gedärme gegen
das Herz senkrecht hinauf getrieben wird, damit es nicht
seiner Neigung, die dem Hintern nahe Blutadern auseinan-
der zu drengen, überlassen bleibe. Folglich ist in allen
hypochondrischen Uebeln nichts so heilsam, als ein ange-
strengtes Atemholen. Wenn man einatmet, schwellen
die Gekrösegefäße der Gedärme auf, und sie werden im
Ausatmen mit Macht zusammengeschnürt (z).

So wie die aufliegende Presse des Zwerchfells behülf-
lich ist, daß das Blut wieder zurükke kehren kann, so be-
kömmt auch die Galle durch ihre Kanäle, und aus der
Leber Luft, nach dem Gedärme zu gehen (a). Dieses
ist die Ursache, warum das Erbrechen, oder das stärkste
Ausatmen, in periodischen Schmerzen, welche die Stei-
ne der Gallenblase erregen, fast allemal dem Paroxys-
mus (Anfall) ein Ende machen, und die Kranken,
wenigstens auf einige Wochen, vor den Schmerzen
sichert (b).

Es kann beides, der Drukk des Unterleibes, und
des Zwerchfells, in den Nieren, in dem Fortrükken der
Steine, in der Zusammendrükkung der Gedärme mit ih-
ren Speisen, die sie enthalten, in der Pressung des Spei-
sesaftes (c) aus seinem Behälter und Gängen, die

die-
(y) [Spaltenumbruch] LEEVWENHOEK. phy-
los. trans. n.
307.
(z) Heuermann Physiologie. T.
III.
S. 739.
(a) Memoir. | sur la respiration.
[Spaltenumbruch] exp.
55. S. 30. segner de bile
cyst.
(b) Vergleiche damit Comment.
ad boerhaave Instit. medic
T. III.
S. 166.
(c) PECQVET. S. 82.
Das Atemholen. VIII Buch.

Daher wiederſteht, um kurz zu ſeyn, keine andere
Urſache ſtaͤrker dem Stokken des Blutes in der Milz (y),
und in der Leber beſſer, da es ſo in dieſen Eingeweiden
ſehr leicht ſtille zu ſtehen pflegt. Von dieſer Kraft ge-
ſchicht es, daß das Blut vom unterſten Gedaͤrme gegen
das Herz ſenkrecht hinauf getrieben wird, damit es nicht
ſeiner Neigung, die dem Hintern nahe Blutadern auseinan-
der zu drengen, uͤberlaſſen bleibe. Folglich iſt in allen
hypochondriſchen Uebeln nichts ſo heilſam, als ein ange-
ſtrengtes Atemholen. Wenn man einatmet, ſchwellen
die Gekroͤſegefaͤße der Gedaͤrme auf, und ſie werden im
Ausatmen mit Macht zuſammengeſchnuͤrt (z).

So wie die aufliegende Preſſe des Zwerchfells behuͤlf-
lich iſt, daß das Blut wieder zuruͤkke kehren kann, ſo be-
koͤmmt auch die Galle durch ihre Kanaͤle, und aus der
Leber Luft, nach dem Gedaͤrme zu gehen (a). Dieſes
iſt die Urſache, warum das Erbrechen, oder das ſtaͤrkſte
Ausatmen, in periodiſchen Schmerzen, welche die Stei-
ne der Gallenblaſe erregen, faſt allemal dem Paroxys-
mus (Anfall) ein Ende machen, und die Kranken,
wenigſtens auf einige Wochen, vor den Schmerzen
ſichert (b).

Es kann beides, der Drukk des Unterleibes, und
des Zwerchfells, in den Nieren, in dem Fortruͤkken der
Steine, in der Zuſammendruͤkkung der Gedaͤrme mit ih-
ren Speiſen, die ſie enthalten, in der Preſſung des Spei-
ſeſaftes (c) aus ſeinem Behaͤlter und Gaͤngen, die

die-
(y) [Spaltenumbruch] LEEVWENHOEK. phy-
loſ. tranſ. n.
307.
(z) Heuermann Phyſiologie. T.
III.
S. 739.
(a) Memoir. | ſur la reſpiration.
[Spaltenumbruch] exp.
55. S. 30. ſegner de bile
cyſt.
(b) Vergleiche damit Comment.
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T. III.
S. 166.
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[564[566]/0572] Das Atemholen. VIII Buch. Daher wiederſteht, um kurz zu ſeyn, keine andere Urſache ſtaͤrker dem Stokken des Blutes in der Milz (y), und in der Leber beſſer, da es ſo in dieſen Eingeweiden ſehr leicht ſtille zu ſtehen pflegt. Von dieſer Kraft ge- ſchicht es, daß das Blut vom unterſten Gedaͤrme gegen das Herz ſenkrecht hinauf getrieben wird, damit es nicht ſeiner Neigung, die dem Hintern nahe Blutadern auseinan- der zu drengen, uͤberlaſſen bleibe. Folglich iſt in allen hypochondriſchen Uebeln nichts ſo heilſam, als ein ange- ſtrengtes Atemholen. Wenn man einatmet, ſchwellen die Gekroͤſegefaͤße der Gedaͤrme auf, und ſie werden im Ausatmen mit Macht zuſammengeſchnuͤrt (z). So wie die aufliegende Preſſe des Zwerchfells behuͤlf- lich iſt, daß das Blut wieder zuruͤkke kehren kann, ſo be- koͤmmt auch die Galle durch ihre Kanaͤle, und aus der Leber Luft, nach dem Gedaͤrme zu gehen (a). Dieſes iſt die Urſache, warum das Erbrechen, oder das ſtaͤrkſte Ausatmen, in periodiſchen Schmerzen, welche die Stei- ne der Gallenblaſe erregen, faſt allemal dem Paroxys- mus (Anfall) ein Ende machen, und die Kranken, wenigſtens auf einige Wochen, vor den Schmerzen ſichert (b). Es kann beides, der Drukk des Unterleibes, und des Zwerchfells, in den Nieren, in dem Fortruͤkken der Steine, in der Zuſammendruͤkkung der Gedaͤrme mit ih- ren Speiſen, die ſie enthalten, in der Preſſung des Spei- ſeſaftes (c) aus ſeinem Behaͤlter und Gaͤngen, die die- (y) LEEVWENHOEK. phy- loſ. tranſ. n. 307. (z) Heuermann Phyſiologie. T. III. S. 739. (a) Memoir. | ſur la reſpiration. exp. 55. S. 30. ſegner de bile cyſt. (b) Vergleiche damit Comment. ad boerhaave Inſtit. medic T. III. S. 166. (c) PECQVET. S. 82.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 564[566]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/572>, abgerufen am 22.11.2024.